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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1868 / 33)

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sammengehörigkeit war; doch spricht anderseits Manches dafür, dass der 
Name „Landsehadenbund" erst in späterer Zeit entstanden und der Pocal 
ursprünglich sich in der in Graz bestandenen erzherzoglichen Kunst- 
kammer befunden hat. Fuss und Deckel sind vielfach gegliedert und da. 
und dort mit translueiden Emaillirungen auf silbernem Grunde geziert. 
Die Cuppa trägt Reliefs mit Darstellungen aus der Geschichte der Esther. 
Ebenfalls von Wichtigkeit ist der Prunkpocal des deutschen Or- 
densschatzcs (Nr. 42), der der Verherrlichung der Kriegsthaten Kaiser 
Karl V. gewidmet ist. Obwohl im Aufbau nicht jene Eleganz und Schön- 
heit der Zeichnung herrscht, wie etwa in dem vorerwähnten "Landscha- 
denbund" - namentlich ist das Verhiiltniss des Fusses zum Körper und 
die Form des ersteren weniger glücklich - so hat doch gerade dieser 
Pocal durch die Menge der ldiguren und Details des Anziehenden so viel, 
dass man jenen Mangel leicht darüber vergisst. Die Darstellungen er- 
innern durch ihrcn Figurenreichthum, die dramatische Lebendigkeit, mit 
der sie den Vorgang erzählen, und auch durch Costüm und Bewaffnung 
vielfach an die Holzschnitte eines Burgkmaier oder ihm verwandten 
Meisters. Die Arbeit, von mehr als gewöhnlicher Güte, scheint von 
einem Nürnberger Goldschmiede herzurühren, die Entstehungszeit ist die 
zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. 
Unter den aus früher Zeit erhaltenen Standuhren dürfte eine der 
zierlichsten und geschmackvollsten jenes Meisterwerk sein, das, mit dem 
Namen seines Verfertigers „Metzkei- in Augsburg" und der Jahreszahl 
1554 bezeichnet, zu den reizcndsten Ohjecten deutscher Kleinkunst ge- 
hört, die wir besitzen. Den als flache Hohlkehle gebildeten Untersatz 
bedeckt ein in der Composition einen Kupferstich von Haus Sebald 
Beham copirter Kinderfries, darüber ein gerades vierseitiges Gehäuse, 
das an seinen Flächen die Stunden- und astronomischen Zifferblätter trägt. 
Die Ecken markiren vier Säulchen im reichsten Renaissancestyl, das 
Ganze schliesst eine durchbrochene, mit Ornamenten und Figuren ver- 
zierte Kuppel, die an ihrer Endung von einer kleinen Fortune auf einer 
Kugel gekrönt wird. Alles ist von feiner und eleganter Durchführung bis 
in die letzten Details, und die galvanoplastische Copie (Nr. 19) repro- 
ducirt es in gelungener Weise. 
Als die in rein künstlerischer Beziehung vielleicht unter allen den 
hier genannten Gegenständen der Renaissance hervorragendem Arbeit 
müssen wir die zwei kleinen Reliefs (Nr. 16 und Nr. 17), die „Geiselung 
Christi" und die nllrladonna auf dem Throne umgeben von Heiligen", be. 
zeichnen. Erstere trägt die Inschrift: „Op. Moilerni", die sich auch auf 
dem zweiten Relief befunden hat, jetzt aber verwischt und kaum noch 
sichtbar ist. Dieser wenig bekannte Meister Moderne war ein nahezu 
cbenhürtigcr Zeitgenosse des vielgenannten und in seinem Verhältnisse 
zu andern Künstlern scincs Faches und seiner Zcit oft übcrsehätzten
	        
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