Auch wenn wir vom regsten Künstlerverkehr
wüßten zwischen Frankreich und Deutschland in
dieser Zeit, es täte nichts dazu zu dem, was uns die
Denkmäler sagen: die Bestrebungen hier und dort
stehen überm gleichen Nenner; aber sie gehen
voneinander unabhängig, schon weil hier und dort
die Voraussetzungen verschieden sind. Etwas ganz
anderes betrifft nun die Frage nach dem Tausch-
verkehr künstlerischer Kräfte oder Motive - als
innerdeutsche Frage. Darüber wissen wir über-
lieferungsmäßig sehr wenig; aber die Denkmäler
lassen viel erschließen. Auch unsere beiden.
Die Partie an und unter dem (vom Beschauer
aus) linken Ärmel von Zwei mutet wie eine feine Er-
findung an. Es ist aber
nichts daran eigen außer
gewissen Feinheiten der
Durchführung. Dieselben
Formen in derselben
Ordnung gibt es auch
anderwärts; ein absicht-
lich räumlich entlege-
nes Beispiel: die Groß-
madonna in S. Maria-
Lyskirchen in Kölnfk
Die Durchführung ist da
recht anders, anscheinend viel glatter und matter,
aber es ist ganz dasselbe Gruppenmotiv von He-
bungen und Senkungen. Und dieses Gruppenmotiv
kommt verhältnismäßig oft vor. Das ist sozusagen
Phraseologie zweiten Ranges; bei Stellen, an
denen nicht soviel lag wie an den großen Motiven,
konnten auch solche Bildhauer im Geleise gehen,
die sonst aus allem etwas Besonderes machtenfhk
i" Kunstdenkmäler der Stadt Köln, ll, i, Seite 306 bis 307.
H Gewisse Vorformen zu der eben besprochenen Ärmelbildung
irn Braunschweiger Skizzenbuch. _ Eine andere Ärmelbildung von
ebenso festem Formbestand entspricht dem Aufstoß bei Eins. bezw.
mehr der dickeren Formung beim Karl IV.: eine breite Kehle mit einer
Furche darunter; es fehlt nur die schräg anlaufende Schlinge. So kommt
das mehrfach vorbei denberührnten schreibenden Aposteln in denDoppel-
torarchivolten des Ulmer Münsterwestportals (auf Hartmanns Tafel be-
sonders bei 1 und B). Eine Vorfnrm schon beim Karl V. in St. Denis
(Trocaderowerk. Tafel I5). 4 Von dem Meister der Ulmer Schreiber
stammen bekanntlich auch die Turnbenfiguren vom Kölner Saarwerden-
grabmal. Zwischen denen und dem Prager Karl IV. scheint 7 trotz des
großen Zeitabstandes -- in der Gewandbehandlung eine etwas größere
Statue Zwei Verwandtschaft zu bestehen, als der gemeinsame Stil mit sich bringt.
Salzburg, Städtisches Museum
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