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und Darstellungen überhaupt die uncrwartetste Bestätigung tiir einige in_
dcr oben erwähnten Abhandlung aufgestellten Gesichtspunkte, wie denn
unsere arabische Bilderhandschrift selbst, auch die von mir am selben
Orte vorgebrachten Beweise gegen die landläutige Annahme eines allge-
meinen muslimischen Bilderverbotes am sicgrciehsten unterstützt.
Wie genau sich der Maler an die Mode', den Farben-
gcschmack und überhaupt an die Vorlagen der damals gang-
baren Stoffe gehalten hat, zeigen die kleinliche Ausführung
der Muster und die Darstellung uns schon bekannter Ge-
fassformen. Interessant ist es dabei wahrzunehmen, dass die
der beifolgenden Zeichnung entsprechenden hohen gläsernen
Hängelampen, wie eine ganz gleiche -- aber inschriftenlose
-- vor Kurzem auch in den Besitz des k. k. Museums kam
j (vgl. Mitth. 1870,11. 147 f), nicht, wie man geglaubt hat, mit
Oeltlammen leuchteten, sondern, wie diese Abbildungen des
Codex auf's Deutlichste zeigen, zur Aufnahme langer
Kerzen bestimmt waren "). Auch der Text der Makämen
erwähnt der Wachskerzen (schuinlY), die zu jener Zeit im
Orient allgemein gebraucht wurden. Als ein mit der Hand-
schrift gleichzeitiges Beispiel über den Aufschwung dieses Industriezweiges
verdient hier erwähnt zu werden, dass nach dem egyptischen Historiker
el-Makrizt der liIamlüken-Sultan Näsir-edadin gelegentlich einer Hochzeit
im Jahre 1332 von seinen Emiren nicht weniger als 3030 Wachskerzen
im Gewichte von 3600 Centnern geschenkt erhielt. Sie waren zum Theil
sehr kunstvoll gearbeitet und stellten verschiedene Figuren vor. Die
schönsten davon waren in Damaskus gemacht worden, welche Stadt
nach dvn arabischen Quellen wenigstens schon im XI. Jahrhundert den
spätem Ruhm der Glasindustrie Venedig's besass.
So viel für jetzt. - Diese Gemälde sind in culturgeschichtlicher
Hinsicht von bedeutender und weitgrcifcnder Wichtigkeit; allein ihre
allgemeine Nutzbarmachung, die mir aus eben diesem Grunde sehr wün-
schenswerth erscheint, unterliegt manchen Schwierigkeiten, von denen die
meisten eben nur der Orientalist vom Fach zu überwältigen vermag. Da
mein erster kritischer Versuch auf kunsthistorischem Gebiete beifallig
aufgenommen wurde, will ich sehen, ob mein Entschluss, diese Bilder
nun als Grundlage einer zweiten Untersuchung zu benützen, nicht etwa
durch entgegenstehende technische Hindernisse vereitelt wird.
Dr. Joseph Karabacek.
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