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Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Gurker Kanzel und den
meisten sonstigen Plastiken jener Zeit zeigt sich darin, daß die Holztiguren
der Kanzel polychromiert sind, während die meisten Plastiken jener Zeit,
auch in Gurk, weiß oder auch vergoldet sind, so auch an der Donner sehr
nahestehenden Kanzel in der Jesuitenkirche zu Preßburg von 1742. Die
klassizierende Einfarbigkeit der Statuen ist in Kärnten erst sehr spät durch-
gedrungen und wohl erst durch Donners Einfiuß. Es ist fraglich, ob die
weiße Farbe an den Skulpturen der Kanzel und der Nepomuk-Gruppe im
heutigenDome zuKlagenfurt (ehemalsjesuitenkirche) vonAnfang an bestanden
hat. Die Holzskulpturen der Kanzeln zu Maria Saal 1745 und der Klagenfurter
Stadtpfarrkirche sind polychrom. Die Gurker Kanzel wurde erst I767 „gefaßt".
Abb. x 1. Tonmodelle von Giuliani in Heiligenkreuz
Der Wiener Einfluß ist in Gurk auch weiterhin wohl erkennbar und
mag kurz berührt sein. Zunächst am Altar des heiligen Johann Nepomuk
in der Krypta. Derselbe besteht in einer Mensa auf vier Docken, in merk-
licher Anlehnung an die romanischen Mensen, darüber in Stukko, überragt
von einem den Stoff nachahmenden Baldachin, die in einem Sarge liegende
Gestalt des Heiligen, umschwebt von zwei Putten. Geringer in der Arbeit
sind die Engelpaare über den beiden romanischen Mensen.
Viel bedeutender, wenn auch nicht in der reichen Ausgestaltung voll-
endet ist die Todesangstkapelle im Friedhofe. Der Altar war aus Marmor
begonnen, ist aber aus Holz und Stuck weitergeführt. Besonders interessant
ist die Behandlung der Figuren. Die Gruppe der Todesangst in der Haupt-
nische des Altars ist polychrom. Die großen und kleinen Engel an der
Seite mit Marterwerkzeugen sind weiß, diskret polychromiert dagegen der
Engel mit dem Kelche über der Altarnische, an den sich eine plastische
Glorie anschließt, die in das Deckenfresko überleitet, in der Art, wie es ins-
besondere an der Decke der Kirche des Stiftes Wilhering bei Linz und der