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Mitte des 15. Jahrhunderts zu einer hohen Blütbe; so sollen besonders
die Porcellane aus den Epochen Hiuan-te bis King-tai (1436-1457) mit
zu den besten und geschätztesten gehören.
Die Arbeiten aus dieser Zeit sind von ausserordentlicher Feinheit
und Harmonie der Farbe, das schon erwähnte Blaugrün herrscht vor,
das Weiss spielt in einen angenehmen gelblich-grauen Ton, die Zellen-
üden sind dünn und mit grosscr Accuratesse gebogen. Von dieser Gat-
tung besitzt das Oesterr. Museum eine lancetformige Vase mit dem Nien-
hoa King-tai (1450-1457) und dieselbe Bezeichnung trägt eine vortrelf-
lieh gearbeitete Opfervase im Besitze des Herrn C. Trau in Wien. Von
der Epoche Tsching-hoa (1465) an bis etwa in die Mitte des 17. Jahr-
hunderts herrscht eine Stabilität der gewerblichen Thätigkeit, so dass
sich die Qualität der Arbeiten weder verbessert noch auch wesentlich
verschlechtert, sondern auf ziemlich gleicher Höhe hält.
Aus dieser Zeit stammt der bei weitem grösste Theil der in Europa
befindlichen Emailen. Es lassen sich darunter gewisse Ulassen unter-
scheiden, die vielleicht auf ebensoviele verschiedene Fabricationsorte
deuten, doch sind diese Unterschiede nicht prägnant genug, um etwa
eine Eintheilung und- Specificirung zuzulassen, wie man sie mit Erfolg
beim chinesischen Porcellan versucht hat. Hierzu ist auch die Menge der
Emailen, die uns zu Gebote stehen, nicht gross und mannigfaltig genug.
Aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ungefahr scheinen zumeist jene
Emailen zu stammen, deren Fond ein sammtartiges Schwarz ist, wenigstens
habe ich deren mehrere mit Datirungen von 1540-60 gefunden. (Coll.
Henderson in London etc.)
Nach und nach erfahrt der Styl des Email eine Umgestaltung, die
sich zunächst darin äussert, dass hellere Farben mit Vorliebe gewählt
werden und für den Fond statt des tiefen Blaugrün ein mehr oder weniger
helles Himmelblau angewendet wird. Dieser Fond selbst wird häulig mit
Metalliäden durchsetzt, die sich winkelig in allen Richtungen kreuzen und
durchschneiden und eine Nachahmung des bei Porcellan und Fayencc-
waaren so beliebten Craqueleb bilden. „Die Striche, die die Krabben mit
ihren Füssen (im Sande nämlich) machen", nennen die Chinesen in nicht
übler Vergleichung diese Verzierungsweise, die nun auch gewissermassen
stylisirt angewendet wird, indem die Linien, die in strenger Imitation des
Craquele unregehnässige Figuren bilden, bald zu, in regelmässiger Wieder-
holung die ganze Grundfläche hedeckenden Sternen, Kreuzen und Rosetten
angeordnet werden. Zugleich werden auch die Zellen immer grösser gemacht
undhäutiger Ials früher mehrere Schattirungen derselben Farbe in eine Zelle
aufgenommen. An die Stelle der frühern ilVeise, in der man die Farben in
kleinen Compartimenten anordnete, und die Zeichnung mehr rnosaikartig
zusanunensetzte, tritt eine mehr malerische Behandlung; grossblumige
Dessins werden vorherrschend. Gehörte früher die Celosie, die Wucher-