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- Das Kunstgewerbemuseum in Haarlem hat den Vicedirector des
k. k. Oesterr. Museums Regierungsrath Bruno Bucher zum Ehren-
mitgliede ernannt.
Neu ausgestellt. 1m Saulenhofe vom zo. bis 3a. v. M. das Modell fur die Er-
weiterung des Hafer-Denkmals auf dem Berge lsel. - lm Saul V: Luster, mit Benutzung
eines Originals aus dem vorigen Jahrhundert, entwarfen von Bildhauer Schindlcr, in
Bronze für den Hofxiteltaxfonds ausgeführt von R. Ermcr (Dziedzinski 81 Hanusch).
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden un Monal
Juni von 4645, die Bibliothek von 1307 Personen besuchn.
Litteratur- Bericht.
Die Reichen Zimmer der königl. Residenz in München. Photographisch
aufgenommen und herausgegeben von Otto Aufleger, Architekt.
Mit geschichtlicher Einleitung von K. Trautmann. (Süddeutsche
Architektur und Ornamentik im 18. Jahrhundert. VII. und VIII. Bd.)
60 Lichtdrucktaf. München, L. Werner, r8g3. gr. F01. M. 60.
Diese Publication, von welcher vor zwei Jahren der erste Band erschienen, ist
bereits zu einem stattlichen Sammelwerke angewachsen und bringt in dem vorliegenden
Doppelbande eine vorzügliche Wiedergabe jener Raume der Münchener Residenz, deren
decorative Ausschmückung mit Recht zu dem Schönsten, Vollendetsten und vornehmsten
gerechnet wird, was die Kunst des Rococo auf deutschem Boden geschaffen. Der bei-
gegebene Text enthält auf u. Großfolio-Seiten eine mit Zugrundelegung sorgfältiger archi-
valischer Forschungen abgefasste Geschichte der Reichen Zimmer, und bietet nicht allein
ein unzichendes Gesammtbild des Standes der decorntivcn Künste am bayerischen Hofe
im 18. Jahrhundert, sondern zeichnet sich auch durch manches Neue, vielfache Richtig-
stellungen und n erthvolle Detailangaben aus.
Wir erfahren die Namen der Künstler und Handwerker, welche unter Franguis
Cuvillies des Aelteren Leitung bei der Ausführung der Reichen Zimmer thatig wwiren,
denn nicht Elfner und Gunezrhainer, wie man bisher angenommen, haben die Illucn-
ausstattung jener Raume nach dem Brande von 171.9 durchgeführt, sondern jener Fran-
zose, der nchon 1725 zum I-Iofbaumeister des Kurfürsten Karl Albert ernannt worden
war. Als Verfertiger der prächtigen Schnitzereien werden Adam Pichler, der Bohme
Wenzel Mirofsky und Joachim Dietrich angeführt. Die Leistungen des Letztgenannten
erreichen im Mininturencabiner, das er mit reizenden Rahmchen versehen, ihren Hohe-
punltt. Als Vergolder lernen wir Lauro Bigarello und Joseph Murpockh kennen.
Unter den Stuccaturarbeitern nimmt Johann Zimmermann die erste Stelle ein. -
Als den Veriertiger des berühmten, mit Goldstickereien von erstaunlicher Pracht versehenen
Paradebettes hat der Verfasser Jean Franqois Bassecour ausfindig gemacht. Auch
bezüglich der Ozfen, an welchen Wiener Meister beschäftigt waren, der Bronzen, Uhren,
Schmiedearbeiten, Spiegel u. s. w. hat Trautmann alle noch aufnndbaren Angaben ge-
sammelt und so für die reiche Fülle der folgenden Abbildungen eine höchst instructive
geschichtliche Basis geschaifen. Fs.
u
Methodik der Bindungslehre, Decomposition und Calculation für Schaft-
weberei. Bearbeitet für k. k. Fachschulen und zum Selbstunterricht
von Franz Donat, Lehrer an der k. k. Fachschule für Weberei zu
Warnsdorf in Böhmen. Mit 57 Tat. Wien, Pest, Leipzig, A. Hartieben.
8". 112 S. M. 6.
Von den gemeingebrluchlichen Handbüchern der Weberei unterscheidet sich das
vorliegende schon äußerlich dadurch, dass es weder das Rohmaterial, aus dem die
Elemente aller Textilwaare - die Fäden - gebildet werden, noch den technologischen
Apparat - den Webstuhl summt allem Zubehör - und auch nicht den Process des
Webens selbst: das Treten, Einwerfen des Schusses u. s. w. - behandelt, sondern all' dies
als wenigstens in den Grundzügen bekannt voraussetzt und das fertige Product als
solches in's Auge fasst. Wir lernen daraus in der Bindungslehre, wie sich das Gewebe als
Product der Kreuzung von Kette und Schuss darstellt, wie vielerlei Combinarionen bei
dieser Kreuzung möglich sind u. s. w., in der Decompositionslehre aber, wie man das