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Ueber die Zeitersparniss bei Anwendung der Maschine konnten die
Besucher der Ausstellung eine Vorstellung aus eigener Anschauung nicht
gewinnen, da die aufgestellte Maschine während der Dauer der Ausstellung
nicht in Thätigkeit gesetzt wurde. Die Ausstellung wurde Dienstag den a0.
v. M. geschlossen.
Geschenk 8.11 (188 Museum. Se. kgl. Hoheit der Fürst Leopold
von Hohenzollern hat die Gnade gehabt, dem Oesterr. Museum eine
sehr interessante große Thonscbüssel zum Geschenke zu machen. Sie gehört
zu der Gruppe von Arbeiten aus dem letzten Drittel des vorigen Jahr-
hunderts, die herkömmlicher-weise mit Gennep (in der holländischen Pro-
vinz Limburg) bezeichnet werden, während verschiedene wahrscheinlich
dem nahegelegenen Dorfe Schaephuysen (bei Mörs in der preußischen
Rheinprovinz), dessen Name früher fälschlich als Schaffhausen gedeutet
wurde, zuzuschreiben sind. Das fürstliche Museum in Sigmaringen ist
besonders reich an derartigen Schüsseln, viele mit Gennep, eine tuit
Schaephuysen bezeichnet, eine Anzahl ohne Ortsnamen aber mit den
Buchstaben G:E:EIE, d. i. Gerrit Evers. Diese letzteren sind, wie in
den "Mittheilungen des Oesterr. Museums" 1892, Heft V, auseinander-
gesetzt worden ist, für Schaephuysen in Anspruch zu nehmen. und zu
ihnen gehört auch die fragliche Schüssel. Auf gelbrother Glasur zeigen
sich mit eingeschnittenen Umrissen und dicken Schmelzfarben (Weiß,
Blau und Gelb) Ornamente und Figuren, in der Mitte die von sieben
Schwertern durchbohrte Jungfrau unter dem Kreuze, den Leichnam Christi
im Schoße haltend, zu beiden Seiten Engel mit Fackeln. Das Stück
dürfte etwa um's Jahr 1780 entstanden sein, und füllt auf's dankens-
wertheste eine Lücke in unserer keramischen Sammlung aus.
Legat an die Kunstgewerbeaohule. Der am 29.Juli d. J. ver-
storbene Bronzewaarenfabrikant Franz Bergman n hat der Kunstgewerbe-
schule des Oesterr. Museums 2000 H. als Capital einer Stiftung zu Gunsten
eines mittellosen Schülers dieser Anstalt gewidmet.
Neu ausgestellt. lm Saulenhofe: Galvanoplastische Nachbildung der Arca
des h. Simeon (I4. Jahrh.) in der gleichnamigen Kirche zu Zara. Die Copie wurde am
kgl. ungarischen Landes-Kunstgewerbemuseum in Budapest ausgeführt. - Im Saal VI:
Schlafzimmer-Einrichtung, vom Erbauer des lhter Majestät der Kaiserin gehörigen
Schlosses Achilleion in Corfu, Raffaelo Carito, nach pompejanischen Motiven entworfen
und von Professor Antonio Cnponetti in Neapel in Nuss-, Eben- und amerikanischem
Ahornholz ausgeführt und auf's reichste mit lntarsien und Bronzen verziert.
Besuch das Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
November von i56t3, die Bibliothek von 2378, und dieVorlesungen von 995 Per-
sonen besucht.
Vorlesungen. Am B. November sprach Custos Eduard Chmelarz über die
Schabkunst-Ausstellung im Oesterr. Museum. Wir werden auf den lnhalt dieser Vor-
lesung in späteren Nummern eingehender zurückkommen.
- Am 22. hielt Prof. Dr. Rudolf Meringer einen Vortrag unter dem Titel lEin
Capitel aus der ältesten Geschichte unseres Wohnhausesu. Die Quellen der Kenntniss
des Wohnhauses hießen fm- die ältesten Zeiten ungemein spärlich. Um so werthvoller
ist es für uns, aus dem Anfange des 9. Jahrhunderts den Plan von St. Gallen zu be-
sitzen, der den Grundriss einer Muster-Klosteranlage gibt, mit eingezeichnetem Mobiliar
und lateinischen Erklarungen. Leider fehlen Aufrisse, so dass manches dunkel bleibt.
Auch die Erforschung der Burguberreste wird wohl noch weitere Aufklärung bringen.
Ein neuer Quell ist die Kenntniss des noch heute immer wieder in sehr alten und ur-
sprünglichen Formen sich erneuernden Bauernhauses, des volksthumlichen Holz- oder
Steinhauses. Das Bauernhaus, welches man das wObCIGBIHSChEI zu nennen sich gewohnt
hat. ist nicht nur durch seine Anlage charakteristisch, sondern auch durch seinen Haus-