der einzelnen Werke nur ein geringer. Wenigstens ist das der allgemeine
Eindruck, den uns die Kunstabtheilung gemacht hat. Wer sie aus
geschichtlichem Gesichtspunkt betrachtet, findet gewiss seine Rechnung,
nicht aber Derjenige, der sich ihrer als Patriot erfreuen will. Alles in
Allem genommen, wenn ein Vergleich gestattet ist, erscheint die Kunsv
abtheilung, trotz der Ueberzahl der Werke oder vielleicht gerade deshalb
als die schwächste auf der ganzen Ausstellung. Es ist erdrückend viel
des Unbedeutenden vorhanden, unter welchem man das Gute erst auf-
suchen muss.
Le Brun und das französische Kunstgewerbe.
Von Jos. Folnesics.
Den anziehend geschriebenen und instructiven Studien über Charles"
Le Brun, welche Gen evay seit dem Jahre 1878 in nL'artu und in etwas
veränderter Form 1886 in einem Bande der nBibliotheque internationale
de Partu veröffentlicht hat, ist kürzlich das Werk eines verdienstvollen
französischen Kunstforschers nachgefolgt, welches manches Neue über den
Künstler bringt, und namentlich den Charakter Le Bruns, seine Lebens-
führung und sein Verhalten als Mensch in günstigerem Lichte als es bisher
der Fall war, erscheinen lässt '). Diese neue Auffasung stützt sich auf
zahlreiche, bisher nicht genügend beachtete oder ganz beiseite gelassene
Manuscripte, unter welchen besonders Le Brun's Lebensbeschreibung
von Claude Nivelon, eines Schülers desselben, ausschlaggebend war.
Inwiefern jedoch Le Brun an den Intriguen und sonstigen gehässigen
Actionen, welche ihm seine früheren Biographen in die Schuhe geschoben,
thatsächlich betheiligt war oder nicht, das ist für uns von geringer
Wichtigkeit. Uns interessiren an Le Brun seine vielfachen Beziehungen
zum Kunstgewerbe. Gerade diese hat aber Jouin, ohne sie aus dem Zu-
sammenhange der Lebensbeschreibung loszulösen, in deutlichen Zügen
charakterisirt. Wir beobachten an der Hand litterarischer und monumentaler
Quellen das künstlerische Werden des ersten Hofmalers des Königs, und
sehen wie derselbe seinem innersten Wesen nach zum Führer auf dem
Gebiete der decorativen Künste, ia zum Schöpfer eines neuen ornamen-
talen Stiles berufen war.
Schon früh gibt Le Brun seine eigenartige Begabung deutlich zu
erkennen.
Im Alter von neun Jahren modellirt er Masken, Adler und Greifen,
gewiss bezeichnend für die Phantasie des Kindes. Während sonst künst-
') Charles Lc Brun et [es uns sous Louis XIV. L: premier peintre, s: vie, son
oeuvre, ses öcrits, ses contergpornins, son inßucnce dhprös le manuscrit d: Nivelon et
de nombreuses piäces inäditcs par M. Henry Jouin. Avec un Portrait du maitr: düpräs
Antoine Goyzevox. Paris, impr. nationale, 1390. 4'. 8x8 p.
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