etwa eintretender F euersgefahr. Die Beschränkung des Locals, welche verlangte, dass Bi-
bliothek, Lesezimmer, Auskunftsbureau und Casse in einem Raum untergebracht werden
mussten, liess eine ausgiebi e Benützung der Bibliothek seitens des Publicums nicht ein-
treten. Bucher und Zeitsc riften werden nicht oder doch nur ausnahmsweise verliehen,
dagegen sollen im neuen Local alle Bequemlichkeiten zur leichten und angenehmen Be-
nutzung geschaffen werden.
Das Auskunftsbureau kann erst nach mehrjahrigem Bestehen, welches das Ansam-
meln des nöthigen Materiales ermöglicht, eine fruchtbare Thatigkeit entfalten. Immerhin
erfreute sich dasselbe jetzt schon. namentlich seit Anfang des Winters, einer ziemlich
starken Benützung Seitens des Publicums, wozu noch der Umstand kam, dass es einen
Theil des persönlichen Verkehrs mit den für Wien angemeldeten Ausstellern übernahm.
Mit der Bibliothek und dern Auskunftsbureau ist die Sammlung technischer Zeich-
nungen verbunden, welche ebenfalls collectanisch geordnet wird.
Die Vorbildersammlung, das ist die Sammlung von Abbildungen der kunstgewerb-
lichen Arbeiten und Kunstsachen, konnte sich nicht so rasch entwickeln. weil bedeutende
Anschaffungen aus dem Kunst- und Buchhandel ndthig waren und auch die, zur beabsich-
tigten Anordnung erforderlichen, Mobiliar-Gegenstände beschafft werden mussten. Sammt-
liche für die Vorbildersamrnlung erworbenen Abbildungen werden auf Cartons aufgesetzt
und nach der Gruppeneintheilung der Mustersammlung in Kastenmappen geordnet, welch"
letzte wiederum in leicht übersichtlicher Anordnung in Schränken untergebracht sind. Als
Custos dieser Sammlung fungirt der konigl. Professor der Kunstgewerbschule Herr Ort-
wein. Das Material an Abbildungen, welches zur Benützung für das Publicum jetzt schon
bereit ist, füllt 49 Mappen mit 1545 Cartons, die mehr als io.ooo Gegenstände darstellen.
welche nach Art und Zeit geordnet sind. Ausserdem sind bereits 337 Cartons belegt und
284 sind in Arbeit. Entnommen sind die Abbildungen 4.5 Werken deutscher, französischer,
englischer, italienischer und russischer Autoren.
Mit der Vorbildersammlung ist der Zeichensaal verbunden, welcher gestattet unter
sachverstandiger Leitung nach dem Material der Vorbildersammlung zu zeichnen. Hier ist
namentlich Herr Hammer, als Assistent des Custos der Vorbildersammlung, thatig.
Da die Mustersammlung ein Bild der ganzen Entwickelung aller kunstgewerblichen
Industrie geben soll, so muss dieselbe kunstgewerbliche Arbeiten in Originalien und Nach-
bildungen von allen Völkern und von allen Zeiten umfassen, welche Mustergiltiges ge-
liefert haben, wobei soweit irgend thunlich die Rohstoffe, die Halbfabricate, die Werk-
zeuge und Verfahrungsarten heranzuziehen _sind. Die Erwerbungen für diese Sammlung
werden sich auf eine Reihe von Jahren erstrecken, ehe es möglich wird, eine nur einiger-
massen übersichtliche Darstellung der Entwickelung der einzelnen Industriezweige zu geben.
Es sind diese Erwerbungen nicht leicht, da neben der Zweckmassigkeit auch die dispo-
niblen Mittel in Frage kommen. Im Ganzen kann das bisher Erreichte als von glücklichen
Umstanden begünstigt bezeichnet werden; denn mit verhaltnissmassig geringen Mitteln
sind bereits über 10.000, meist altere werthvolle Gegenstände, in das Eigenthum des
Museums übergegangen, die unter 1065 Nummern verzeichnet sind. Zur Erwerbung mo-
derner ltunstgewerblicher Arbeiten wird die diesjährige Wiener Weltausstellung sehr gün-
stige Gelegenheit bieten.
Die Sammlung wird in zwölf Gruppen zerfallen und vertheilen sich die jetzt vor-
handenen Gegenstände in denselben wie folgt: l. Gruppe, Textile Arbeiten x95; ll. Gruppe,
Nachahmungen von Textilarbeiten 3; III. Gruppe, Leder-, Papp- und Papierarbeiten 37;
IV. Gruppe, Schrift, Druck und graphische Künste 12; V. Gruppe, Decorative Malerei 12;
Vl. Gruppe, Kleinere Arbeiten von Holz, Stein, Bernstein u. s. w. 17; Vll. Gruppe, Ar-
beiten von Glas 64; Vlll. Gruppe, Keramische Arbeiten 54.0; IX. Gruppe, Arbeiten aus
Stein z; X. Gruppe, Arbeiten aus Metall 147; Xl. Gruppe, Arbeiten aus Holz 34; Xll. Gruppe,
Costümliches 2. Ein System bei der Aufstellung zu befolgen war, wie schon gesagt, bis
jetzt nicht möglich. Erst im eigenen Bau kann das geschehen; die Anordnung erfolgt so-
dann für je eine Gruppe in getrennten Räumen. D_ie technologische Abtheilung der Samm-
lung hat bis jetzt wenig Berücksichtigung erfahren. Anl-taufe sind nur einzeln gemacht,
dagegen sind aus der Sammlung des Gewerbevereines eine grossere Zahl werthvzoller Werk-
zeuge aufgenommen und reiche Geschenke brachte die Pfalzer Industrieausstellung. Die
Abtheilung umfasst 150 Nummern mit circa 400 Gegenständen
. Die im Programm vorgesehene permanente Ausstellung, deren Einrichtung in den
beiden letzten Monaten des abgelaufenen Jahres begonnen wurde, ist bestimmt, die her-
vorragenderen modernen Arbeiten vorzuführen. Verwaltet wird dieselbe vom Cassier des
Gewerbemuseums Hen-n E n g le r.
Bis jetzt waren es aus Nürnberg 11. und von auswärts 15 grössere Sortimente, die
in den letzten Wochen zur Ausstellung kamen. Mehrere Collectionen aus angesehenen
industriellen Etablissements wie aus kleineren Werkstätten sind bereits angemeldet und
werden nach und nach zur Ausstellung gelangen. Die Wiener Weltausstellung wird Ge-
legenheit geben zur Vorführung der dort zur Ausstellung kommenden Neuheiten, und es