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aber bei Weitem alter sein muss. Unter der Herrschaft des Herzogs Leopold fand die
Fabriksstätte von Portieux ihre Entstehung. Auch hier gab es ngentilhommes de verre-i
mit all' den Sonderbarkeiten dieser Institution. lm Jahre 1731 wurde die Hütte mit den
herzoglichen Domänen vereinigt und ihr Zustand sehr gehoben. Jene von Tonnoy war
schon nach 1705 mit ihr vereinigt worden. Eine andere Hütte in der Gegend hieß
interessanterweise Plaine-de-Walsch (heute Vallerysthal), was, wie ich glaube, sicher
auf eine Einführung der lndustrie von Venedig deuten dürfte. Der Gründer derjenigen
von Portieux hieß Francois Magnien, welchen der Herzog 1701 nobilitirte. Hier und in
den dazugehörigen Oefen fertigte man Trinkgefaße, Spiegelglaser, Kutschenscheiben und
Butzenglaser. Das Schriftchen gibt auf Grundlage archivarischer Forschung eine Menge
Urkundenmaterial, Privilegien etc. der Unternehmung, welche 1713 endlich bleibend nach
Fraize verlegt wurde. Man machte nverres, cristaux, cristallins et autres ouvrages de
verrerieu, wovon viel nach Paris abgesetzt wurde. Um 1740 berief man böhmische und
andere fremde Arbeiter, um nach der Mode jener Lander zu arbeiten, doch brach die
Krisis herein und musste der damalige Pächter der Fabrik, Louis Dietrich, sie 1. Oc-
tober 1750 schließen. 1770 kam die Familie Mougin zur Direction, die sie durch 116 Jahre
führte, heute steht Mr. Xavier Mougin an der Spitze. Diese Epoche charakterisiren
umfassende Verbesserungen aller Art, heute gehört das Etablissement, dessen Bild eine
beigegebene Tafel vergegenwartigt, zu den ersten in Frankreich. Wir haben dem sehr
fleißig geschriebenen Büchlein nur den Einen Vorwurf zu machen, dass weder durch
Schilderung noch durch Abbildung an irgend einer Stelle ein Begriff davon gegeben
wird, wie denn das Fabrikat von Portieux nach seiner charakteristischen Form, Deco-
ration und sonstigen kunstgewerblichen Erscheinung ausgesehen habe. l.
'1-
Jean Lamour, Serrurier du roi Stanislas a Nancy. Par Charles Cour-
nault. Paris, Rouam. gr. 8". 32 S.
ln dem von E. Müntz herausgegebenen Sammelwerke -Les Artistes celebresi,
welches bisher in bunter Reihe die Lebensbeschreibungen von Donatello, Fortuny,
Palissy, Callot, Prudhon, Rembrandt, Boucher, Edelinck, Decamps, Phidias, Regnault
gebracht hat und für die Zukunft auch einen Deutschen, Kaulbach, in Aussicht stellt,
ist nunmehr der Verfertiger der Mehrzahl der berühmten Eisengitter von Nancy an die
Reihe gekommen. Der Verfasser, Conservator an dern Lothringischen Geschichtsmuseum
jener Stadt, hat Alles, was über das Leben Lamour's zu ermitteln gewesen ist, zusammen-
getragen. Viel ist das leider nicht. Der Künstler kam am 25. März 1698 als Sohn eines
Schlossers zu Nancy auf die Welt, arbeitete in Metz, spater in Paris, und wurde nach des
Vaters Tode 1720 serrurier de la ville de Nancy, welche Stellung ihm tofrmtcs barrois
(nach Cournaulfs Berechnung gleich fr. röo heutigen Geldes) einbrachte; Er hatte
die Straßenlaterncn und die Glockengeläut: in Stand zu halten, empfing 1728 1150 Livres
für die nicht mehr vorhandenen Gitter für die Kirche Saint-Epvre, war 173a bei den
Vorbereitungen für die Feuerwerke beschäftigt, welche bei dem Einzuge des Herzogs
Franz Ill. abgebrannt wurden, und erhielt endlich 1738 durch die Auftrage Stanislaus
Leszinski's Gelegenheit, seine Kraft auf künstlerischem Gebiete zu bewahren. In seinem
Gesammturtheil über die Arbeiten an der Place Stanislas zu Nancy wohl etwas zu
überschwänglich, zeigt sich der Verfasser unbefangen in der Besprechung der einzelnen
Werke Lamour's, deren beste allerdings vor vielen gleichzeitigen eine klare Conception
voraushaben. Beigegeben sind a4 Abbildungen von Gittern, Oberlichten, Laternen tStc.,
zumeist nach Lamour's eigener Publication iRecueil des ouvrages de serrurerie-A, und ein
Bildniss des Künstlers nach demjenigen, welches König Stanislaus in Pastell malen ließ.
B.
l
Der Medailleur Johann Karl Hedlinger. Von Johannes Amberg. Sepan-
Abdruck aus nGeschichtsfreunda (37., 39., 40. u. 41. Bd.) Mit einem
Porträt und drei artistischen Tafeln. Einsiedeln, New-York, Cincinnati
und St. Louis, Gebrüder Karl St Nicolaus Benziger, 1887. 8". 2855.
M. 3'2o.
Das vorliegende Buch schildert uns in liebevoller und eingehender Weise Leben
und Schaffen des berühmten, 1691 geborenen schweizerischen Stempelschneiders Johann
Karl Hedlinger. Ueber seine früheste Jugend und die ersten Eindrücke, die er empfing,
erfahren wir wenig, erst die spateren Jahre werden von dem Verfasser, auf Grund der
Vorarbeiten von Mechel, Füeßli u. A., wie der eigenen Aufzeichnungen Hedlingers,
gründlicher behandelt. Schon als Knabe lernte er die Arten und Eigenschaften der Metalle
und deren Behandlung kennen, da sein Vater Director der Silben, Kupfer und Bleiberg-