verdanken wir auch die Kenntniß des Namens des Verfertigers unseres
Kästchens, der seine Marke P. DENIZOT auf die dem Auge entzogene
Bodenwand des Kastens eingebrannt hatte. Unsere Kunde vnn diesem
Meister beschränkt sich allerdings nur auf einige archivalische Notizen,
die Champeaux zusammengestellt hat. Nach den Meisterlisten ist Pierre
Denizot bereits am I. August 174.0 Meister geworden. Damals mag er
wohl nicht anders als in der Art der Meissoniefschen Vorlagen gearbeitet
haben; unser Kästchen zeigt dagegen, wie wir sahen, einen sehr verän-
derten Styl, was sich immerhin durch eine längere Lebensdauer des
Mannes erklären lässt. Paul Mantz bringt hiefür ein lehrreiches Beispiel
in seinem Aufsatze über die Möbel des 18. Jahrhunderts (Revue des arts
decoratifs, lV., 358). Paul Garnier, der 1742 in den Listen der Meister
erscheint, arbeitet nachweislich noch 1773, und in der That trugen alle
von ihm bekannten Werke den ausgeprägten Styl Louis XVI. zur Schau.
Erst in der jüngsten Zeit stieß man bei Gelegenheit der vente Beurnon-
ville auf einen von Garnier signirten Schreibtisch, der völlig im Styl
Pompadour gehalten war. Eine ähnliche Stylwandlung mag auch Denizot
durchgemacht haben. So sehen wir Delafosse in seinen Vorlagen-Stichen
dem schwankenden Geschmacke der Uebergangszeit Rechnung tragen,
indem er neben einem canape dans le goüt antique nicht verabsäumt,
dem Kunsttischler auch das Muster eines canape dans le goüt pictoresque
vor Augen zu führen. Denizotis Marke wurde nach Champeaux bisher
nur noch auf zwei Stücken gefunden. Das eine, das sich in der von Mr.
Jones dem Kensington Museum legirten Collection befindet, beschreibt
Champeaux fblgendermaßen: Une petite commode a deux tiroirs et a
pieds eleves, receuverte d'une marqueterie en losange et orneeaux
angles de guirlandes en cuivre cisele. Eine gewisse Aehnlichheit mit
unserem Kästchen springt in die Augen: die Guirlanden an den Kanten
und die Verzierung in Marqueterie, deren (namentlich bei Riesener be-
liebte) Rautenmusterung übrigens auf noch vorgeschrittenere Zeit hin-
weist. Das zweite Stück, von dem Champeaux Kunde hat, wäre ein auf
der vente Hamilton erschienener Secretär, worüber leider keine Be-
schreibung vorliegt. Diese zwei Notizen lassen sich aber noch in anderer
Weise verwerthen. Wenn man sich erinnert, dass die seit längerer Zeit
in englischem Privatbesitze befindlichen französischen Möbel aus dem
18. Jahrhundert fast ausschließlich in Folge der Versteigerung des Amen-
blements der königlichen Schlösser in den Revolutionsjahren außer
Landes gekommen sind, liegt die Annahme nahe, dass auch jene zwei er-
wähnten Stücke einst Bestandtheile des königlichen Mobiliars gewesen
seien, somit Pierre Denizot zu den vom königlichen Hofe beschäftigten
Ebenisten gehört haben mlisse.
(Schluss folgt.)