Antonio Agosti in seinem Elogio di Andrea Brustoloni (Padova 1833)
festgestellt hat, am 20. Juli 1662 "') geboren wurde und am 25. October
1732 starb. Dieser Künstler ist es, dem ich jenes Werk zuweisen möchte.
Schon in früher Jugend besondere Anlage und Neigung zur Kunst ver-
rathend, lernte Brustoloni zuerst bei Ridolfi in Belluno und ging mit
15 Jahren zu weiterer Ausbildung nach Venedig. Hier kam er bei einem
gewissen Antonio Buzzati (vgl. Tipaldo biografia degli italiani illustri,
Vll, 240) in Pflege und wurde von Filippo Parodi als Schüler aufge-
nommen, jenem aus Genua") stammenden Bildhauer, der 1678 das
Grabmal des Patriarchen Francesco Morosini in S. Nicolo dei Tolentini
in Venedig ausführte. Von diesem Meister dürfte Brustoloni außer in
technischer Hinsicht nicht viel gelernt haben; er wandte sich auch bald
nach Rom, wo er mit größtem Eifer die Antike und von Neueren be-
sonders Fiarnmingo, d. i. Frangois du Quesnoy studirte, den er hin-
sichtlich der Behandlung des Körperlichen und einer naturwahren Dar-
stellung der Gemüthsbewegungen zum steten Muster nahm. Wir haben
oben gesehen, wie weit diese Nachahmung ging und wie sehr sich
Brustoloni in die Kinderwelt Fiammingds eingelebt hat. Wenn jedoch
Cicognara und auch jene, übrigens sehr flüchtige Festschrift, deren an-
merkungsweise bereits Erwähnung geschah, anzudeuten scheint, dass
Brustoloni ein unmittelbarer Schüler Fiammingtfs gewesen sei, so
ist das ein historischer lrrthum und wohl nur so zu erklären, dass
Brustoloni zu gleicher Zeit in Venedig lernte, als Giusto le Court
daselbst arbeitete, der wie Du Quesnoy aus Flandern gebürtig, gleichfalls
den Namen wil Fiammingou trug, wie denn die Italiener jeden Nieder-
länder, dessen Namen sie nicht kennen, Fiammingo, Fiammingho oder
Flammingo heißen. Von der Richtung des Giusto Court wollte Brusto-
loni schon als junger Schüler nichts wissen, da er ja auch seinen Lehrer
Parodi wohl nur deshalb so rasch verließ, weil dieser dieselben Wege
ging wie jener. Außer in Rom arbeitete Brustoloni auch in der Romagna,
besonders in Sinigaglia, es zog ihn aber bald wider nach Venedig, wo
er für Kirchen und die Paläste reicher Patrizier beschäftigt wurde; die
Werke, welche Venedig von ihm heute noch in großer Zahl besitzt,
stammen aus dieser Zeit.
') Finocchieni gibt imhümlicherweise die Jahreszahl 1612 an, Cicognnn ugt
nur: Ende des XVll. Jahrhunderts.
') Nicht aus Neapel, wie Mothes will, Geschichie der Baukunst und Bildhauerei
Venedigs, H, 288,
(Schluss folgt.)