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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 234)

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dieWochentage anbelangt, so wird der Unterricht am besten an Montagen. am schwächsten 
an Sonntagen frequentirt. 
Ala Hindernisse besserer Erfolge müssen die das ganze Schuljahr hindurch dauernde 
Aufnahme der Schüler und der Umstand hervorgehoben werden, dass sich sehr viele 
Lehrlinge längere Zeit hindurch - oft 1 bis 1'], Jahre - der Schulpßicht zu entziehen 
wissen und erst in der letzten Zeit ihrer Lehre die Schule zu besuchen pflegen, um ein 
Zeugniss zur Freisprechung zu erlangen. 
Die gewerblichen Fortbildungsschulen für Lehrlinge und Gehilfen 
haben dle Aufgabe, Lehrlinge und Gehilfen in den zur Ausübung ihres Berufes nothigen 
Kenntnissen und Kunstfertiglteitcn einen theoretischen und, so weit als es thunlich ist, 
auch praktischen Unterricht zu ertheilen. 
Der Zudrang zu diesen Schulen ist fortwährend im Steigen begriffen, und mussten 
viele Aufnahmswerber wegen Mangel an Platz zurückgewiesen und zur Einberufung in 
Vormerkung genommen _wetden. Die Anzahl der an sämmtlichen ewerblichen Fort- 
bildungsschulen für Lehrlinge eingeschriebenen Schüler belief sich au 2552, von welchen 
durchschnittlich x80: anwesend waren und 1375 das Lehrziel erreichten. Am Schlusse 
des Schuljahres wurden die Arbeiten der Gcwerbeschüler, bestehend in Zeichen-, Modellir- 
und graphischen Arbeiten, in den Tagen vom 11. bis 13. Juli zur öffentlichen Besich- 
tigung ausgestellt. 
Die gewerblichen Fortbildungsschulen für Mädchen haben den Zweck, 
gewerblichen Arbeiterinnen sowie jenen Mädchen, welche sich für das gewerbliche und 
kaufmännische Leben ausbilden und eine gesicherte Existenz verschaEen wollen, die für 
ihren Beruf erforderlichen Kenntnisse beizubringen. Aufgenommen werden nur solche 
Mädchen, welche sich mit einem Entlassungszcugnisse aus der Volksschule auszuweisen 
vermögen. Gegenwärtig bestehen in Wien drei solche Fortbildungaschulen. Im Ganzen 
wurden zao Schülerinnen aufgenommen. Der Schulbesuch war mit geringen Ausnahmen 
ein sehr fleißiger, das Unterrichtsresultat ein recht günstiges. 
Die in Wien bestehenden und theils unmittelbar, thails mittelbar unter der Leitung 
der Gewerbeschul - Commissian stehenden Fachschulen und fachlichen Fortbildungs- 
schulen sind: 
1. Die Lehranstalt für Textilindustrie in Wien, bestehend aus fünf Abtheilungen 
mit einer Frequenz von 2x Schülern. 
2 Fachliche Fortbil ungaschule für Uhrmacher in Wien. Der Unterricht wird in 
zwei Classen ertheilt. Der Schülerstand betrug 58. 
3. Fachliche Fortblldungsschule für Lehrlinge der Wiener Drechsler-Genossen- 
schaft. Diese Schule besteht se1t dem Jahre 1874. Die Zahl sammtlicher eingeschriebenen 
Schüler belief sich im letzten Schuljahre auf x40. 
4. Fachliche Fortbildungsschule für Buchdruckereilehrlinge in Wien, Die Zahl der 
an dieser Schule eingeschriebenen Schüler betrug im vorigen Schuljahre 175. 
S. Fachliche Fortbildungsschule für Gold-, Silber- und Juwelenarbeiter und Graveure 
in Wien. Der Gesammtstand der Schüler war am Schlusse des vorigen Schuljahres 13:. 
6. Gremial-Handelsfachschula der Wiener Kaufmannschaft. Dieselbe hatte im 
vorigen Jahre zusammen 1470 Pßichtschüler und freiwillige Hörer. 
7. Fachliche Fortbildungsachule für Anstreicher und Wagenlackirer in Wien. Diese 
Schule wurde am 16. September 1883 eröffnet. Die Schülerzahl betrug 65. 
8. Fachliche Fortblldungsschule für Maurer, Steinmetze und Zimmerleute in Wien. 
ln diese 1883 errichtete Schule wurden im Schuljahre 1883184 im Ganzen x81 Schüler 
aufgenommen, unter denen sich 14a Maurer, tg Steinmetze und 20 Zimmerleute befanden. 
g. Fachliche Fortbildungsschule für Bäckerlehrlinge in Wien mit 6a Scholern. 
10. Fachzeichencurs für Lehrlinge der Spangler-Genossenschaft. Die Zahl der 
Schüler betrug zu Anfang den Schuljahres 111 und waren dieselben in drei Classen 
vertheilt. - 
11. Fachzeichencurs für Lehrlinge der Wiener Tischler-Genossenschaft. Die Schüler- 
zahl betrug zu Anfang des Schuljahres 87. 
lt. Fachliche Fortbildungsschule für Lehrlinge der Zuckerbacker-Genossenschaft, 
erößnet reit 5. November 1884. 
Der Bericht der Gewerbeschul-Commission schließt mit folgenden Sätzen: Mit 
dem Solarjahre 1884. geht auch die dreijahrige Functions-Periode der Gewerbeschul- 
Commission zu Ende. Wenn sie einen Rückblick auf ihre Thatigkeit sowie auf ihre vnr 
17 Jahren erfolgte erste Constituirung wirft, so kann sie mit den während dieser Zeit 
erzielten Resultaten wohl zufrieden sein. Aus kleinen Anfangen hervorgehend, hat sie 
nach der Uebernahme von sechs Schulen allmalig ein ganzes Netz von Anstalten geschaffen 
und dem gewerblichen Unterrichte eine solche Organisirung und Ausdehnung gegeben, 
dass derselbe nicht blos im lnlande, sondern auch itn Ausland: vielfach nachgeahmt und 
zum Muster genommen wird.
	        
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