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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 12)

Chiffre zu bedeuten, allerdings möglicherweise diejenige Roentgen's. Mit 
größerenWahrscheinlichkeit könnten die verschlungenen Buchstaben T? 
als das Monogramm Roentgen's bezeichnet werden, die sich auf einem 
im Besitze des H. Mialhet befindlichen und unserem Meister zugeschrie- 
benen Schreibtisch vorhnden sollen; ein vollkommen authentisches Mono- 
gramrn ist bisher nicht beigebracht worden. 
Auf der anderen Seite - um nach dieser Abschweifung zur Be- 
schreibung zurückzukehren - entspricht der beschriebenen Gruppe von 
Kaufleuten eine solche von zwei Gelehrten in einer Bibliothek, deren 
Wandgestelle mit großen Folianten gefüllt sind. Es scheint damit eine 
lllustration der Wissenschaft überhaupt beabsichtigt zu sein: die Bücher, 
in denen die Gelehrten lesen, sind auf dem Wiener Kasten als Philosophie 
und Geographie bezeichnet. Sämrntliche Architekturtheile, Capitäle und 
Gewinde an Viertelsäulen und Pilastern sind wie unten in vergoldeter 
Bronze hergestellt. Die Bekrönung des Aufsatzes bildet eine Uhr, die 
sich über dem mittleren Felde aufbaut, während über den zwei seitlichen 
der Abschluss nach oben durch eine Ballustrade in Bronze hergestellt 
ist; die Ecken zieren ebensolche Vasen auf Sockeln. Das Uhrgehäuse 
baut sich zunächst viereckig auf und zeigt nach vorne von zwei korin- 
thischen Halbsäulen flankirt das Zifferblatt, getragen von Saturn, über- 
stiegen von einem Rundbogen, der in vier Viertel mit den lnschriften: 
Andante, Menuet, Polonaise, Allegro eingetheilt ist. In dem Bogenfelde 
darunter befinden sich Mond und Sternenhimmel in beweglichen Scheiben, 
um den Wechsel der Mondphasen anzuzeigen. Dieses viereckige Gehäuse 
ist durch ein mehrgliedriges ausladendes Gesimse abgeschlossen, das an 
beiden Ecken durch weibliche Hermen in Goldbronze gestützt erscheint; 
darüber baut sich eine Rundkuppel auf, die ihrerseits wieder als Sockel 
für eine die oberste Bektönung bildende Apollofrgur dient. Die Seiten- 
wände des Secretärs waren in minder reicher Weise durch Bänder, Noten- 
blätter, Buchrollen u. dgl. Embleme verziert. Die Bronzen sind von guter 
Ausführung und verdienen nicht das absprechende Urtheil der Franzosen;- 
die ihnen eigenthümliche Kälte haben sie eben mit allen Hervorbringungen 
dieser Stilrichtung gemeinsam. 
Um den Nachweis der Uebereinstimmung zwischen dem Pariser und 
Berliner Kasten zu einem vollkommenen zu machen, erübrigt uns noch, 
auf zwei Fragen einzugehen. Die erste betrifft die Maße, die allerdings 
in Bezug auf die Höhe eine Differenz ergeben. Letztere beträgt beim 
Berliner Secretär (nach brieflicher Mittheilung Dr. Portheim's) 460 Centi- 
meter, also etwa 3'], Fuß über die angebliche Höhe des Pariser Se- 
cretärs, mit dessen Maßen es übrigens der Berichterstatter möglicher- 
weise nicht allzu genau genommen hatte. Dagegen stimmt die Breite von 
158 Centimeter mit derjenigen von 5 Fuß völlig überein. 
Die zweite und letzte Frage betrifft die architektonischen Verzie- 
rungen, die nach der Pariser Beschreibung die drei antiken Ordnungen
	        
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