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haltniss der Schule nach Außen zu richten und ist verpflichtet, an den vom Unterrichts-
ministerium angeordneten Berathungen Theil zu nehmen und bei der Leitung der Ab-
gangsprüfungen an den höheren Gewerbeschulen mitzuwirken. Jede selbständige Lehranstalt
muss innerhalb dreier Jahre von einem der lnspectoren wenigstens einmal besucht werden ;
die Visitation kann aber, wenn aie vom Unterrichtsministerium für nothig erkannt wird,
auch in kürzeren Zeitraumen, selbst mehrmals: in einem Jahre stattfinden. Von Antritt,
Richtung, Zeitdauer jeder lnspectionsreise ist dem Unterrichtsministerium Meldung zu
machen und dessen Genehmigung und eventuelle Weisungen abzuwarten. Langstens
14 Tage nach beendeter Bereisung ist dem Ministerium der Reisebericht zu erstatten.
Jeder lnspector kann seine Wahrnehmungen über Schulangelegenheiten welcher Art immer
beim Ministerium vorbringen und daran Anträge knüpfen. Alle lnspectoren sind verpliichtet,
an den vom Ministerium angeordneten Berathungen über Ausarbeitung von Lehrplänen,
Wahl, BeschalTung und Herstellung von Lehrmitteln und ähnliche Gegenstände des Unter-
richtes Theil zu nehmen, Gutachten abzugeben und über besondere Weisung bei den
Abgangsprufungen an den höheren Gewerbeschulen mitzuwirken.
(Der Votivaltar in der Sohottenklrohe in Wien.) Bald wird
unsere Stadt um ein hervorragendes Kunstwerk reicher sein, nämlich den
großen Votivaltar zum Andenken des verstorbenen Prälaten Helferstorfer
in der Schottenkirche. Der Entwurf zu dem Altarwerke, im Renaissance-
style, ist ein Werk des Architekten der Votivkirche, Oberbaurath Hein-
rich Freiherr von Ferstel. Das Altarwerk wird in Marmor, das Altarbild
selbst, über i5 Fuß hoch und gegen 7 Fuß breit, in Mosaik ausgeführt.
Die Zeichnun des Cartons wurde dem Professor an der Kunst ewerbe-
. 5 . . g.
schule, Michael Rieser, übertragen, einem Künstler, dessen Richtung
wie geschaffen ist zur Entwerfung eines stylvollen Mosaikbildes. Die Aus-
führung in Mosaik hat J. Neuhauser in Wilten bei Innsbruck übernommen.
Es gereicht dem gegenwärtigen Prälaten des Schottenstiftes, P. Hauswirth,
zu hoher Ehre, die Mittel zur Herstellung eines solchen Kunstwerkes
geboten zu haben.
Bei diesem Anlasse wollen wir noch erwähnen, dass in der Neu-
hausefschen Mosaikanstalt als Pendant zu der bereits in Mosaik aus-
geführten v-Poesiei- jetzt die v-Religionit nach dem Deckenbilde Raphaels
in der Stanza della Segnatura in Rom, in Arbeit ist. Beide Mosaikbilder
sind für das Oesterr. Museum bestimmt.
(Ausstellung in Gablonz.) Auf Anordnung des k. k. Ministeriums für Cultus und
Unterricht findet gelegentlich der Erotfnung des von der Gablonzer Gemeinde für die
dortige Fachschule neu erbauten Schulhauses in den Räumen desselben eine Ausstellung
von Quinquaillerie-Gegenständen und auf die Erzeugung derselben Bezug nehmenden
Maschinen statt. Diese Ausstellung beginnt am a. Juli und soll bis Anfangs August dauern.
Das Oesterr. Museum hat alle seine für die dortige lndustrie interessanten Obiecte und
eine große Zahl von Musterblattern dahin entsendet, und ebenso betheiligen sich das
Orientalische Museum und eine Anzahl Wiener industrieller an dieser Ausstellung. Von
Seite des Museums wurde Herr J, Folnesics mit der lnstallirungsarbeit betraut.
Bei diesem Anlasse erwähnen wir, dass von Seite des Oesterr. Museums in jüngster
Zeit die Ausstellung des mdhrischen Gewerbemuseums in Brünn und die gewerbliche
Abtheilung der Ausstellung in Pilsen mit einer entsprechenden Auswahl von kunstindur
striellen Gegenständen aus den Sammlungen des Museums beschickt wurden, und dass
gegenwärtig die Vorbereitungen zur Betheiligung an der Triester Ausstellung in umfas-
sender Weise getrolfen werden.
(Goldfiiden der mittelalterlichen Brocatweber.) Unter dem
etwas pompösen Titel: "Das Mysterium Cyprium auri filatiß bringt die
wAugsburger Allgern. Zeitungu, Nr. i7o vom i9. Juni i88z, die angeblich
neue Entdeckung der wahren Beschaffenheit der mittelalterlichen Goldfäden.
Wir entnehmen diesem Artikel folgende Hauptstellen:
"Dr. W. v. Miller und Dr. C. O. Harz, Beide Docenten an der technischen
Hochschule in München, haben in den letzten Monaten durch gemeinschaftliche ein-
gehende Untersuchungen an einer großen Zahl von Originalgeweben aus den verschie-
denen Jahrhunderten des Mittelalters durch chemische Analysen und mikroskopische