den Mittelweg zwischen Naturalismus und strenger Stilisirung, ein-
geschlagen hatte. Eben deswegen richteten sich auch auf ihn die Blicke,
als ein Lehrer für decorative Malerei gesucht werden musste.
Seine Abtheilung in der Schule umfasst das Malen von Pflanzen,
Thieren und Ornamenten, und zahlreiche Schüler haben längst, theils
in der Kunstindustrie, theils an Unterrichtsanstalten für die gründliche
und zugleich anregencleLehrmethode ihres Professors vollgiltiges Zeugniss
abgelegt. Wie er selbst ein weites Schatfensfeld besaß, von Supraporten,
Wandschirmen, Gobelinimitationen etc. mit reizenden KinderfigurenfMöhel-
füllungen, Entwürfen für die Textilkunst bis zum keramischen Decor, so
führte er seine Zöglinge ebenfalls zur vielseitigen Anwendung des Er-
lernten. Und lange vor dern durch die japanische Kunst bewirkten
Umschwung in unserer decorativen Blumenmalerei hatte Sturm schon
gezeigt, dass man sich nicht auf die früher benutzten Typen "zu bea
schränken habe, dass vielmehr die heimische Flora und der fort und
fort bereicherte Ptlanzenschatz unserer Gärten neue Motive in_ Hülle und
Fülle biete.
Für unsere Anstalt ist sein Austritt ein herber Verlust. Mit der
Schule, deren Director er durch mehrere Jahre war, wird das ganze
Museum dem hochbegabten, anspruchslos liebenswürdigen Collegen freund-
liches und dankbares Andenken bewahren. B.
Die farbigen Kupferstiche des 18. Jahrhunderts.
Vortrag, aus Anlass der Ausstellung solcher Stiche gehalten im k. k. Oesterr. Museum
für Kunst und Industrie am 4. Februar x89: von Eduard Chmelarf).
Was ich in dem engen Rahmen eines Vortrages bieten kann, ist
eigentlich nur ein Bruchstück und noch dazu nur das Bruchstllck eines
Theiles der Entwickelungsgeschichte der graphischen Künste. Es wäre
ür mich viel verlockender gewesen, wenn ich die Geschichte der ge-
sammten farbigen Reproduction auf dem Gebiete der graphischen Künste,
von den Anfängen bis zum heutigen Stande dieser Technik hätte vor-
ragen können, denn erst daraus würde sich ein vollständiges Bild von
der stetigen Ausbildung eines Strebens ergeben, welches sich seit Jahr-
hunderten bald schwächer, bald stärker bei den schaffenden Künstlern
und bei dem genießenden Publicum bemerkbar macht. Ich meine die
Tendenz nach der Farbe in den reproducirenden Künsten; man kann
') Mit Benutzung von: Roger Portalis et Henri Beraldi: Les grlveurs du dix-
huitieme siecle. Paris, Dam. Morgand et Charles Fatout. 3 Bde. 1880-1882. 8'._ Desselben
Verfassers Aufsatze: La gravure en couleurs, in der lGazette des Beaux-Artsl, 1833 ß".
Jules Renouvier: Histoire de l'art pendlnt la revolulion eonsidere principalement dans
les estampes. Paris, Renouard, 1363. 8'. Andere Quellen werden an der belretfenden
Stelle des Textes namhaft gemacht.