nämlich das Conservatoire des Arts et Metiers und dessen Schule, aus
welcher mehrere der bedeutendsten Großindustriellen Frankreichs hervor-
gegangen sind, legten wohl die besten Wünsche für die Entwickelung der
gleichartigen Anstalt bei uns nahe, welche leider erst im Vorjahre als technolo-
gisches Gewerbemuseum ins Leben trat. Nur der in Frankreich geltenden
Grundsätze für die Aufnahme der Schüler an diesen technischen Hochschulen
sei besonders Erwähnung gethan, weil dieselben, den unsrigen diametral ent-
gegen, gleichwohl die richtigeren zu sein scheinen. Die französische Organi-
sation jener Anstalten geht von dem Gedanken aus, dass die obersten Stufen
des technischen Schulwesens keineswegs den Massenbedarf an technischen
Kräften zu decken haben, sondern dem Lande eine kleine, aber vorzüglich aus-
gebildete Schaar von Technikern liefern sollen, die auch den höchsten und
wichtigsten Wirkungskreisen gewachsen sind. Nur die Elite der Abitu-
rienten aus Mittelschulen wird zu Concursen um Plätze an der Ecole
polytechnique zugelassen, wie unter dem Kaiserreiche nur die begabtesten
Sühne von Arbeiterfamilien ausgewählt wurden, um am Conservatoire des
Arts et Metiers herangebildet zu werden. Diese Durchsiebung des Schüler-
materiales für die höheren Anstalten schiebt dem Proletariate sogenannt
Gebildeter einen Riegel vor und hebt die Achtung der betrelfendeu Zög-
linge im Leben weiter über jene ihrer Standesgenossen in Deutschland
und Oesterreich. Um den unteren und mittleren Schichten der technischen
Berufszweige genügendes Fachwissen zu bieten, wurden schon seit Anfang
unseres Jahrhunderts nach einander die Ecoles des Arts et Metiers zu
Chalous s. M., zu Aix und Angers begründet, und zwar mit solchem Auf-
wande für Lehrmittel, dass das Anlagecapital einer einzigen von diesen
Schulen fast so groß ist wie die Summe aller Ausgaben, die bisher für
sämmtliche Staatsgewerbeschulen Oesterreichs seit ihrer Gründung statt-
gefunden haben. Den begabtesten Gewerbeschülern ist schließlich noch
der Weg zur höchsten Ausbildung in der Ecole centrale in Paris gebahnt.
Als Ergebnis dieser ganzen Organisation stellt sich dar: die Freude
des Einzelnen an seinem Berufe, das sociale Ansehen der ganzen Classe,
die Blüthe des französischen Gewerbes. Es kann hinfort nicht mehr auf-
fallen, dass ein so eminent geschultes Volk die schwersten Schicksals-
drohungen glücklich überdauert, conservativ fcsthaltend an seiner Jahr-
hunderte alten Kunstpolitik, dem Panier, unter welchem die Franzosen
das erste Kunstvolk der Welt geworden sind - ein beredtes Zeugnis
dafür , was Menschen wagen dürfen auf die Kraft des Willens und was
Menschen vermögen durch die Arbeit.
Und das Resultat all dieser Betrachtungen für uns? Wir können es
muthig aussprechen, es ist ein tröstliches für Oesterreich. Schon schreiten
wir in dem besprochenen Gebiete auf einer guten Bahn einher, und haben
uns nach kurzer Zeit und mit Rücksicht auf unsere geringen Mittel die
ehrenvollste Stellung unter den modernen Industriestaaten errungen. Die
Gründung des österreichischen Museums ist ein Markstein in unserer Ge-