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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 6)

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Ein Hauptmotiv, klein-monumental, meistens einer bescheidenen 
Architektur angehörig, bleibt für ihn fortan die Portal-Lunette, das 
reducirte Bogenschild der Renaissance im Gegensatz zu dem hohen 
gothischen Tympanon. Sowie später die großen venetianischen Maler 
von Giov. Bellihi bis auf Giorgione und Tizian das Breitformat mit I-Ialb' 
figuren mit Vorliebe für ihre religiösen Stimmungsbilder wählten, so war 
unserem Meister Luca das Segment der Lunette gerade der passliche 
Raum für jene Kniestück-Reliefs, in welchen er die Poesie seiner Em- 
pfmdung rein ausdrücken konnte. Der Inhalt der Darstellung war in der 
Regel die Madonna mit zwei nebenher schwebenden anbetenden Engeln, 
oder mit solchen, die in zierlichen Vasen Lilienbouquets halten, oder 
mit zwei bis vier Heiligen, welche in andachtsvoller Haltung sich der 
Mutter des Heilands zuwenden. Die Lilie war die Lieblingsblume dieser 
Majolikaplastik und passte gar wohl für ihren weißschimmerden Glanz 
auf blauem Grund. 
Jene Lyrik der Madonnenpoesie, welche so vielfach die gemalten 
Altartafeln des Zeitalters durchgeistigt, setzt sich in der gleichen zarten 
Tonart in den Majolikalunetten des Meisters und seiner Schule fort. Die 
Plastik nähert sich da von innen heraus dem malerischen Princip, 
wie sie es auf anderer Seite - in den historischen Reliefs im Stile 
Ghiberti's - von außen her that. In den letzteren wurde die Sculptur 
pittoresk, sie wurde gemäldeartig durch die Bewegtheit der Action, durch 
die perspectivische Anordnung - hier; in der Werkstatt der Fayence- 
bildnerei nahm sie das geistige Wesen, den Emplindungsgehalt der 
Malerei in sich mit voller Reinheit auf. In der plastischen Form dieser 
glasirten Thonsculpturen lebt eine malerische Seele; sie stehen an der 
Grenze von Gebilde und Bild. Eingefasst sind jene Lunetten immer mit 
naturalistisch üppigen Blumen- und Fruchtkränzen, dazu innen oder außen 
mit Eierstäben, Zahnschnitt- oder Wellengliederungen in ziemlich weich- 
licher Bildung; bei feierlicheren Darstellungen tritt ein Bogenrahmen 
mit Cherubsköpfchen an die Stelle des Kranzes. 
Nur wenige Lunettcn aus dem großen Katalog der Erzeugnisse der 
Werkstatt sind mit Bestimmtheit auf Luca selbst zurückzuführen - aber 
diese sind auch von keuscher, edelster Schönheit und machen völlig den 
Eindruck des stilbildenden Charakters für die ganze Gattung. I-Iieher 
gehören zu Florenz: die Portallunette in der Via dell'Agnolo, 
von reizender Naturfrische in den Köpfen der Madonna und der Engel; 
die Lunette" der kleinen Kirche San Pierino in Mercato - der 
Madonnenkopf ganz herrlich und ebenso schön die segnende Geberde 
des Kindes, die beiden Engel mit gefalteten Händen die verkörperte 
Poesie des Gebetes. Dazu käme über der Kirchenpforte von S. Domenico 
in Urbino eine Madonna mit dem Christusknaben, der resolut auf der 
Brüstung steht, und je zwei Mönche zu beiden Seiten. Eine Portallunette 
von San Jacopo di Ripoli in Florenz - Maria zwischen den heil.
	        
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