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Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Für Se. Majestät den Kaiser wurden auf der Weihnachts-Aus-
stellung durch den Oberstkämmerer Grafen Trauttmansdorlf die folgenden
Gegenstände angekauft: Uhr mit zwei Leuchtern und Schreibtischgarnitur
in vergoldeter Bronze von Dziedzinski 81 Hanusch; Kanne und Schale
von Silber, niellirt und in Gold tauschirt von Carl Lustig; eiserne
Standuhr von Johann Musil.
Se. kais. Hoheit der durch]. Herr Erzherzog Carl Ludwig beehrte
Dienstag den 28. December v. J. die serbische Ausstellung im Oesterr.
Museum mit einem Besuche.
Am 14. v. M. hat Se. kais. Hoheit der durchl. Herr Erzherzog
Ludwig Victor die Ausstellung altchinesischer Stickereien der Frau
Generalconsul Liihrsen mit einem Besuche beehrt.
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Jlnner von 13.326, die Bibliothek von 2833 und die Vorlesungen von 766 Per-
sonen besucht.
(Neu ausgestellt.) Silberner Pocal, siebenburgischä); goldenes Armband mit
Edelsteinen und Email, indisch; goldenes Amulet mit Email, indisch; kleines Triptychon
in Bronze, rumänisch; Horndose mit Goldpique, IS. Jahrh. Ende; eine Collection sia-
mesischer und anderer ostasiatischer Metallarbeiten, Eigenthum des Herrn Erwin Müller
in Bangkok (Saal I); - deutscher Steinzeugkrug; Buddhastatuc, chinesisches Porzellan
Saal II); - venetianische Glasßasche; zwolf Porzellanteller, französisch, Privateigenthum
(Saal lll); - Boulletisch (Saal IV); - altchinesischer eiserner Handspiegel: messingenes
Rauchfass, 13. Jahrh.; messingener Schrnucktrager, Wasseruhr, Privateigenthum [Saal V);
- chinesische Gewebe und Stickereien, Eigenthum der Frau Generalconsul Luhrsen
in Odessa (Saal lX).
(Vorlesungen) Am 9. und I6. December v. J. sprach Prof. Dr. Josef Bayer aber
i-Brunnen in Italien und Deutschland vom I5. bis 18. Jahrhunderten.
In dem ersten, auf Italien bezüglichen Vortrage wurden zunachst die kirchlichen
Brunnenformen der Frührenaissance - die Taufbecken, der Weihwasserbrunnen , die
lLavatoiiu oder Sacristeibrunnen nach ihrer artistischen Bedeutung charakterisirt; weiter
wurde hervorgehoben, dass die moumentale Verselbstandigung der Fontana zu dem
offentlichen Straßenbrunnen, dem halb privaten Hofbrunnen zumeist der Hochrenaissance
angehört und die reicheren Brunnenscenerien, welche die Ansicht der Straße oder des
Stadtplatzes effectvoll beherrschen sollten, vollends erst zu den Bravourstuclten der
Spatrenaissance zahlen. Der Vortrag versuchte hierauf, die italienische Brunnenbildung
aus ihren Stammformen zu entwickeln. Theilweise sind dieselben von antik origi-
naler Herkunft; so der Typus der niedrig befußten, unten abgellachten Brunnenschale
_(Fontana di Monte Cavallo u. A.), dann jener des Labrum oder der Badewanne aus den
Thermen, welcher bei der Verwendung als Brunnen häufig wohl die oblonge Durch-
bildung des unteren Bassins veranlasste (die Brunnen vor dem Palazzo Farnese in
Rom etc.). Aber bald entwickelte sich aus dem eigensten Kunstgeiste der Renaissance
heraus eine gewisse Normalcomposition des Brunnens, die zugleich ohne hemmenden
Zwang die verschiedensten Spielarten zuließ. Es war dies der Aufbau der Schalen über
einen mittleren Ständer, unten umfasst von einem geräumigen Bassin mit geraden oder
geschwungenen Becltenwandungen. (Einfachste Bildung: eine Fontana in der Villa "Bor-
ghese und eine andere auf der Piazza Scossacavalli in Rom). Dazu kam ferner eine
bestimmte Regelung des Wasserspieles, die ganz wesentlich den ltuntlerischen Eindruck
des Brunnenbildes vervollstandigte. Dieser Typus wirkte bei aller ornamentalen Zuthat
noch entschieden architektonisch; allmülig kam aber das plastische Element zu
immer freierer Geltung. Zunächst lag es nahe, die tragenden Kräfte des Standers zu
Karyatiden zu personificiren, und den Brunnenaufbuu nach oben durch eine Krönung:-
Bgur wirksam abzuschließen (Fontana in der Villa Petraia bei Florenz von Gianbologna).
Weiterhin emancipirte sich die Brunnenplastik ganz und gar von dem architektonischen
Gesetze und nahm den vollen Elfect der Composition für sich allein in Anspruch (der
rßianconeu von Ammanati auf der Piazza della Si noria in Florenz). Die vorherrschende
Compositionsform aber gegen den Ausgang des t . und im t7. Jahrhunderte, die noch
das architektonische Beduriniss einigermaßen respectirt, ist folgende: Aus dem unteren
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