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darauf, die Resumes der einzelnen Theile hier anzuführen. Nach aus-
führlicher Darlegung der chemisch-technischen Untersuchungen, welche
an solchen Mineralmalereien vorgenommen wurden, und nach dem Hin-
weis auf die treffliche Erhaltung vor Jahren ausgeführter Wandgemälde
erwähnt Dr. Lietzenmayer auch verschiedene sehr rigorose Prozeduren,
welchen solche Bilder von ihm ausgesetzt wurden: längeres Einlegen in
heißes oder kaltes Wasser, Bürsten mit Wasser, Alkalien und verdünnten
und selbst concentrirten Säuren. Schließlich kommt er zu der Ueber-
zeugung, dass mittelst der neuen Malart Wandgemälde hergestellt
werden können, welche, die richtige und gewissenhafte Aus-
führung vorausgesetzt, geeignet sind, der Witterung in
jedem Klima dauernden und größten Widerstand zu leisten.
Diesem Urtheile schließen sich die Architekten Schmidt und Hasselmann
vollinhaltlich an.
Auch die Maler Lindenschmit, Müller und Max sprechen sich mit
der vollsten Ueberzeugung dahin aus, dass es Herrn Keim vollständig
gelungen ist, das schon in der Stereochromie angestrebte
und tlieilweise auch schon erreichte Problem, ein Verfahren
aufzufinden, das bei der größten Leichtigkeit in der Ausführung voll-
kommen wetterbeständige, jedem Klima trotzende Wandgemälde liefert,
endgiltig zu lösen. Die Reichhaltigkeit der Farbenscala ist eine große,
und ist hier das höchste Licht des Frescobildes, sowie eine bedeutende
Tiefe und Wärrne der Schatten erreichbar, wie durchaus auch kein Mangel
an brillanteren Farben ist. Ebensowenig tritt durch das Fixiren die ge-
ringste Nuanceänderung ein, welche die Harmonie und Stimmung des
Werkes stören könnte. Dabei ist die Technik so einfach und leicht,
dass sich jeder Künstler in kürzester Zeit eine beliebige,
seiner individuellen Anschauung entsprechende Technik
selbst bilden kann. '
Die Direction des Oesterr. Museums ersuchte den Professor der
Chemie an der Wiener technischen Hochschule, Reg.-Rath Dr. A. Bauer,
um eine Aeußerung über das Gutachten der Münchener Akademie, und
wir geben nun im Folgenden den Inhalt von dessen Antwortschreiben:
vDRS Malverfabren des Herrn Keim besteht im Wesentlichen in einer
verbesserten Methode der bekannten stereochromischen, Malerei, die seiner-
zeit von Fuchs und Schlötthauer angegeben und namentlich durch W. v.
Kaulbach in die Praxis eingeführt wurde.
Keim widmet, nach den Angaben des vorgelegten Gutachtens, der
Herstellung des Untergrundes und Malgrundes eine ganz besondere Sorg-
falt, welche sich zunächst auf die Wahl und die Reinheit der Rohmate-
rialien bezieht. Er verwendet statt Doppelwasserglas das Kaliwasserglas,
und benützt für den eigentlichen Malgrund zum Theil andere Materialien,
als man früher benlitzte, nämlich: Quarz und Marmorsand, dann Infusorien-
erde und Aetzkalk, der mit reinem, destillirtem Wasser gelöscht wird.