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Ein Hauptmotiv, klein-monumental, meistens einer bescheidenen
Architektur angehörig, bleibt für ihn fortan die Portal-Lunette, das
reducirte Bogenschild der Renaissance im Gegensatz zu dem hohen
gothischen Tympanon. Sowie später die großen venetianischen Maler
von Giov. Bellihi bis auf Giorgione und Tizian das Breitformat mit I-Ialb'
figuren mit Vorliebe für ihre religiösen Stimmungsbilder wählten, so war
unserem Meister Luca das Segment der Lunette gerade der passliche
Raum für jene Kniestück-Reliefs, in welchen er die Poesie seiner Em-
pfmdung rein ausdrücken konnte. Der Inhalt der Darstellung war in der
Regel die Madonna mit zwei nebenher schwebenden anbetenden Engeln,
oder mit solchen, die in zierlichen Vasen Lilienbouquets halten, oder
mit zwei bis vier Heiligen, welche in andachtsvoller Haltung sich der
Mutter des Heilands zuwenden. Die Lilie war die Lieblingsblume dieser
Majolikaplastik und passte gar wohl für ihren weißschimmerden Glanz
auf blauem Grund.
Jene Lyrik der Madonnenpoesie, welche so vielfach die gemalten
Altartafeln des Zeitalters durchgeistigt, setzt sich in der gleichen zarten
Tonart in den Majolikalunetten des Meisters und seiner Schule fort. Die
Plastik nähert sich da von innen heraus dem malerischen Princip,
wie sie es auf anderer Seite - in den historischen Reliefs im Stile
Ghiberti's - von außen her that. In den letzteren wurde die Sculptur
pittoresk, sie wurde gemäldeartig durch die Bewegtheit der Action, durch
die perspectivische Anordnung - hier; in der Werkstatt der Fayence-
bildnerei nahm sie das geistige Wesen, den Emplindungsgehalt der
Malerei in sich mit voller Reinheit auf. In der plastischen Form dieser
glasirten Thonsculpturen lebt eine malerische Seele; sie stehen an der
Grenze von Gebilde und Bild. Eingefasst sind jene Lunetten immer mit
naturalistisch üppigen Blumen- und Fruchtkränzen, dazu innen oder außen
mit Eierstäben, Zahnschnitt- oder Wellengliederungen in ziemlich weich-
licher Bildung; bei feierlicheren Darstellungen tritt ein Bogenrahmen
mit Cherubsköpfchen an die Stelle des Kranzes.
Nur wenige Lunettcn aus dem großen Katalog der Erzeugnisse der
Werkstatt sind mit Bestimmtheit auf Luca selbst zurückzuführen - aber
diese sind auch von keuscher, edelster Schönheit und machen völlig den
Eindruck des stilbildenden Charakters für die ganze Gattung. I-Iieher
gehören zu Florenz: die Portallunette in der Via dell'Agnolo,
von reizender Naturfrische in den Köpfen der Madonna und der Engel;
die Lunette" der kleinen Kirche San Pierino in Mercato - der
Madonnenkopf ganz herrlich und ebenso schön die segnende Geberde
des Kindes, die beiden Engel mit gefalteten Händen die verkörperte
Poesie des Gebetes. Dazu käme über der Kirchenpforte von S. Domenico
in Urbino eine Madonna mit dem Christusknaben, der resolut auf der
Brüstung steht, und je zwei Mönche zu beiden Seiten. Eine Portallunette
von San Jacopo di Ripoli in Florenz - Maria zwischen den heil.