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Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 21 
und Bereicherung seiner Sammlung verwendet. Man macht 
sich kaum einer Übertreibung schuldig, wenn man diese 
Summen insgesamt auf -7y 2 Millionen Francs schätzt; da er 
beim Einkauf nicht immer mit der gehörigen kritischen 
Sorgfalt zu Werke ging, so ist er von großen Verlusten nicht 
immer verschont geblieben, 1882 hatte er den Mut, für die 
Sammlung Philbrik, die nach dem Tode ihres Besitzers 
zum Verkauf kam, 200.000 Francs zu bezahlen, eine Summe, 
die damals als unerhört galt. Heute freilich wird diese Samm 
lung allein von Sachverständigen auf 1% Millionen Francs 
geschätzt. Als größte historische Seltenheit enthält die 
Ferrary-Sammlung die 1-Cent-Biitisch-Guyana-Marke vom 
•Jahre 1856, von de^ mir das eine Exemplar bekannt ist. 
'Die Marke ist niemals auf den Markt gekommen, und man 
kann deshalb ermessen, welchen Liebhaberwert sie heute 
hat. Dabei handelt es sich um ein beschädigtes Exemplar, 
das alles andere als ein sogenanntes „Salonstück“ ist. 
aufe Brillanten 
speziell 
K e it 
ferner Perlenschnüre, Smaragde, 
Saphire und antiken Schmuck 
jeder Art, Porzellan etc. 
KARL POLITZER 
Wien, I., Lobkowifzplafz 1 
. 
Ü 
VOM KUNSTMARKT. 
(Al't-Wien, Österreich, Böhmen.) Diese drei Schlag 
worte kennzeichnen in beredter Weise den Inhalt der Auktion, 
die vom 18. bis 20 November bei Gilhofer & Ranschburg 
ih Wien stättfindet. Was .zunächst Wien betrifft, so ver 
zeichnet der mit Sorgfalt bearbeitete und mit vielen Illustra 
tionen geschmückte Katalog 135 Nummern, die Aquarelle, 
Kupferstiche.und Lithographien umfassen. Übersichtlich nach 
den einzelnen Bezirken geordnet, findet der Viennensiasammler 
da alles, was sein Hetz begehrt. Es sind die Perlen der- Graphik 
von Schütz, Janscha und Ziegler, Stiche von Gurk, 
J. Glanz, Jaresch und Josef Schaffer, Sepiazeichnungen 
von F. P. Reinhold, Lithographien von Sandmann usw. 
Hervorheben möchten wir einen vorzüglichen, vollrandigen 
Abdruck des ersten Zustandes des Stichs „Das Schloß Schön 
brunn gegen den Garten“ von Schütz. Die herrliche Schloß 
ansicht wirkt als intimes Gss.ellschaftsbild, da sich im Vorder 
gründe ein entzückendes, aus 23 Figuren bestehendes Rokoko- 
' staffagebild mit Kaiser Josef und den Mitgliedern des kaiser 
lichen Hauses, den Großfürsten Paul von Rußland und seiner 
Gemahlin, den Erzherzog Franz, der Prinzessin Wilhelmine 
von Württemberg und'ihrem Gefolge befindet. Unter den 
„Plänen und Gesamtansichten“ ist ein Blatt, das zu den 
größten Seltenheiten der Wiener topographischen Darstellungen 
gehört. Es ist dies ein Anhang zu den Vasquezschen Plänen, 
der in seinen 22 Bildern das Leben, und Treiben vor den be 
deutendsten Geschäftshäusern der Zeit widerspiegelt Die 
meisten Schilder haben heute nur mehr einen historischen 
Reiz, in die Gegenwart hinein ragt nur die „Buchhandlung 
des Herrn Carl Gerold, Stephansplatz 625". An Wien reihen 
sich Ansichten aus der weiteren. Umgebung der Residenz, 
darunter das äußerst selten auf dem Kunstmarkt auftauchende 
Ansichtentableau des Grafen Karl Vasquez von Baden, 
die Ansicht des Schloses Hadersdorf von Janscha und Ziegler, 
„die Josephs-Ruhe mit der Ansicht gegen Schwechat und 
dem Dauerwald“ von Josef Schaffer, Ansichten von Greifen- 
. stein, der Iiinterbrühl, Laxenburg, Mödling,. Perchtoldsdorf, 
Weidling usw. Ein Abschnitt faßt „Ansichten aus Deutsch- 
Österreich" zusammen. Die. Wahl unter den vielen pracht 
vollen Blättern wird nicht leicht fallen. Meisterhaft ausge 
