An unsere Freunde
und Leser!
Fördern Sie die Interessen der künst^
lerischen Bildung!
Empfehlen Sie die „Hohe Warte“ in
Ihren Kreisen, in den Lokalen, die Sie
besuchen, in den Vereinen, denen Sie
angehören.
Senden Sie Adressen Ihrer Bekannten
zur Beschickung mit Probenummern.
Werben Sie Anhänger für die „Hohe
Warte“, die für alle Interessen der
künstlerischen Kultur arbeitet.
Arbeiten Sie in diesem Sinne mit uns,
senden Sie Photographien, Berichte etc.
zur Förderung der heimatlichen Kultur/-
Interessen.
Fühlen Sie sich als Mitglied der freien
Kulturgesellschaft, zu der alle Am
hänger der „Hohen Warte“ gehören.
Bilden Sie im Anschluß an die „Hohe
Warte“ Ortsverbände zur Förderung
heimatlicher Kulturinteressen, im Sinne
unseres Aufrufes in Heft 14, Jahr/
gang I, Seite 241.
DIE VOLKSWIRTSCHAFT DES
TALENTES.
(Fortsetzung aus den Heften 21 und 22, 23 und 24, 25 und 26,
Seite 353, bezw. 377, bezw. 401, Jahrg. I. und Heft i und 2,
Seite 2, bezw. 17, Jahrg. II.)
Aber von einem solchen Vorhaben war auch in dem amtlichen
Bericht nichts zu finden, so wenig wie etwas davon in der
Praxis zu finden ist. Im Gegenteil. Der amtliche Bericht gibt
die traurige Weisheit zum besten, daß das bisherige schlechte
System das empfehlenswerteste sei, und daß das Wohlbefinden
von Industrie und Handel nur in dem bekannten Grundsatz
von „Billig und Schlecht“ begründet liege, mit anderen Worten,
daß die Entwicklung der Volkswirtschaft nicht durch die
gute und schöne Arbeit gefördert werde, sondern durch die
schlechte und betrügerische, nicht durch die Anerkennung
und angemessene Vergütung der Leistung nach Maßgabe der
Bedürfnisse, sondern durch Ausschindung und Lohnbe'
drückung, nicht durch Menschlichkeit und Gerechtigkeit,
sondern durch Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit, nicht
durch Förderung der Kraft und Entwicklung des Talentes,
sondern durch Mißbrauch des Talentes, durch Hemmung
und Unterdrückung der entwicklungsbedürftigen Kräfte und
Erziehung zur Schwäche und Hilflosigkeit. Freilich ist die
Schwäche nicht mehr ganz hilflos, wofern sie sich zur Masse
organisiert hat und den Kampf gegen die Unterdrückung
führt; aber, wie ein Künstler vortrefflich sagte: „Masse ist
noch nicht Kraft“.
Was also ist in Wahrheit erwiesen? Man muß sich die
Frage sehr eindringlich vor Augen halten, weil sie von nicht
geringer Tragweite ist. Industrie und Handel sind unleugbar
die stärksten motorischen Kräfte der Volkswirtschaft, die je
nach ihrer Anwendung ebenso fördernd als hemmend wirken
können. Wie kommt es also, daß in einer Zeit, da alle
Kräfte der Industrie und dem Handel dienen, die Kultur
immer tiefer in den Zustand der Barbarei und der Trost'
losigkeit versinkt, wie kommt es, daß die hauptsächlichsten
Stätten der heutigen Gütererzeugung, die Fabriksstädte und
Fabriksdörfer, die verhältnismäßig die reichsten Vermögens'
stände aufweisen, zugleich die häßlichsten, traurigen und
unfruchtbarsten Aufenthaltsorte sind, die von der Menschheit
am liebsten gemieden und nur von einer widerwillig aus'
harrenden Einwohnerschaft bevölkert werden. Wie kommt
es, daß der Handel, seit alters ein wichtiger Kultur' und
Zivilisationsfaktor, heutzutage die glänzenden Kaufläden der
Großstädte und die oftmals kostspieligen Wohnungen des
Bürgertums mit einem ganz nichtswürdigen Plunder von
Gegenständen, kunstgewerblichen und künstlerischen Dingen,
die sich bei näherem Betracht fast ausschließlich als elende
Surrogatware entpuppt, angefüllt sind, eitle und lächerliche
Rübezahlgeschenke, die, wenn die Menschheit plötzlich die
Sehkraft bekäme, den Wert vom Unwert zu unterscheiden
(und sie wird diese Sehkraft bekommen, oh, was das betrifft!),
einmal als nichtiges Katzengold erkannt werden, an dem
allerdings das Vermögen der Nation, nicht ihr Geld allein,