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sammengehörigkeit war; doch spricht anderseits Manches dafür, dass der
Name „Landsehadenbund" erst in späterer Zeit entstanden und der Pocal
ursprünglich sich in der in Graz bestandenen erzherzoglichen Kunst-
kammer befunden hat. Fuss und Deckel sind vielfach gegliedert und da.
und dort mit translueiden Emaillirungen auf silbernem Grunde geziert.
Die Cuppa trägt Reliefs mit Darstellungen aus der Geschichte der Esther.
Ebenfalls von Wichtigkeit ist der Prunkpocal des deutschen Or-
densschatzcs (Nr. 42), der der Verherrlichung der Kriegsthaten Kaiser
Karl V. gewidmet ist. Obwohl im Aufbau nicht jene Eleganz und Schön-
heit der Zeichnung herrscht, wie etwa in dem vorerwähnten "Landscha-
denbund" - namentlich ist das Verhiiltniss des Fusses zum Körper und
die Form des ersteren weniger glücklich - so hat doch gerade dieser
Pocal durch die Menge der ldiguren und Details des Anziehenden so viel,
dass man jenen Mangel leicht darüber vergisst. Die Darstellungen er-
innern durch ihrcn Figurenreichthum, die dramatische Lebendigkeit, mit
der sie den Vorgang erzählen, und auch durch Costüm und Bewaffnung
vielfach an die Holzschnitte eines Burgkmaier oder ihm verwandten
Meisters. Die Arbeit, von mehr als gewöhnlicher Güte, scheint von
einem Nürnberger Goldschmiede herzurühren, die Entstehungszeit ist die
zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Unter den aus früher Zeit erhaltenen Standuhren dürfte eine der
zierlichsten und geschmackvollsten jenes Meisterwerk sein, das, mit dem
Namen seines Verfertigers „Metzkei- in Augsburg" und der Jahreszahl
1554 bezeichnet, zu den reizcndsten Ohjecten deutscher Kleinkunst ge-
hört, die wir besitzen. Den als flache Hohlkehle gebildeten Untersatz
bedeckt ein in der Composition einen Kupferstich von Haus Sebald
Beham copirter Kinderfries, darüber ein gerades vierseitiges Gehäuse,
das an seinen Flächen die Stunden- und astronomischen Zifferblätter trägt.
Die Ecken markiren vier Säulchen im reichsten Renaissancestyl, das
Ganze schliesst eine durchbrochene, mit Ornamenten und Figuren ver-
zierte Kuppel, die an ihrer Endung von einer kleinen Fortune auf einer
Kugel gekrönt wird. Alles ist von feiner und eleganter Durchführung bis
in die letzten Details, und die galvanoplastische Copie (Nr. 19) repro-
ducirt es in gelungener Weise.
Als die in rein künstlerischer Beziehung vielleicht unter allen den
hier genannten Gegenständen der Renaissance hervorragendem Arbeit
müssen wir die zwei kleinen Reliefs (Nr. 16 und Nr. 17), die „Geiselung
Christi" und die nllrladonna auf dem Throne umgeben von Heiligen", be.
zeichnen. Erstere trägt die Inschrift: „Op. Moilerni", die sich auch auf
dem zweiten Relief befunden hat, jetzt aber verwischt und kaum noch
sichtbar ist. Dieser wenig bekannte Meister Moderne war ein nahezu
cbenhürtigcr Zeitgenosse des vielgenannten und in seinem Verhältnisse
zu andern Künstlern scincs Faches und seiner Zcit oft übcrsehätzten