Beilage zu Nr. 208
der
„Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums."
den letzten Jahren von jüngeren Kräften etablirten Geschäfte, während
die in älteren Händen befindlichen Geschäfte noch eine ausgesprochene
Neigung für fremdländisches, speciell Pariser Fabricat haben, und von
dort ihren Bedarf decken. Da nun aber das kaufende Publicum der eigen-
thümlich deutschen Geschmacksrichtung 7 ob bewusst oder unbewusst
mehr huldigencl - die neueren kunstgewerblichen inländischen, speciell
Berliner Erzeugnisse sucht und kauft, so haben diese jüngeren Geschäfte
einen Aufschwung genommen, während die älteren zurückgehen.
Der Export für Kunstguss und Bronzegegenstände hat
im Jahre 188i sich recht lebhaft gestaltet, wobei die Berliner Bronzen
ihres eigenthümlichen Charakters wegen auf dem Weltmarkt schnell Lieb-
haber und Käufer gefunden haben. Es wird in dem Bericht dankend an-
erkannt, dass die Ausschmückung der Ruhmeshalle mit Ornamenten aus
echter Bronze Gelegenheit gegeben hat, die Leistungsfähigkeit der Ber-
liner Bronze-lndustrie auch für Bauornamente zu zeigen. Das Geschäft in
Bronze-Emailwaaren konnte sich, wie der Bericht constatirt, noch nicht
so recht entwickeln, weil Frankreich in diesem Zweige doch noch zu
sehr überlegen ist.
Es kann nur ernstlich gernissbilligt werden, heißt es weiter, wenn
sich neben der durch die Bemühungen des verewigten Ravene und
Sussmann-Hellborns in Berlin eingeführten edlen Industrie ein Fabricat
in hiesige Kreise zu drängen sucht, welches nur das Prädicat vbillig und
scblechti- verdient. Das kaum erwachte Verständniss des großen Publi-
cums durch scheinbar billige Waare wieder auffalsche Bahnen zu lenken,
ist sicher kein Verdienst.
ln Bezug auf verwandte Industriezweige, namentlich der Gold- und
Silberwaarenfabrication und der Juwelen, sagt der Bericht, dass eine
Besserung der geschäftlichen Verhältnisse im Jahre x88: nicht eingetreten
sei, obwohl es an Bemühungen der Berliner Gold- und Silberschmiede
durch Schaffung neuer mustergiltiger Erzeugnisse nicht gefehlt hat. Trotz
der nicht unbedeutenden Fortschritte auf diesem Gebiete hat die Kauf-
lust des Publicums keineswegs zugenommen, da noch immer das Ver-
langen vorherrscht, möglichst reich ausgestattete Gegenstände um billigen
Preis zu erwerben. Um hierin das Möglichste zu erreichen und zugleich
der Solidität der Waare Rechnung zu tragen, ist in der Production styl-
voller Schmuckgegenstände in theiiweise oxydirtem Silber unter Verwen-
dung von Halbedelsteinen und Emailen Bedeutendes geleistet worden.
Der Export an Schmucksachen ist nur unbedeutend. Hervorgehoben
IX. ßa. isss. 23