Geltung karnen. Dieser Umstand hatte wiederum seine Einwirkung dahin,
dass das arehitektonisch-construirende Element in der keramischen Kunst
in den Hintergrund trat, und sich der Geschmack und der Fleiss schliess-
lich vorzugsweise der farbigen Ausschmückung zuwendete.
Die Unterscheidungsmerkmale nach den verschiedenen Fabrieations-
orten sind, wie schon erwähnt, ziemlich deutlich ausgeprägt, und äussern
sich sowohl in der Art und Weise der Anwendung der Glasur und Orna-
mentation, als auch in dem Gesammteherakter, der die Prodncte der einen
Localität von denen der andern auszeichnet. Durchweg sind es aber Thon-
waaren von weicher Masse (Pate tendre), -- hartes Steinzeug scheint
gänzlich zu fehlen - und mit Ausnahme einiger Stücke aus dem Innern
von Sicilien sämmtlich glasirt.
Die reichste Auswahl von Formen und Gestalten liefert Apulien. Die
von daher stammenden Geräthe und Gefiisse sind durch eine eigenthürn-
liche Anmuth der Form ausgezeichnet. Bei den Oelfiäschchen setzt sich
der lange dünne Hals in elegantester Weise an den hauchigen Körper;
die kleinen Vasen haben allerdings nicht die feine Gliederung wie ihre
antiken Vorfahren, aber immerhin noch äussert sich in ihnen ein gut
Theil jenes Liniengefühles, das das Zeitalter der Renaissance so herrlich
zu beleben wusste. Die Glasur ist bei den im Museum befindlichen
Exemplaren durchgängig eine etwas translucide Bleiglasur in gelblichen
und rothbraunen Tönen, daneben warmes Weise und ein kräftiges Kupfer-
grün. Wir finden hier die Amphore (Fig. 2 u. 3) vertreten als Behälter
fiir Oel, fiir denselben Zweck dienend ein eigenthümlich gebautes Tropf-
gefäss mit einer engen für den sparsamsten Gebrauch der Flüssigkeit be-
rechneten Ansiiussödnung (Fig. 8). Durch seine Einfachheit und Zierlichkeit
ist ein Salziässchen (Fig. 9) bemerkenswerth, an dem der Renaissance-
charakter in entschiedenster Weise ausgeprägt ist. Die Farbe des Körpers
ist ein lichtes Gelbbrann, der Fuss und der obere Rand eine hellere
Nuance desselben Tones mit lichtgrünen Flecken unter-mischt.
Verwandt den apulischen sind einige Proben von Thongeschirren
aus Toseana; sie haben eine ähnliche lichtgelbe Bleiglasur und sind nicht
weniger geschmackvoll als jene. Ein Topf mit Deckel (Fig. 7) erinnert
durch Gestalt, Farbe und Verzierung lebhaft an Gefässe, die uns zuweilen
auf altitalienischen Bildern und Miniaturen und auf Bildern niederländischer
Meister des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts, die in Italien
studirten (wie Mabuse etc), als Salbenbüchsen in der Hand der heiligen
Magdalena u. drgl. begegnen. Auf den Malereien eines Manuscriptes
italienischen Ursprunges aus der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahr-
hunderts in der gräflich Waldsteiifschen Bibliothek zu Dux (in Böhmen)
finden sich auf einem Blatte, das das Innere eines Zimmers darstellt,
Gefasse, die beinahe vollständig dem von uns hier beschriebenen er-