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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 188)

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Magister aus ihm werden, als welche vHerru und wEw. Ehrenfestu, ja 
wohl gar wEw. Excellenzu mit der Zeit genennet werden und obenan 
sitzen; hergegen ein Handwerksmann heißt Meister Niclas und bleibt 
Meister Niclas und muß für Jenem den Hut in der Hand tragen, durch 
welches Mittel es dahin gebracht, dass fast allezeit mehr Doetores und 
sich so nennende Gelehrte, als Schuster oder Schneider an einem Orte zu 
finden oder zu haben seyndm Ich weiß nicht, warum mich diese alte 
Buchstelle so lebhaft an heutige Verhältnisse erinnert. Aber ist es nicht 
etwas Aehnliches, wenn z. B. in der vorigen Woche der deutsche Reichs- 
kanzler in einer Zuschrift an den Bundesrath das Eingeständniss machte, 
dass Preußen zwar über seinen Gewerbestand zu klagen, dafür aber nicht 
weniger als 6000 Rechtsconsulenten habe, von denen weit über die Hälfte 
unfähig oder unzuverlässig seien? lst es nicht etwas Aehnliches, wenn 
wir in Oesterreich ein Jahr um's andere die Jugend in falscher Scham 
am Handwerk vorüber legionenweise in die Gelehrtenschulen laufen sehen, 
allesammt auf die Gefahr, einmal in der Welt vielleicht nichts anderes 
zu bedeuten als einen schief gerathenen Pädagogen, einen mittelmäßigen 
Journalisten, einen überflüssigen Advocaten, oder am Ende in der massen- 
haften Concurrenz sein ehrlich Brot gar nicht mehr zu finden? 
Das glänzende Bild der deutschen Handwerksgeschichte im späteren 
Mittelalter hat seine tiefen Schatten, und nichts wäre verkehrter, als 
eine Wiedereinführung der alten Zünfte in unsere modernen Verhältnisse 
zu empfehlen. Aber derjenige, der über die heutige gewerbrpolitische 
Bewegung sich seine Gedanken macht, mag manches Belehrende und Nach- 
ahmungswerthe darin finden. War doch der Zweck, den die alten deut- 
schen Zünfte erreicht hatten, derselbe, den wir heute erstreben und er- 
streben müssen: das Ansehen und die Wohlfahrt der ehrlichen Arbeit. 
August Fouruier. 
Fayence. 
Vortrag, von Dr. Friedr. Linke gehalten im k. k. Oesterr. Museum am z. Decbr. 1880. 
(Fortsetzung) 
Die eigenthümliche Schänheit der Majolika hat heutzutage Veran- 
lassung zur Imitation gegeben, d. h. man macht ein technisch besseres 
Product, dessen Decor aber in dem Style der Majolika. Es ist hier die 
Maiolikafayence der großen Fabrik von Ginori in Doccia bei Florenz 
gemeint, ein weit besseres Product, als das alte Vorbild. Alles, was zu 
veredeln war, ohne den Charakter der Majolika zu verletzen, ist veredelt. 
Ein künstliches Gemenge von Thonen mit Kreide liefert einen 
Scherben, der, im scharfen Feuer gebrannt, fest und klingend wird, sich 
aber roth brennt, wie bei der alten Majolika. Die Farbe wird gedeckt 
durch einen weißen Ueberzug, halb Etnail, halb Thonkörper, der beim 
Brennen trocken, rauh bleibt. Darauf wird nun gemalt, eine weit leich-
	        
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