führte Arbeiten von ganz besonderer Farbenfrische sind die 
Ansichten von Graz und Umgebung von Konrad Kreutzer, 
Landschaftmaler in Graz (1810 bis 1861). Krems ist durch 
ein sehr seltenes Blatt von Janscha und Ziegler, Innsbruck 
durch Blätter von Josef Schaffer, Pirringer und Schweighofer, 
Salzburg durch die hübschen Radierungen von Louis Wallee 
vertreten. Sehr reichhaltig ist der Abschnitt „Böhmen“. Es 
ist da wohl kein bedeutenderer Ort, der nicht durch ein oder 
das andere gute Blatt repräsentiert wäre, allen voran natürlich 
die Hauptstadt Prag,.die allein an ein halbes Hundert Nummern 
füllt. Es fehlt darin auch nicht die berühmte Folge der Prager 
Ansichten von Mörstadt und Döbler (Prag, Bohmanns Erben), 
die einen interessanten Einblick in dag Leben und Treiben 
der Straße gewähren. Eine eigene Abteilung ist in dem Katalog 
den Blättern aus dem Verlage von Löschenkohl gewidmet, 
die heute mit dem Reiz des Kolorits den der Seltenheit ver 
binden. Eines der schönsten und gesuchtesten Flauptblätter 
von Löschenkohl ist „der Zug Sr. Königl. Majestät Leopold II. 
am Tage der Huldigung nach St. Stephan d. 6. Apl. 1790“. 
Es ist mit K 2500 bewertet, dürfte aber wohl einen höheren 
Preis erzielen. Von der geschäftlichen Vielseitigkeit Löschen 
kohls zeugt auch der Fächer „Der Brun des Gobido“, der aus 
seinem ’ Verlage stammt. Männer und Frauen pilgern zu der 
Quelle, des Cupido. 1 Unten die. Schrift: „Jung und alt kommt 
her zu mir,.wer durstig ist, der trinke hier." Die Darstellung -— 
in koloriertem Kupferstich;— in der Mitte des mit Goldflitter 
benähten Fächerblattes', auf Seide gedruckt, das aus neun 
zehn Teilen bestehende Gestänge aus Elfenbein und durch 
brochener Arbeit. In der Abteilung „Theater und Musik 
porträts" begegnet man Porträts von Raimund, Nestroy, 
Richard Wagner, Spohr, Liszt, Mendelssohn, Lanner, Flotow, 
Haydn, Rubinstein, der Elßler, der Mama Haizinger, Therese 
Krones, Laroches, von Henriette Sonntag, Scholz, Karl Treu 
mann, Sonnenthal, der berühmten Tänzerin Taglioni und 
vielen anderen unvergessenen Lieblingen der Wiener. An die 
Bühnenporträts schließen sich solche von historischen Per 
sönlichkeiten, darunter das sehr seltene Porträt des unglück 
lichen Herzogs von Reichstadt von Isabey. Die „Typen- 
und Szenen“ vereinigen die sehr geschätzten Blätter aus 
dem Wiener Volksleben aus den Jahren 1805 bis 1812 von. 
Opitz, beziehungsweise Ponheimer und Piringer. Den Schluß 
bildet die Abteilung „Österreichische Topographien", die 
unter addern die große Folge der Donauansichten Jacob Alts in 
vorzüglichen Lithographien .von Ad. Kunike, den Valvasor 
(Topographien von Kärnten und Krain), die erste seltene 
Ausgabe des Merian, das vergriffene Werk „Die alten Straßen 
und Plätze Wiens und ihre hi torischen und interessanten 
Häuser" von Kisch, Weiskerns „Topographie von Nieder- 
öite'ri'eich" enthält. Die Blätter können vom 14. bis 17. No 
vember im Auktionslokale, I., Bognergasse 2, besichtigt 
werden. 
(Ein Rekordpreis.) Die 55. Versteigerung des Kunst 
auktionshauses Albert Ken de in Wien brachte! einen Sensa 
tionspreis, wie ihn der Wiener Kunstmarkt bisher noch nicht 
zu verzeichnen hatte. Der flcyentinische Tondo, Richtung 
des Mainardi, wurde auf K 800.000 gesteigert und ging in 
den Besitz eines großen überseeischen Sammlers über. Der 
wundervolle .Brackeleer wurde von einem Wiener Amateur 
um K 310.000 erworben. Wir kommen auf die Auktion noch 
zurück. 
(Die Auktion bei Glückselig & Wärndorfer.) Bei 
der vom 26. bis 29. Oktober bei Glückselig & Wärndorfer
	        
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