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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 9)

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steigende Bewegung. Nie stand es mit dem Baugewerbe so schlecht wie im verflossenen 
Jahre und mit demselben leiden eine ganze Anzahl von Industrien, welche von ihm Be- 
schäftigung erhalten, so die Bauschlosser, die Bautischler, Bauspengler, Stuccateure, 
Decorutionsmaler u. s. w. Wo wir das Buch aufschlagen, stofien wir auf ungünstige 
Nachrichten. nDie Erzeugung von Bijouterien und Galanteriegegenstanden aus Bronze 
bewegte sich in den engen Grenzen des Vorjahres..." Zu all' den aufgezählten uns 
günstigen Factoren kam noch, dass durch die Pariser Weltausstellung der ohnedies in 
stets sich vermindernder Zahl den hiesigen Platz aufsuchende fremde Kaufer von 
demselben fern gehalten wurde.: Der gleiche Nachtheil traf auch andere Gewerbe. uDie 
geschäftliche Lage der Gold- und Silberwaarenfabrication-, so lesen wir an anderer Stelle, 
wentsprach im Allgemeinen den herrschenden wirthschaftlichen Verhältnissen und konnte 
umsowcniger glänzend sein, als die Pariser Weltausstellung dem hiesigen Platze zahlreiche 
Käufer entzog: Von den nGroßsilberwaarenu, von ihrer Form und Arbeit und dem 
Beifall, den sie gefunden, wird Rühmhches ausgesagt, auhtärl, heißt es, wbedauerlicher 
Weise stand diesen verdienstlichen Bemühungen nicht der entsprechende geschäftliche 
Erfolg zur Seiten. Auch in Seidenwaaren war der Umfang der Fabrication ein beschränkter, 
vder Geschäftsgang bis zum Juli ein normaler, dann aber nahm der Absatz in Folge der 
schlechten lnlandsernte fühlbar ab-t. Den Sammten und Plüschen lag die Mode des Jahres 
ungünstig; es konnten nicht einmal die Vorrathe abgestoßen werden. Auch in nMbbel- 
stoffen, Teppichen, Tisch- und Bettdecken, Vorhängen: werden die Geschäftsergebnisse 
als ungünstig bezeichnet. Von Portieren und Stoffvorhängen heißt es im Besonderen, dass 
das Geschäft in den zwei ersten Dritteln des Jahres sich entschieden schlecht abwickelte, 
und auch dann wohl eine Besserung, aber keine durchgreifende eintrat. Von bearbeitetem 
Leder lesen wir den folgenden Satz: IWieder waren es die Erzeugnisse geringerer und 
untergeordneter Qualität, die nur schwer und unter weitgehenden Preisconcessionen Absatz 
finden konnten, und naturgemäß wurde durch diese Erscheinungen auch der Markt für 
bessere Fabricate in ungünstigem Sinne beeinflusstu Verschlechtert hat sich die Schuh- 
waarenfabrication, der Rückgang der Handschuhfabrication ist wiederum fortgeschritten, 
in Ledergalanteriewaaren constatirt der Bericht eine weitere Stufe im Niedergange, wdie 
eigentliche Buchbinderei zahlt das Berichtsiahr zu denungünstigsten, welche sie seit Langem 
mitmachtec, Große Flauheit wird der Möbel- und Kunsttischlerei nachgesagt, eine auf- 
fallende Zurückhaltung in der Nachfrage. -Da auch insbesondere der Export noch eine 
Abnahme erfuhr, so kam es zu zahlreichen Geschaftszurücklegungen.u Von den Drechsler- 
waaren lesen w z -Die Lage des reichverzweigten Gewerbes der Drechslerei hat sich im 
Berichtsjahre, was seine wichtigsten Glieder anbelangt, abermals verschlechtert, und mit 
Bedauern muss constatirt werden, dass der Niedergang dieser einst so blühenden Industrie 
gewissermaßen in Permanenz getreten ist.: In Bezug auf die Meerschaum- und Bern- 
steinwaaren ist Idie beklagenswerthe Thatsache nicht wegzuleugnen, dass der Wiener 
Platz in diesem so hochentwickelten und einst so lohnenden Artikel fast ganz aus dem 
Weltmarkt hinweggedrangt worden-l. 
Solche Jeremiaden können wir in dem Berichte noch zahlreiche andere lesen, 
doch sei es für uns an dem Mitgetheilten genug. Wenig Gutes steht all' dem Uner- 
freulichen zur Seite. Der Bericht unterlasst auch nicht, die Ursachen des Niederganges 
und der beklagenswerthen Zustände zu erforschen, seine Wünsche und Ansichten über die 
Heilung und Besserung anzugeben. Sie betreKen Tarife, Transporte, Kohle, Zollverträge, 
die allgemeine politische Lage sowie die besonderen Verhaltmsse Wiens. Und unter diesen 
muss man wiederum und immer hervorheben als dasjenige, was uns aus der Stagnation 
herausreißen kann: den Fall der Linienwalle mit der Verbindung der Vororte zu einem 
großen Ganzen, die Stadtbahn, die Wienregulirung, die Kasernenfrage. Mit der Losung 
dieser Fragen, denen wir wenigstens theilweise naher und näher rücken, mag und kann 
- so hoffen wir wenigstens mit einiger Zuversicht - eine Periode neu erblühenden 
Lebens heraufkomrnen. i J- V- F- 
Beiträge zur Geschichte der Laibacher Maler und Bildhauer im 17. und 
18. Jahrhundert. Von Julius Wallner. 
Diese als Separatabdruck der Blätter aus Krain vorliegende Arbeit ist ein neuer, 
sehr willkommener Baustein für das Werk einer Kunstgeschichte Oesterreichs in der Zeit 
der Spatrenaissance und der Barocke, und zwar umsomehr, als eben über Krain und sein 
altes Kunstleben bisher nur äußerst wenig Forschungen gemacht sind. Man kann die 
ganz kleine Litteratur über den Gegenstand eben bei Wallner angeführt sehen. Der sehr 
bescheidene Verfasser will seine Schrift nur als Vorarbeit angesehen wissen, hat damit 
aber dem Ganzen einen sehr beachtenswerthen Dienst geleistet, denn er hat aus den 
bisher noch ganz unbeachtet gelassenen Steuer- und Rechnungsbücbern des städtischen 
Archives in Laibach geschöpft. Auch in Krain beginnt der Aufschwung des Kunstschalfens 
mit der Gegenreformation. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts sind zahlreiche Maler und
	        
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