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ich, Ware bei Gelegenheit des Querbandes vor den kolbigen oder blatterigen Ausbrei-
tungen von Ranken und Bändern auf die Spuren dieses Motivea hinzuweisen, die sich
schon in der karolingischen Ornamentik finden. lndess werden diese Fragen alle erst in
neuester Zeit studirt, so dass dem Autor aus einem so kleinen Versehen nicht der min-
deste Vorwurf erwachsen kann. Auch auf kleine lrrthümer, die hie und da unterlaufen
sind (etwa bezüglich des nFliesenbodens- in Hildesheim, der in der That aus einer
Cementmasse besteht), lege ich kein Gewicht, da ja Oechelhäusefs Arbeit im Ganzen
einen recht guten Eindruck hinterlasst. Es muss jedenfalls mit Freude erfüllen, bei dem
Autor einen entschiedenen Fortschritt gegen die Eingangs erwähnte Arbeit feststellen zu
künncn. Sein neues Werk wird gewiss in allen größeren Bibliotheken Aufnahme finden.
Es soll hier nicht versäumt werden, die Kalligraphen auf die Abschnitte über die
geschmackvollen Initialen des Sacramentarium Gregorii (S. 45 ff.) und auf die dazu
gehörigen Tafeln Ill bis VIII aufmerksam zu machen. Dr. Th. Frimmel.
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Entwürfe zu praktisch verwendbaren Objecten der Holzbrandtechnik
nebst einer Anleitung über die polychrome Ausführung derselben.
Herausgeg. mit Unterstützung des h. k. k. Ministeriums für Cultus
und Unterricht von J. Tapper. Wien, 1888, R. v. Waldheim. Fol.
40 Taf. und Vorwort. fl. 20.
Da die Vorzüge der Holzbrandtechnik - ihre Einfachheit und Solidität - nicht
nur die steigende Beliebtheit derselben rechtfertigen, sondern auch ihre künftige Lebens-
fahiglteit überhaupt zu gewährleisten scheinen, hat sich das k. k. Unterrichtsministerium
bewogen gefühlt, durch Schaffung eines Ateliers für diese Technik an der Staatsgewerbe-
schule in Innsbruck fordernd einzugreifen. Die wichtigste Aufgabe des zum Leiter des
genannten Ateliers bestellten Fachmannes war es, die Technik vom Standpunkte des
Dilettantismus, der sich in Allem versucht, emporzuheben und ihr die angemessenen
künstlerischen Schranken anzuweisen. Das erste Ergebniss dieser Arbeit liegt hiemit vor.
Die Ornamente der Spatgothik und der deutschen Renaissance erweisen sich als durchaus
glücklich gewählt; auch das Muschelornament des Rococo ließ sich gefällig verwerthen.
Erhöhte Bedeutung gewinnt das Werk und die durch dasselbe illustrirte Technik durch
die Heranziehung farbiger Behandlung der Flächen innerhalb der gebrannten Contouren.
- Rgl.
4t-
Urkundliche Nachrichten über noch in den königlichen Sammlungen zu
Kassel vorfindliche Kunstgegenstände aus altem landgräfl. hessischen
Besitz. Nach archivalischen Quellen bearbeitet und mit Abbildungen
herausgeg. von C. Alhard v. Drach. Erstes Hft. Aeltere Silberarbeiten.
Marburg, Elwert, 1888. F01. 46 S. u. 21 Taf. M. 42.
Mit Benutzung 'aller Hilfsmittel und mit vollkommener Methode hat Drach den-
jenigen Theil der Goldschmiedearbeiten des Museums zu Kassel einer eingehenden
Besprechung unterzogen, über welche er altere urkundliche Nachrichten aufzufinden
vermochte. ln Folge dessen sind die 2.8 Stücke, die er in vorzüglichem Lichtdruck
bringt, in einer Weise beschrieben, dass, außer einem hie und da noch nachzutragenden
Meisternamen, fast nichts mehr weitere Aufklärung verlangt. Wir lernen Zeit und Be-
dingung der Entstehung, Anltaufspreis und Gewicht kennen und verfolgen jedes einzelne
Stück durch die wechselnden Hände seiner verschiedenen Besitzer.
Reichen Gewinn schöpfen wir aus der Arbeit in Bezug auf die technischen Aus-
drücke. So lehrt uns Drach die Monats- oder Dutzendbecher als reingesetztea Becher
bezeichnen, er macht eine feine und sicherlich auch zutreffende Unterscheidung zwischen
Email (kaltes Email) und Schmelz (Goldschmiede-Email) und vieles andere mehr. Wir
lernen eine ganze Reihe neuer Goldschmiede kennen. nicht Namen ohne Klang, wie sie
massenhaft aus Urkunden excerpirt werden, sondern Meister, die wir vermöge der über sie
mitgetbeilten Nachrichten in die Kunstgeschichte werden einreihen können. Städte wie
Braunschweig, Eger, Speyer treten mit gut beglaubigten älteren Goldschmiedearbeiten auf,
über Jamnitzer und Lenker erfahren wir Neues. Sehr interessant ist der sechste Ab-
schnitt über zwei Stücke des Frankfurter Goldschmiede: Paul Birkenholtz. Das eine der-
selben ist der in mehreren Exemplaren vorhandene Marburger Universitätsbecher; eine
Wiederholung, die dem Verfasser entgangen zu sein scheint, befindet sich i_n der Frank-
furter Silberkammer. Ein anderes Mitglied der Familie Birkenholtz ist uns bekannt als
Verfertiger des silbergetriebenen Einbandes an dem Frankfurter Goldschmiede-Meisters
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