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zeichnet. Es handelt sich auch dort darum, den Gewerbetreibenden die
Hilfsmittel, welche Kunst und Wissenschaft bieten. zugänglich zu machen,
insbesondere zur Hebung des Geschmackes in den Kunstgewerben beizu-
tragen. Mit dem Museum steht auch eine Fachbibliothek in Verbindung,
ferner sind Zeichensäle für Gewerbetreibende vorhanden und werden auch
von Zeit zu Zeit Ausstellungen von Kunst- und Gewerbeerzeugnissen da-
selbst veranstaltet. - Die Kunstgewerbeschule in München wurde im
Jahre 1855 von dem Vereine zur Förderung der Kunstindustrie in das
Leben gerufen, ein Jahr nach der Reorganisirung der Nürnberger Kunst-
schule durch Kreling. Seit 1868 aber ist sie eine Staatsanstalt und be-
fand sich bis vor kurzem in den sehr ungenügenden Localitäten unter den
Arkaden. Seit dem Jahre 1876 ist ihr die ehemalige Glasmalerei-Anstalt
hinter der Glyptothek übergeben worden, und sie hat mit der Besitz-
ergreifung der neuen Räume zugleich eine neue Organisation erhalten, aus
welcher wir nur einige bezeichnende Thatsachen hervorheben wollen. Die
Kunstgewerbeschule in München hat in den wesentlichen Punkten dieselbe
Organisation wie die Wiener Kunstgewerbeschule, unterscheidet sich aber
hauptsächlich dadurch, dass neben einer Kunstgewerbeschule für das
männliche Geschlecht auch seit 1872 eine solche für das weibliche Ge-
schlecht selbständig vorhanden ist, mit einem theilweise verschiedenen
Lehrkörper. Der Lehrkörper für das männliche Geschlecht an dieser Schule
ist sehr gross, denn es wirken daselbst 14 Mitglieder ausser dem Director.
Die Zahl der Schüler ist viel geringer als an unserer Anstalt; sie hatte
im verflossenen Wintersemester 177, im letzten Sommersemester 126 Schü-
ler in der männlichen Abtheilung. Die Vorbereitungsschule in München
ist nicht wie jene in Wien mehr eine allgemeine Zeichenschule, sondern
es wird dort schon in der Vorbereitungsclasse direct auf das kunstge-
werbliche Gebiet übergegangen. Das Gleiche gilt von der Abtheilung für
Mädchen. An der Kunstgewerbeschule für Mädchen wirken 12 Lehrkräfte,
welche den Unterricht im technischen und ornamentalen Zeichnen und
den kunstgewerblichen Unterricht in der Vorbereitungsclasse sowie in den
Fachclassen besorgen. Dem Berufe des weiblichen Geschlechtes entspre-
chend, werden daselbst die Mädchen vorzugsweise in der Decorations-
malerei, in der Fayence- und Porcellanmalerei und in der Blumenmalerei
unterrichtet. Die Zahl der Mädchen an dieser Schule betrug im abge-
laufenen Semester So. An der Mädchenabtheilung wirkt auch eine Leh-
rerin fiir das ornamentale Zeichnen. Mit der Kunstgewerbeschule in Mün-
chen ist auch - wie [bei uns - ein Bildungscurs für Zeichenlehrer in
Verbindung gebracht und dann ein Vorbereitungscurs für die Akademie
der bildenden Künste. Der letztere wird als ein besonderer Ballast em-
pfunden. Das neue Schulgebäude hat nur den grossen Mangel, dass es
ein bischen exentrisch liegt und daher mit den königlichen Sammlungen,
speciell mit dem bairischen National-Museum in gar keiner directen Ver-
bindung steht, besitzt aber den Vortheil einer möglichen Erweiterung. Es