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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1895 / 12)

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Wenn die Hermeneia übrigens davon spricht, dass die Venetianer 
keine Goldblätter auf die Bilder legen, sondern anstatt derselben einen 
Firniss anwenden, der in der deutschen Sprache ydlvqznippue (Goli- 
pharmpe I Goldfarbe) heiße, so kann auch unter diesem Firniss wohl 
kaum ein anderer verstanden sein als der zum Gelbfärben des Silbers 
bestimmte. 
Was das Handbuch über Firnisse im Allgemeinen enthält, lässt sich 
kurz mittheilen. Es kommen Oel-, Spiritus- und Naphthafirnisse vor. Die 
verwendeten Harze sind: Die Pegoula (Tannenharz, geschmolzen und in 
Wasser ausgegossen), Santelharz (wofür bei Schäfer Santelholz steht, 
ebenso irrthlimlich wie Tannenholz für Tannenharz), Mastix und der 
schon genannte Sandarak. Die Vorschriften zum Schmelzen und Auflösen 
der Harze, sowie die Anleitung zur richtigen Verwendung der fertigen 
Firnisse sind klar und deutlich. 
Es erübrigt nun noch, einigen Gegenständen Aufmerksamkeit zu 
schenken, die von den hier gruppenweise behandelten Materien des Hand- 
buches getrennt betrachtet werden können. 
Wie man Kohle, mit der man zeichnet, bereiten soll. 
Eine völlig rationelle Vorschrift, zweckmäßig zugeschnittene Stücke 
trockenen, feinen Nuss- oder Myrtenholzes durch Glühen bei Abschluss 
der Luft in entsprechender Weise zu verkohlen. 
Tinte. Ist Galläpfeltinte mit Candiszucker und Gummi. Nur ist 
auch hier wieder der l-lauptbestandtheil ungenannt geblieben: der Eisen- 
vitriol, ohne den die Bildung der Schwärze, des gallussauren Eisens, 
nicht erfolgen kann. 
Rothe Tinte. lst Zinnober mit Candiszucker, Gummi und 
Wasser. Das Verfahren bei der Erzeugung des Zinnobers ist ziemlich 
unvollkommen beschrieben, doch lässt sich sicher erkennen, dass das 
Präparat durch Zusammenschmelzen von Quecksilber und Schwefel und 
nachfolgender Sublimation erzeugt werden soll. 
Wie man mit Crepezi ausgezeichneten Lack macht. Dass 
dieser Gegenstand weder durch die Herausgeber des Handbuches noch 
sonst seine Erklärung fand, liegt wohl außer dem Mangel einer Deutung 
des Wortes Crepezi an der leicht sich einstellenden Auffassung: dass es 
sich hier um ein zum Lackiren zu verwendendes Präparat, also eine Art 
Firniss handelt. Der genannte Terminus selbst sowohl als der Inhalt der 
gegebenen Vorschrift belehrt uns jedoch eines Anderen. Was ist zunächst 
Crepezi? Ziehen wir den Originaltext zu Rathe, so finden wir dort nicht 
ugvpräy, sondern xgqpäy, im Neugriechischen ungefähr Crimesi lautend, 
womit nichts Anderes gemeint ist als das französische Cramoisi. Wir 
haben es hier also mit einer Lackfarbe zu thun, und zwarlmit Kar- 
mesin- oder Florentinerlack der allgemein aus Cochenille erzeugt wird.
	        
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