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hier in dem Umstande zu suchen, dass, wie schon früher angegeben
wurde, der Azur mit Kleienwasser gebunden und al secco aufgetragen
ist. Diese Farbe würde daher eine mehr oder weniger hygroskopische,
isolirende Schichte zwischen dem Mauerkalk und der Vergoldung bilden,
wodurch die erwähnten Abblätterungen leicht veranlasst werden könnten.
Aus der vorhandenen Vorschrift zur Erzeugung des Mordants er-
sehen wir, dass er im Wesentlichen aus Leinölfirniss und einer gepul-
verten Farbsubstanz, Soulougeni genannt, besteht. Dass für Soulougeni
keine Erklärung vorhanden ist, bringt keinen Schaden, da wir für diese
Farbe irgend eine der gebräuchlichen, etwa Satinober, substituiren können.
Die angegebenen Nebenbestandtheile sind Ocker, Muscheln. Grünspan
und Weiß. Sie sind alle mehr oder weniger belangloser Natur. Der
Ocker erfüllt seinen Zweck als Farbe, um den Auftrag besser controliren
zu können. Das indifferente Muschelpulver wird offenbar, wie heute mit-
unter das gepulverte Glas, ohne nachweisbaren Vortheil zugesetzt. Der
Grünspan ist gleichfalls entbehrlich. Das Weiß allein (wenn Bleiweiß)
kann als Trockenmittel nützen, wie als solches auch bei uns zuweilen
eine kleine Quantität eines Bleipräparates (Bleiglätte, Minium etc.) dem
Vergoldergrund beigemengt wird. Leder, Glas, Marmor, die verschiedenen
Metalle etc. sind gleich dem Mauergrund mit Mordant zu vergolden.
Stein ist hiebei vorerst mit Leinöl einzulassen. Die Vergoldung mit Oel-
grund passt für Alles, was im Freien angebracht ist.
Zum Vergolden von Objecten, die sich in geschützter, trockener
Lage befinden, dient ein weniger solides Bindemittel: der schon früher
erwähnte Knoblauchsaft. Er soll in den Monaten Juli oder August ge-
wonnen werden und so lange an der Sonne stehen, bis er die richtige
Consistenz zeigt. Seine Hygroskopie und seine allmälige Zersetzung durch
die Feuchtigkeit lassen seine Anwendung an dumpfen, geschlossenen
Orten unthunlich erscheinen. Vor dem Gebrauche erhält er einen ge-
ringen Zusatz irgend einer Farbe, um das Arbeiten, wie dies in der
früher erwähnten Weise auch bei der Oelvergoldung geschieht, zu er-
leichtern. Der Knoblauchgrund eignet sich selbstverständlich sowohl
zum Vergolden breiter Flächen, als auch zur Anbringung mehr oder
minder feiner Goldornamente, die mit dem Saft aufgemalt und noch
klebrig mit Blattgold belegt werden, wobei das überschüssige Gold mit
einem Hasenfuß zu entfernen ist. Unter dem Leim, der zum Vergolden
von Geweben oder Papier verwendet werden soll, ist der gleiche Knob-
lauchsaft zu verstehen, wie schon Schäfer hervorgehoben hat'). Auch
die Nimben auf Perlmutterbildern werden außer mit Oelgrund auch mit
Knobl auchgrund vergoldet.
') Z. v. Note s), a. a. O. p. 59, in der auf das Leimen mi! Knablluch hinge-
wiesen wird.