Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereines, herausg. von Richard Pick,
Archivar der Stadt Aachen. lX. Band. Aachen.
lnden -Mittheilungen des k. k.Oesterr.Museumsn ist bereits auf die vielen bedeutungs-
vollen Abhandlungen und Notizen hingewiesen worden, die in den acht ersten Jahrgängen
der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereines zu finden sind. Fast immer enthalten die
Bande neben den localhistorisch wichtigen Aufsätzen auch Dinge, die für die Kunstgeschichte
und für das Kunstgewerbe interessant sind. Ein seither erschienener Registerband (um-
fassend die Jahrgange l bis Vll, bearbeitet von Dr. H. Keussen) erleichtert durch die
überaus gewissenhafte und sorgfältige Mache das Nachsuchen.
Der IX. Band enthält nun auch wieder zwei Abhandlungen, die uns besonders
nahe liegen, ganz abgesehen von werthvollen Beitragen aus der Feder von C. v. Veith,
H. Loerch, R. Pick und Anderen. Die zwei Abhandlungen, die ich meine, betreffen
den Aachener Königsstuhl, den Stf. Beissel eingehend studirt hat, und ein Thema,
das die Dürer-Forschung berührt. nAlbrecht Dürer in Aachen 152.0: ist die zweite
Abhandlung betitelt. A. Curtius, dem wir sie verdanken, geht begreiflicherweise von
Dürer's Tagebuch aus und Zieht die Zeichnungen des Meisters heran, die in Aachen
entstanden sind. Eine Lichtdrucknachbildung der Zeichnung des Aachener Münsters ist
dem Artikel beigegeben. Das Blatt wird von Curtius fleißig commentirt, sowie denn über-
haupt die Noten hervorzuheben sind, die der Verfasser an Dürer's Tagebuchtext anknüpft
und die auf Grundlage genauer Kenntniss der Localliteratur hergestellt sind. Viele, die
den Curtius'schen Dürer-Artikel lesen, werden eine Vergleichung der neuen Noten mit
denen anstellen, die ehemals Thausing (in Eitelbergefs Quellenschriften lll, 219 E.) und
neuerlich Leitschuh (in der 1884er Ausgabe von Dürer's Tagebuch, S. x36 ff.) gegeben
haben. Der Werth der neuesten Bearbeitung dieser Tagebuchstellen wird dabei klar.
Fr.
er
Die Kunsterzeugnisse aus Thon und Glas. Eine Uebersicht ihrer tech-
nischen und künstlerischen Entwickelung vom frühen Mittelalter bis
zur Gegenwart. Von Dr. Otto von Schorn. Mit 128 in den Text
gedruckten Abbildungen. (Das Wissen der Gegenwart, LXV. Band.)
Leipzig, G. Freitag, 1888. 8". 216 S.
Die typisch wichtigsten Erscheinungen auf beiden genannten Gebieten in übersicht-
licher Weise aneinander zu reihen und den Fortgang der Entwickelung kurz zu schildern
war die Aufgabe, welche sich der Verfasser in vorliegendem Büchlein gestellt hat. Un-
gefahr vier Fünftel desselben behandeln die Keramik, der Rest ist dem Glase gewidmet.
Nach einer kurzen Darstellung der wichtigsten technischen Vorgänge beginnt der ge-
schichtliche Theil mit den Thonwaaren des Mittelalters. Zwischen diesen aber und jenen
der Renaissance ist in richtiger Würdigung des Einflusses, welchen der Orient auf die
Keramik des Westens genommen, ein Capitel über arabische Topferkunst eingeschoben,
in welchem den Resultaten der Forschungen Karabacek's jene Beachtung zu Theil wird,
welche sie in den bisherigen Handbüchern noch nicht finden konnte. Es fallt dadurch
ein klärendes Streiflicht auf die Entwickelung der spanisch-maurischen, sowie der ältesten
italienischen Maioliken. Im weiteren Zusammenhange werden sodann nach dem Muster
der groLeren Handbücher die französischen Fayencen, darunter Erzeugnisse Palissy's
sowie die Oiron-Fayencen und das englische Steingut behandelt. An diese Capitel
schließt sich, so weit es die noch immer sehr lückenhafte Kenntniss dieses Gebietes
zulässt, die Geschichte des deutschen Steinzeuges und der namentlich in Nürnberg hoch
entwickelten Topferindustrie. Etwas ausführlicher und mit erwünschter Klarheit beschreibt
Schorn im Capitel Porzellan die Vorgeschichte des europäischen Porzellans, und obwohl
hiedurch vielleicht ein Missverhaltniss in der Vertheilung des gesammten StoEes entsteht,
wird der Leser dem Verfasser doch gerade hiefür besonderen Dank wissen, da die betref-
fenden vielfach verstreuten Abhandlungen häufig einander widersprechen und nicht leicht
zugänglich sind. Es folgt sodann in gedrangter Kürze die Aufzählung und kurze Geschichte
der wichtigsten alten europäischen Porzellanfabriken.
ln ganz ähnlicher Weise behandelt der Verfasser das Glas, und versteht es auch
hier, nicht allein in den engen Raum von 40 Seiten das Wissenswertheste über diesen
Gegenstand niederzulegen, sondern auch zum Studium der einschlägigen Speeialwerke
anzuregen. - Erwagt man, wie groß die Zahl der Gebildeten ist, die bei dem stets
zunehmenden lnteresse für kunstgewerbliche Producte der Vergangenheit sich rasch und
mühelos eine allgemeine Kenntniss des Wichtigsten auf den verschiedenen Gebieten der
Kunstindustrie erwerben will, so kann kein Zweifel darüber sein, dass auch dieses Com-
pendium eben seiner Kürze wegen gerne zu Rathe gezogen werden wird. Kleine Flüch-