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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 137)

industrie bereichert hat, wohl noch nicht behaupten. Es handelte sich 
darum, die von Heim St Wilson verfertigten Meidingerischen eisernen 
Oefen, die wohl erprobte praktische Vortheile bieten, aber durchaus keine 
ästhetischen Schöpfungen sind, durch irgend ein Decorationsmittel gewisser- 
massen salonfähig zu machen. Plastischer Schmuck war an den gegos- 
senen Theilen leicht anwendbar, aber er war zu wenig wirksam. Es 
musste Farbe, malerischer Schmuck zu Hilfe kommen, aber ein solcher, 
der im Stande war, die Rothglühhitze zu ertragen, ohne sich zu verändern 
oder abzuspringen. Dies letztere ist" in der That Herrn Kosch mit Farbe, 
mit silbernen und goldenen Ornamenten nach neuem Verfahren gelungen. 
ln Rothglühhitze angebracht, werden sie dieselbe auch zum zweiten Male 
und fortan wieder ertragen können. Immerhin aber ist dieser Ofen, so 
wie er sich in den beiden von der Firma Heim und Wilson ausgestellten 
Exemplaren darstellt, nicht das, was er sein soll. Der Ofen ist wohl ge- 
ziert, aber er selbst ist noch keine Zierde des Zimmers. Der kalte, graue 
Ton, das blasse Ornament, die Kanonenröhre mit den ästhetisch übel 
angebrachten Oeifnungen, das bischen Relief, das alles macht ihn noch 
nicht salonfähig, ja Manches daran, wie die dürftige Form und die kalte 
Farbe, widerstreben sogar unserem modernen Salon, wie er sich jetzt 
mehr und mehr aus dem Kalten in das Warme umbildet. Die Aufgabe 
ist wohl technisch gelöst, aber nicht künstlerisch. Es muss erst der Künstler 
darüber kommen, um etwas aus der Sache zu machen. Alsdann wird es 
sich aber auch zeigen, dass das Verfahren noch anderswo der Anwendung 
fähig sein wird, und zwar gerade da, wo wir über eine entsprechende 
solide Decoration einigermassen in Verlegenheit sind, nämlich bei guss- 
eisernen Arbeiten, bei Gittern, Thüren, Geländern u. s. w. 
Diese Ornamentationsweise ist aber nicht die einzige, die man unter 
den Metallarbeiten der Weihnachts-Ausstellung als eine neue Erscheinung 
bezeichnen kann. Man muss dahin auch eine Collection Ziergegenstände 
oder Ziergeräthe von S. Grünwald rechnen, eiserne Kästchen, Leuchter, 
Schalen, Kreuze u. s. w., welche in ihrer Decoration die gold- und silber- 
tauschirten Arbeiten der Spanier nachahmen. Sie sind nicht, was die 
Originale sind, weder in der Technik, noch in Glanz und Wirkung, doch, 
mit solidem Verfahren hergestellt, bilden sie immerhin eine höchst erfreu- 
liche Erscheinung als Versuch, einen edlen und uns fremden Kunstzweig 
auch bei uns einzubürgern. Finden sie erst in dieser ihnen eigenen Weise 
Lohn und Beifall, so wird auch die kostbarere und glanzvollere Weise 
der Spanier nicht ausbleiben. 
Wichtiger freilich als dieser vereinzelte Zweig der Metalltechnik ist 
das, was die Bronzefabrication im Allgemeinen _leistet. Es ist bekannt, 
wie einseitig. wenn auch immerhin vortrefflich in seiner beschränkten Art, 
dieser Kunstzweig bis auf diese Jahre in Oesterreich betrieben worden 
ist. Sein Kreis beschränkte sich auf Beleuchtungsgeräth und einzelne Ge- 
genstände für die Ausstattung des Hauses und der Kirche, wenn man von 
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