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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

XIV Die gegenwärtigen Aufgaben der Verwaltung des artistischen Bildungswesens. 
anstalten trat Österreich dort mit Leistungen . auf, die theils mittelbar, theils 
unmittelbar das geistige Geprage eines Ferstel, Hausen, Zumbusch, Schmidt, 
Feuerbach, Storck, JacobLKonig, Kundtmann, Lanfherger, Teirich, 
Ortwein, Zitek, Sitte, Gugitz u. a. tragen. Da die hochherzige Mnnißcenz 
Se. Majestät des Kaisers einem Hanne Makart, wie dem Nester deutscher Bau- 
kunst, Gottfried Semper, in der Hauptstadt glänzende Wirkungskreise eröffnet 
hat, da um alle diese künstlerischen Kräfte sich strebsame Genossen und eifrige 
Jünger schaaren, ist hier viel Bildungsstoff in die Luft gebracht, er dringt durch 
alle Raume, Jeder saugt sein Theil gleichsam beim Athemholen ein und es 
ergibt sich von selbst auch die stete Neubelebung der Industrie. 
So haben denn die Thatsachen der letzten Jahrzehnte gelehrt, wie nur das 
Zusammenwirken zahlreicher Factnren - namentlich das zeitliche Zusammentreßen 
einer grossarügen Bauthatigkeit in der Hauptstadt mit Reformen des Kunstunter- 
richts und mit der Gründung des Museums so bedeutende Ergebnisse herbeiführen 
konnte. Nur solchem Zusammentreffen ist es zu danken. wenn verbesserter 
Geschmack ein auf die Vielheit veitheilter Besitz geworden, wenn schon nach 
kurzer Entwicklung in so mancher Österreichischen Werkstatt ein künstlerischer 
Genius siedelt und Wien gegenwärtig eine bedeutendere Gulturstellung in Mittel- 
Europa einnimmt als in irgend einer früheren Epoche. 
Denn die kräftigsten Impulse in bedeutsamer Cnltursphare sind in letzter 
Zeit von hier ausgegangen. Die Bestrebungen des Österreichischen Museums vor 
Allem wirkten vorbildlich selbst weit über das mitteleuropäische Gebiet hinaus; 
sie fanden während der letzten zehn Jahre Nachfolge in Russland, in Schweden, in 
ltalien und neuestens in den Niederlanden. Namentlich aber zeigten sie ihren 
Einfluss auf jene deutschen Nachbarländer Österreichs, deren Empfänglichkeit 
trotz mancher Verschiedenheit der Lebensverhältnisse doch durch gemeinschaft- 
lichen Besitz geistiger Güter und gleiche Grundelemente materieller Unltur 
gesteigert wurde. 
Zwar schienen Anfangs die Bemühungen dort sozusagen einer klimatischen 
Üngunst zu erliegen. Die österreichische kunstgewerbliche Bewegung jedoch gieng 
über Deutschland hin gleich einem Golfstrom, der die verschiedenen klimatischen 
Verhältnisse vermittelt, und in dem seither Gewordenen erweisen sich bereits die 
zahlreichen Züge unverkennbar, welche der deutschen und der österreichischen 
Bestrebung gemeinsam sind. So lag es also in der Natur der Sache, dass Österreichs 
Erfolge mit der anerkennenden Aufmerksamkeit zugleich die Rivalität des_Aus' 
landes wecken mussten. Und die Regungen solcher erwachter Rivalitat verliehen 
der Münchner Ausstellung ihre eigenthümliche Bedeutung. 
Hiebei ist übrigens hervorzuheben, dass die kuustlndustlielle Production 
Deutschlands in dem Münchner Wettstreit in mancher Hinsicht schwacher auf- 
trat, als sie thatsachlich ist. Die eigeuthümliche malerische Ausstellungsmethode, 
welche weder nach Realien noch nach Territorien die Gegenstände anzuordnen 
erlaubte, liess diess nicht zum Bewusstsein des Betrachters kommen. Eingehendere 
Untersuchung jedoch ergab, dass die Betheiligung des deutschen Nordens zu gering 
und zu nngleichmassig wer, um ein vollständiges Bild der bezüglichen Productiou
	        
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