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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 24
gehends handsigniert Die kleine Sammlung stellt, wie
der Katalog bemerkt, das Lebens werk eines Sammlers
dar, der für hohe und bleibende Qualität das richtige
Verständnis besaß. Es sind darin beinahe alle Meister
vertreten, die für die Entwicklung der Schwarzweiß
kunst in den letzten Jahrzehnten richtunggebend
waren und deren Weike einen ständig wachsenden
Wert besitzen. Alaotair, Behmer, Büttner, Charpentier,
Delacroix, Denis, Desboutin, Georges de Feure, Forain,
E. M. Geyer, Hubert Herkomer (vier Blätter), Israels,
Khnopff, Max Klinger, Legrand (fünf Blätter), Legros,
Leibi (sechs Blätter), Olde, Orlik, Pennell, Raffaelli,
Odilon Redon, Rodin, Rops, Scheurich, Stuck, Steinlen,
Thoma (dreizehn Blätter), Toulouse-Lautrec, Valotton,
Whistler, Willette und Anders-Zorn. Der Preis dieser
Sammlung beträgt 25.000 Mark.
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Die zweite Schelle-Auktion.
Wir haben bereits die Aufmerksamkeit auf die
zweite Schelle-Auktion gelenkt, die am 19. Dezember
im Wiener Dorotheum beginnt und für drei Tage
(19., 20. und 22. Dezember) anberaumt ist; ber uns
nun vorliegende ebenso gründliche, wie geschmack
volle Katalog gestattet uns eine kleine Nachlese.
Vor allem bei den Gemälden alter Meister. Da ist
eine alte, um 1650 entstandene Kopie nach Hieronymus
Bosch, eine lustige Gesellschaft darstellend, die aller
Wahrscheinlichkeit nach einer bisher unbekannten
Komposition des Bosch hergestellt wurde. Der be
gabte Kopist mag ein Venezianer gewesen sein. Sehr
interessant ist auch eine alte Kopie des „kreuztragenden
Christi“ nach Giorgio ne. Das Original prangt in der
Galerie des Grafen Zilleri in Vicenza; eine fast gleiche
Kopie befindet sich in der Sakristei der Rennweger
Kirche in Wien. Eine „stürmische See" von packender
Anschaulichkeit ist mit Aart van Ant. (Antum) signiert,
ein Künstler, der von 1604 bis 1618 in Amsterdam
tätig war: eine schöne Waldlandschaft mit Weiher
und Mühle ist Cornelis Decker zugewiesen. Andere
Holländer erscheinen nicht näher bezeichnet. Es zeigt
sich darin die große Gewissenhaftigkeit Schelles, der,
ein ausgezeichneter Kenner der holländischen und
flämischen Schulen, nicht in Verlegenheit gekommen
wäre, die Bilder aufs genaueste zu klassifizieren, wenn
es sich nicht um seine eigene Auktion gehandelt hätte.
So aberließ eres, hoffentlich nicht zu seinem Schaden,
bei einer allgemeinen Katalogisierung bewenden. Immer
hin spricht die Tatsache, daß Herr Schelle die Bilder in
die Auktion aufgenommen hat, dafür, daß sie von guter
Qualität sind.
Von den neueren Gemälden möchten wir einen
fiühen Canon hervorheben, der mit „St.“ bezeichnet
ist, den Anfangsbuchstaben seines eigentlichen Namens.
Der Künstler hie ßnämlich Straschiripka. Ein reizender
Troyon (Schafe auf der Weide) ist mit dem Original-
Nachlaßstcmpel „Vente Troyon“ versehen. Ein echter
Grützner ist der „Ordensbruder bei der Weinprobe“.
Karl von Blaas ist mit zwei Bildern seiner Tochter
Cornelia vertreten. Die jetzt so häufigen Sp?zial-
sammler von Werken polnischer Künstler seien auf den
Studienkopf eines alten Mannes von Jan Matcjko
und ein Bild von Johann Mas kowsky „Beim Trödler“
aufmerksam gemacht. Unter den Stichen sind besonders
die Erinnerungsblätter aus Wiens Oktobertagen 1848
von A. Zampis bemerkenswert, die bei J. Höfe lieh
erschienen sind und heute, wie damals schon, sehr
gesucht sind.
Erstaunlich ist die Reichhaltigkeit des Nachlasses
Josef Büches an vorzüglichen Tiroler Typen. Wer
diese Bilder kauft, hat nicht nur einem Fonds zur
Unterstützung junger aufstrebender Künstler die Mittel
zugeführt, er hat sich selbst bereichert.
Von den Antiquitäten erwähnen wir ein gotisches
Ostensorium, ein silbergetriebenes Scherzgefäß in Ge
stalt eines hockenden Eichhörnchens aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, ein Wachsbild, signiert
„A. Sikora, Hauptmann 1861", darstellend den
militärischen Posten bei der Karlskirche am Heiligen
Abend, eine Empire-Perlmutterkassette von hoher,
würfelartiger Form mit profilierter Wandung, eine
Empire-Eisenkassette auf vier Schwänen ruhend, eine
deutsche Renaissanceuhr, einen Nürnberger Braut
becher, einen Zinnteller von Andreas Preisersinn
in Nürnberg und einen Holzmosaiktisch aus dei Zeit
der Dreikaiserschlacht mit dem österreichischen Doppel
adler in der Mitte. Die Krönungskachel eines gotischen
Ofens (nicht Krönungskappe, wie es infolge eines
Druckfehlers in der vorigen Nummer hieß) ist eine
Tiroler Arbeit aus der Zeit um 1500.
Ein Stück von eigenartigem Reiz ist schließlich
das Originalmodell der Dreifaltigkeitssäule am
Graben in Wien. Die Säule ließ Kaiser Leopold I.
in Erfüllung eines Gelübdes an Stelle der schon im Jahre
1679 bestandenen hölzernen Pestsäule errichten. Der
Grundstein wurde 1687 gelegt, und die Säule nach
einer Zeichnung von Ludwig Burnacini durch Johann
Bernhard Fischer von Erlach ausgeführt und 1693
vollendet. Der plastische Schmuck stammt von der
Hand des Tiroler Bildhauers Matthias Bauschmüller
und Paul Strudel. Die Gesamtkosten betrugen
66.676 Gulden. Die Echtheit dieses Stückes als Original
modell aus dem Jahre 1690 ist durch das Museum der
Stadt Wien beglaubigt.
Der Pariser Antiqnitätenhandel.
. Aus Paris wird uns geschrieben: Im „Oeuvre“
klagt Henri Simont über den Niedergang des Pariser
Antiquitätenhandels. Bis vor kurzem, schreibt er,
lag der Antiquitätenhandel sozusagen in den Händen
einer richtigen Zunft, und die Antiquitätenhändler
bildeten unter den Kaufleuten eine Art von Aristokratie.
Sie waren die Hüter der Vergangenheit, in erster Linie
Sammler und dann erst Sammlerhändler. Zwischen
ihnen und den Liebhabern lag nur eine Nuance. Eine
gemeinsame Lieba zu alten Dingen verband sie mit
jenen in engem Bunde. Sie gaben sich Mühe, den Ge
schmack des Kunden heranzubilden, und die bekannten
alten Pariser Antiquitätenhandlungen waren Sammel
plätze für alle, die sich dem Kult der Tradition hin-
gaben. Der Krieg hat das alles verändert. Sechshundert
neue Häuser haben sich allein in Paris aufgetan. Wer