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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 65)

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orientalischen Decken waren Triclinien und Betten geschmückt. Die Frauen bedienten 
sich der Sessel, die gekreuzte oder gerade Beine hatten, ohne Lehnen oder mit solchen, 
welche letzteren etwas geneigt und für Rücken und Schultern angemessen gehöhlt waren. 
Je prlniitivere Beleuchtuugsmittcl die Alten hatten, desto kunstvoller waren ihre Lampen 
und Caudelaber gearbeitet. 
Dia hohe, bald übertriebene und überfeiuerte Cultur der alten Welt erlag dem An- 
stunne barbarischer Völker, das Mittelalter musste die Arbeit von neuem beginnen. Es 
treten Nationen in den Kreis der Betrachtung, welchen ein ranheres Klima andere Bedürf- 
nisse auferlegt. Die dem griechisch-römischen Hause unter allen Verhältnissen doch in den 
Grundzügen gemeinsame Anordnung der Wohnräume wird eine verschiedenartige nach dem 
Lande, dem Stande, den Vermögensverhältnissen und dar Beschäftigung. Auch verschiedene 
Style machen sich innerhalb dieses Zeitraumes geltend, der romanische und der gothische, 
abgesehen von der Zeit des Werdens unter den Merowiugern nnd Karolingem. Das Gemein- 
same für die Wohuungsnnlage im Mittelalter bildet die dem Atrinm vergleichbare, aber 
stets geschlossene und gedeckte Balle, Pmnk-, Fest- und Versammlungssaal zur Zeit der 
Bliithe des Fendaladols, in ihrer Bedeutung sinkend mit diesem und mit dem Emporwachscn 
des Funilienleben! über das gesellschaftliche. Wie noch beute im uiederüsterreichischen 
Bauernhofe um die Tenne und Feuerstelle, reihten sich um die Halle der fränkischen Rit- 
terburg die Wnhn-, Schlaf. und Wirthschaftsränrne, anfangs als ci ene Gebäude, später 
unter gemeinsamem Dache. Raubzüge und Fehden zwangen zur niwandlung der um- 
mauerren Hoiiager in feste Burgen, die Wohnzimmer wurden in die oberen Stockwerke 
der Thünne verlegt. 
Das Biirgerhaus im früheren Mittelalter wurde in den unteren Stockwerken von der 
Werkstatt, dem Verkaufsladen, dem Waarenlager eingenommen, die Wohnräume mussten 
sich behelfen, für Gsstlicbkeit und für den Schmuck der Kunst war kein Platz vorhanden. 
Die Kreuzzüge und der Handel mit dem Orient brachten Gefallen an Pracht und Schmuck 
in Hcrren- und Bürgerhiiuser. aber wohnlich wurden beide noch lange nicht. Glasfenster 
gab es während der Blütheneit des Ritterthums nur in Kirchen und Fürstlichen Palästen, 
der Fensterverschluss bestand, wenn nicht einzig aus Holzliden, aus wuchsgetränkter 
Leinwand, geöltem Papier oder Hornplntten; die Beheizung durch offene lIerde oder Cnmine 
war höchst mangelbnß und auch die künstlerische Ausstattung entsprach wenig den Vor- 
stellungen,- wslche wir uns nach den Schilderungen der Dichter zu machen pdegen. In- 
dessen muss prinzipiell von der ausgebildeten Kunst des Mittelalters gesagt werden, dass 
sie in ihrer Anwendung auf die Ausstattung der Wohnung im Allgemeinen richtige, in der 
Sache liegende Grundsätze verfolgte und nur in der späteren Gothik zu Uehertreibung und 
Spielereien entartete. 
In Wnndmalereien, die allerdings vorzugsweise in Kirchen und ödentlichen Gebäu- 
den angebracht wurden, herrschten vor dem 12. Jahrhundert gelbliche und braune Töne 
mit Weiss und Schwmz in Verbindung. Die Entfaltung der Glasmalerei aber mit ihren 
prachtvollen Eifecten bestimmte die Wandmalerei, um nicht ertödtet zu werden, zur Auf- 
nahme von Gold in die Decorntion, welches seinerseits wieder die lebhaftesten Farben, 
namentlich Blau herbcirief. Die Zeichnung der Ornamente folgte den grossgeschwungenon 
lanbigcn Arabesken romanischen Styles oder orientalischen Motiven. ln den Wohnräumen 
liesscu die haben Betten und Kästen und die Holzvertiifelung wenig Baum für die iigu- 
rnlo hialerei. welche sich höchstens friesartig unter dem Plafond hinziehen konnte; die 
Vorwürfe waren dann meistens der epischen Volksdichtung entnommen, doch auch alles 
gorischer Natur oder genreartig. Die Verzierung der Holzdecke ordnet sich der Natur der- 
selben, der Balkenlage, der Cassetiirung unter und erst mit der Gothik verdrängte hier 
wie an den Möbeln der plastische Schmuck den farbigen. 
Der Fussboden, sestampfter Estrich oder einfache Mosaik von Steiniiiesen, entsprach 
den Bedürfnissen des Nordens weder physisch noch künstlerisch. Nach beiden Richtun- 
gen half der Teppich ab, der gestickt, meistens aber gewebt, mit oruanxentaler Verzierung 
den Fussboden, mit üguraleu Darstellungen die Wände bedeckte. Auch um die ungepolster- 
ten Sitzmöbel bequemer zu machen und zu schmücken, dienten Teppiche und Kissen, mit 
denen grosser Luxus getrieben wurde. 
Das Mobiliar blieb das ganze Mittelalter hindurch schwerfällig in der Construction, 
die gothische Täfelung der WViinde zog es in ihre architektonische Structur hinein, machte 
es vollends unbeweglich und durch die Uehsrladung mit krausem Schnitzwerk doch wieder 
unruhig. Grosse Sorgfalt wurde allmälig auf das Schlaf- und zugleich Besuchzimmer der 
Dame vom Hause verwandt. Stickereien, Thierfelle, ein Baldachin mit reichen Vorhängen 
schmückten das Bett, dessen Liingsseite durch einen schmalen Raum, die ruello, von der 
Wand getrennt blieb; am Kopfende stand ein Lehnstuhl, am Fusaende eine sopbanrtige 
Bank, deren Sitz einen Kasten für die Kostbarkeiten der Dame bildete. Eine andere
	        
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