Werk anzusprechen. Sie gilt traditionell für
eine Arbeit des bekannteren Adrian de Vries,
weil nämlich in einem Schreiben des Augs-
burger Stadtgießers Wolfgang Neidhart an
den Danziger Baumeister Abraham von dem
Block vom 30. Jänner 1620 de Vries als der
berühmteste Bossierer für die Herstellung der
Brunnenfigur empfohlen wird. Der Danziger
Baumeister hatte, wie aus dem Briefe hervor-
geht, kurz vorher in dieser Angelegenheit eine
resultatlos verlaufene Reise nach Augsburg
gemacht und nach seiner Rückkehr den Neid-
hart schriftlich um weitere Vermittlung ge-
beten. Nach dem Wortlaut der Antwort Neid-
harts zu schließen, hatte man aber offenbar in
Danzig den Reichel an erster Stelle ins Auge
gefaßtf Stilistisch ist auch der Neptun mit
den Arbeiten des de Vries nicht in Einklang zu
bringen, wie dessen Biograph Buchwald aus-
drücklich betont," wohl aber mit Reichel.
So spricht die größere Wahrscheinlichkeit
für unseren Künstler, zumal auch Neidharts
Schreiben mit der Empfehlung des de Vries
zu spät in Danzig eingetroffen sein muß, als
nämlich der Neptun schon geformt wurde."""'"
Aus dem Jahre 1628 gibt es einen Stich
von L. Kilian, der unter der Halbiigur des
Fürstbischofs Daniel Zen von Brixen (regierte
1627 bis 1628) die Aufschrift trägt: Hans Reichel
inv[enit].1' Das würde auf Brixen als Wohnort
" Neidhart schreibt: „Das der herr auch in seinem schreu-
ben begert, ich soll ain modell ains Neptunus von herren Hannsz
Reuchle oder Aderian d. Frilsz machen laszen und daszelbig hin ain
schicken, so du ich dem herrn zu weussen, das kainer gerren die
modell mach, wan er das grosz werck nit machen soll" (das heißt
die Gußform): „Preußische Provinzialblätter", herausgegeben von
A. Hagen, Band II. Königsberg 1852, Seite 164. Vgl. Buchwald,
a. a. 0., Seite 8c ff. Auf die Anwesenheit Reichels in Augsburg kann
aus dem Sachverhalt nicht geschlossen werden.
Abb. 18. Terrakottastatue des Kardinals
Andreas von Österreich im Hof des
bischöflichen Schlosses zu Brixen
"H Buchwald, a. a. 0., Seite 83. Nigele möchte gleicherweise an Reichel denken: „Württem-
bergische jahrbücher", a. a. 0., Seite 134. Vgl. aber Lindner „Danzig", z. Auflage, 1913, Seite 70 (Abb. 53
und 61).
"W Das erhellt aus der Beschwerde des rnit der Verbesserung der Wasserröhren des Brunnens beauf-
tragten Ätzmeisters vom 14. Februar 1620, wo es heißt, daß „kurz verwichener zeit der Possirer, der den
Neptunus zur rechten Wasserkunst gemacht, nur für bloß seine Arbeit (da er nicht einmal kohlen gebraucht
habe) über zweytausend d. davor brachte": Buchwald, a. a. 0., Seite 82. Der Brunnen selbst wurde von dem
oben genannten Baumeister Abraham von dem Block ausgeführt.
1- Nagler, „Künstlerlexikon", X11, Seite 38x. hat hier den Zusammenhang mit dem Augsburger Reichel
richtig vermutet.