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man heim Kunstwerk sucht. Alle diese Bilder und Bildchen sind fertig bis zum Letzten
und doch vermißt man die Seele, die uns ergreift und anfaßt, sie scheint erdrückt und
betäubt durch den Glanz der Vorfahren.
Es ist ein österreichisches Schicksal, daß uns die Liebe zum Kleinen, Intimen, Spiele-
rischen in ihrem Bann hält und beim Aufschwung zum Großen und Starken leider oft nur
der Anlauf zu gelingen pflegt.
Wenn aber doch das Schicksal einzelnen Starken die Wiege in unsere engere Heimat
stellt, dann bleiben sie arm und vereinsamt, wenn sie nicht auch als Menschen von der
Heimat loszukommen vermögen, ins Weite streben. Vielfältige Begabungen, Impulse
wachsen in unserem Vaterland, sie finden nur selten in ihrer Enge den Entwicklungsraum,
den sie benötigen.
.. STERREICHISCHER KÜNSTLERBÜND. Der übersichtliche Ausstellungs-
raum bei Wawra bot eine kleine Anzahl ansprechender Bilder, die keine hohen An-
sprüche stellten. Eine ruhige, intime Naturbeobachtung, Fleiß und Geschick und manche
feine Note ergaben jenes Zusammengehen, das anderwärts mit viel mehr Pose und Lärm
in Szene gesetzt wird. Es sei hier nur auf einige Leistungen hingewiesen, die über das
Gegenständliche und die Konvention hinauszugreifen vermochten. Da wäre Artur Paunzen
zu nennen, der mit festem Umriß und einfacher Tonung auf eine Stilisierung hinarbeitet,
die nicht leer ist, sondern Gedanken ausdrückt; daß er die lebendige Natur auch festzuhalten
weiß, zeigen seine Zeichnungen. Karl Borschke fesselt mit einer Madonna, die stark aus
der Umgebung hervortritt. Diese Ausdrucksfähigkeit und Wärme bei so wirksamer Einfach-
heit erweckte lebendigste Teilnahme. Leider war nur ein Werk des Künstlers zu sehen.
Von Emma Löwenstamm sind ein ernstes Porträt von Popper-Lynkeus (Radierung) und
eine feine Ölstudie (Interieur) das Resultat intimer Beobachtungskunst und diskreter, vor-
nehmer Darstellungsweise. Von A. K. Schmidt interessieren sonnige Ölstudien, aber mehr
noch zarte Aquarelle aus dem alten Wien, die mehr als das Gegenständliche bieten.
Dieses ist bei den lnterieurs von j. Pögl wohl das vorwiegende Element und darum
gerade interessieren sie mehr durch das Was als durch das Wie der Darstellung. Den Raum
beherrschten eine Landschaft und ein Interieur von Konstantin Stoitzner, die in ihrer ge-
wissenhaften Ehrlichkeit mitbestimmend für den ruhigen Gesamteindruck wirkten.
KLEINE NACHRICHTEN Sh
BERÜI-IJVITE KUNSTSTÄTTEN": WIEN, VON HANS TIETZE. Die
Erschließung der zahlreichen dunklen Gebiete in der kunstgeschichtlichen Darstellung
von Wiens Vergangenheit hat im letzten Jahrzehnt erhebliche Fortschritte gemacht. Seit
dem Erscheinen des ersten neuen Bandes der neufundierten Österreichischen Kunst-
topographie, der einen Teil von Wien behandelte und Dr. Tietze zum Verfasser hatte,
dem seine gelehrte Gattin als Mitarbeiterin zur Seite stand; seit der Ausgestaltung des
Denkmalamtes und der Heranziehung tüchtiger Mitarbeiter und moderner technischer
Arbeitsbehelfe ist neues Leben in dieses Arbeitsgebiet getragen worden. Die früheren
Vorarbeiten waren umfangreich und zahlreich, haben aber einerseits mehr archäologische
und wissenschaftlich dilettantische Ziele verfolgt, anderseits schwerer zugängliche und
fachlich begrenzte Materialien zur Baugeschichte angesammelt. Überdies war zumeist das
Ende der Renaissancezeit auch die Grenze der durchforschten Perioden. Nun ist die Kunst-
geschichte vorurteilsloser geworden. Sie dehnt ihre Entwicklungsreihen bis zur Gegenwart
aus und macht nicht halt vor Epochen, die unter dem Ruf der zumeist nur scheinbaren
künstlerischen Unproduktivität standen. Die Vorurteile einer voreingenommenen Kunst-
' Verlag von E. A. Seemann, Leipzig.