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nur mit dem bürgerlichen Namen Gran. Freilich muss dagegen wieder
bemerkt werden, dass in dem Todtenbuche des Domes von St. Pölteu -
der Künstler ist nämlich dort gestorben und seine Witwe lebte an diesem
Orte noch längere Zeit - eine Dame mit dem Namen Frau Baronin
Gran aufgeführt wird. Wie die Verhältnisse der Forschung heute stehen,
sind wir somit also noch nicht einmal so weit, entscheiden zu können,
ob unser Gran mit dem Hofzuschrotter, oder mit der italienischen Adels-
familie de Gran Zusammenhänge. Hier werde mitgetheilt, was eben bis
zur Stunde vorliegt, wobei es freilich gar leicht sein kann, dass morgen
schon ein glücklicher Fund die eine oder die andere, auch wohl beide
Annahmen über den Haufen werfe.
Aus einem in französischer Sprache erschienenen Buche aus der.
Mitte des vorigen Jahrhunderts fand ich, dass Gran verwandt war mit
dem berühmten Pater Abraham a Santa Clara. Der Verfasser erzählt
uns, Gran hätte seine Eltern in sehr jungen Jahren verloren und da
wäre, ihm zur Wohlthat, dieser wahrscheinlich mütterlicherseits ver-
wandte Pater an ihn herangetreten und hätte ihm allerlei Förderung
zukommen lassen. Nun wäre es immerhin annehmbar, dass dieser bei
Hofe und bei der Aristokratie außerordentlich beliebte Priester ihn in
das fürstliche Haus gebracht haben könnte, obwohl wir auch dafür einen
Beweis nicht anführen können.
Ich habe früher gesagt, Brünn habe die größere Anwartschaft
darauf, sich die Vaterstadt des Künstlers zu nennen. Damit hängt noch
ein anderer Umstand zusammen. Im Leben unseres Meisters spielt ein
anderer Künstler, aber ein tief unter ihm stehender, eine große Rolle.
Wiederum ist in Folge der großen Verwirrung unserer schlechten Nach-
richten nicht einmal der Name dieses Künstlers gleichlautend überliefert;
er wird bald Werle, Wörle, Werndle, Hörle, Herndle etc. genannt, was nur
an den Namen anklingt. Nun ist es aber doch sicher, dass er Hörl hieß.
Die Hörl waren eine Künstlerfamilie, von der eine ziemliche Anzahl Mit-
glieder in den Urkunden vorkommen. Mehrere von ihnen sind, wie das
in jener so fruchtbaren Zeit. die auf Decorationen, Ausstattungen von
Sälen, Theatern und Kirchen viel Geld verwendete, begreiflich ist, als
Decorationsmaler, Marmorirer und Aehnliches bekannt. Ich will nur in
Kürze die zwei wichtigsten Persönlichkeiten bezeichnen. Ein gewisser
Johann Franz und ein Georg Hörl ragen da hervor. Johann Franz war
nun derjenige, welcher mit unserem Meister im Zusammenhange steht.
Er war aus Brünn, hat lange Zeit in genannter Stadt, aber auch an ver-
schiedenen anderen Orten für den Adel des Landes gearbeitet. Es sind
auch Bilder von ihm heute noch in jenen Gegenden zu finden. Er war
Decorateur im allgemeinen Sinne, auch das, was man damals Architektur-
maler nannte; er entwarf die perspectivischen und Scheinarchitekturen
auf den Spiegelgewölben der Innenräume, ließ sich auch verwenden für
das Malen von Festgerüsten, Triumphbogen u. s. w. lch linde ihn in