hundert war das Haar der Frauen und mit ihm die Ohren unter phan-
tastischen Kopfbedecknngen verschiedenster Art versteckt, so dass Ohr-
. ringe nicht gesehen worden wären.
Die Renaissance gestattete zwar bei Frauen ein stellenweises Her-
verbrechen der Haare unter netzförmigen, mit Perlen besetzten Hauben,
aber auch diese Epoche war geneigt, den Kopf mehr zu verhiillen als
zu entblößen, und so sehen wir Ohrgehänge nur vereinzelt auftreten.
Viele gleichzeitige Porträts zeigen selbst bei noch so großer Fülle von
Schmuck keine Ohrgehänge. Ausnahmen davon scheinen jedoch in Italien
vorgekommen zu sein. Diesseits der Alpen ist erst gegen Ende des
16. Jahrhunderts eine Aenderung eingetreten, worauf unter Anderem die
französischen Stiche für Goldschmiede von Woeriot vom Jahre 156i
hinweisen, welche einige Muster von Ohrringen geben. Dagegen war die
Sitte, Ohrringe zu tragen, in Spanien ziemlich allgemein, und zwar bei
Männern wie bei Frauen. Die mannigfachen Beziehungen zwischen
Spanien und Frankreich machen es erklärlich, dass auch hier dieser
Schmuck in einzelnen Fällen Eingang fand, ohne dass iedoch derselbe
in weitere Kreise zu dringen vermocht hätte.
Keine viel größere Verbreitung als die Ohrgehänge hatten im 15. und
16. Jahrhundert die Armbänder. Jene Bracelets, welche zu Ende des 15.
Jahrhunderts von französischen Edelleuten getragen wurden, können nicht
eigentlich als Schmuck angesehen werden, da sie vielmehr als ein Zeichen
der Ergebenheit gegen eine Dame galten und unter den Kleidern ver-
steckt, sich neugierigen Blicken entzogen. Erst um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts erscheint das Armband bei Damen. In der Regel ließ die Form
der Aermel einen Schmuck am Arme oder am Handgelenk nicht zu,
denn ob die Aermel ihrer ganzen Länge nach bauschig waren, wie zur
Zeit der Landsknechtmoden, oder ob sie nur an den Schultern und am
Ellbogen sich erweiterten, fast immer bedecken sie das Handgelenk, ja
häufig haben sie hier eine trichterförmige Erweiterung, die über die
halbe Hand hinausreicht. Nur ausnahmsweise sehen wir auf Costüm-
bildern glatte, bis zum Handgelenk reichende oder kürzere Aerrnel, in
welchen Fällen, soweit derartige Abbildungen ein Urtheil zulassen, nicht
allzu prunkvolle Armbänder, und zwar in der Regel nicht am bloßen
Arme, sondern über dem Aermel sichtbar werden.
Eine große Verbreitung hatte dagegen der Ring. Besonders auf
kostbare Steine in schöner Fassung wurde bei demselben der größte
Werth gelegt. Die Fassung stand aber ihrerseits in engem Zusammen-
hange mit dem Schliß der Steine. Vor dem 14. Jahrhundert zeigen alle
für die Bijouterie verwendeten Steine den sogenannten mugeligen, halb-
runden Schliff. Erst von da an beginnt der Tafelschliß" mit vier an den
Ecken abgestumpften Schrägßächen und wird zuerst mit dem Rundschlitf
abwechselnd, dann ausschließlich verwendet. Bis zum Ende des 16. Jahr-