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welchem Jesus Christus das heil. Abendmahl eingesetzt hat, geblieben,
der Unterbau aber ist ein Grab geworden. Eine weite Perspective thnt
sich uns nun auf: so wäre denn der ganze Unterbau des Altars, soweit
er Grabesform hat, der erste Gegenstand, den ich zu behandeln hätte.
lcl1 kann nur skizziren, soll ich den mir gegönnten Raum nicht weit
überschreiten. Der Allarunterbau war in alten Zeiten sehr einfach, wohl
ganz schlicht aus Quadern oder Ziegeln aufgebaut '), manchmal aus zwei
senkrechten Platten als Stütze und einer horizontalen Platte als Tisch,
oder aber eine auf vier oder fünf Füßen ruhende Platte: nie aber durften
die Reliquien fehlen, manchmal waren sie sogar in die Füße eingelassen.
War aber der Unterbau so schlicht und einfach, so waren doch
schon im frühen Mittelalter die Künste bemüht, die senkrechten Flächen
würdig zu schmücken und sei es nur mit Säulchen, Bogenstellungen aus
dem Steine selbst, wie sie auf den alten Sarkophagen gewesen waren.
Früh schon ist die Goldschmiedkunst an diesen Schmuck herangetreten:
hatte sie ja doch schon in den ältesten Basiliken Roms die Wände, die
dem Altare zunächst waren, ja die Säulen und das Pflaster des zum
Heiligthume führenden Ganges mit Edelmetall und musivischer Kunst
geschmückt. Dementsprechend wurden vor die kahlen Wände des Altar-
unterbaues werthvolle silberne, ja goldene Vorsetztafeln, Antependien
gestellt. Freilich sind uns nur wenige dieser Werke erhalten geblieben;
ich erwähne das berühmte Basler-Antependium, das Aachener, das im
Schatze von Monza und von S. Marco in Venedig.
Wären die mittelalterlichen Schätze von S. Pietro im Vatican nicht
längst- theilweise schon von Benvenuto Cellini - fast alle einge-
schmolzen worden, wir würden wohl auch in ihrer Weise ausgezeich-
nete Antependien in jenem Schatze haben, denn die von Müntz heraus-
gegebenen Inventare von 1361, 1440 bis 148g erwähnen Antependien,
einige darunter aus Gold, auch mit ganzen Heiligenliguren in Email
verziert. - Aus ltaliens Frührenaissance stammt das Antependium am
Jacobsaltare im Dome zu Pistoja, dessen Mitteltafel von Andrea di Jacopo
d'Ognabene, der linke Flügel von Pierro aus Florenz 1357, der rechte
1366-1371 von Lionardi di Sergiovanni gearbeitet sind. Ich erwähne
sie besonders, weil sie zum Besten gehören, das die jeweilige Zeit zu
leisten im Stande war. Sie dürften, nach dem Urtheile der Kunstkenner,
nur wenig hinter der Bronzethür Andrea Pisands am Battisterio zu
Florenz zurücksteheti.
Auf sehr kunstreiche Weise schmückte auch der Mosaicist mit De-
corationcn aus farbigen, oft sehr werthvollen zusammengefügten Steinen
und Glasschmelz die Altarllächen, und solche Zier sagte dem den Farben-
') Ich führe statt vieler Beispiele nur den sehr alten Altar im Kreuzgange zu
Regensburg und den sehr alterthümlichen Altar der Gnadencapelle von Loretto in ltalien
an, dessen Quaderbau ich, nach Entfernung der Altarvorsetztafel, zu untersuchen in der
Lage war.