und tredend angegeben, auch die zahlreichen Illustrationen sehr belehrend gewählt und
bei ihrer Kleinheit gut ausgeführt. Es ist eigentlich das erste Mal, dass die Ornamentik
so fiir sich und zugleich umfassend, wenn auch in grösster Kiirze, dargestellt wird. Der
Versuch ist darum um so sehiitzcnswerther und wird ohne Frage mit grossem Danlre auf-
genommen werden, zumal das Bediirfniss bei den Fortschritten der kunstindustriellen Be-
wegung von Tage zu Tage steigt. - Ein Versehen wird wohl in der zweiten Auflage
berichtigt werden: in der Unterschrift des Bildes auf Seite 121 muss es Lorenzkirche stntt
Sebalduskirche heissen.
Die Wiener Gewerbe-Genossenschallon im Jahre 1868. Wien, 1869. 8. (B. K. 2561.)
Die Gewerbe-Genossenschaften haben die Aufgabe, für die Erhaltung geregelter Zu-
süinde zwischen den Mitgliedern der Genossenschaft und ihren Angehörigen, insbesondere
in Beziehung auf den Lehr- und Uienstverband zu sorgen, Streitigkeiten auszugleichen, Fach-
schulen zu begründen und zu beaufsichtigen, Kranken- und Unterstiitzungscassen einzu-
richten, den Behörden und Handelskammern Auskünfte und Gutachten zu ertheilen und bei
allen Vorkehrungen der öffentlichen Verwaltung, welche sich auf die Gesamrntheit der Ge-
werbsgenossen beziehen, mitzuwirken. Die vorliegende Brochüre legt statistische Rechen-
schaft darüber ab, wie die Wiener, Genossenschaften im Jahre 1868 dieser Aufgabe nachge-
kommen sind und will damit zugleich ein Wort einlegen für das Kleingewerbe, welches
sich durch die neue Gewerbeordnung bedroht glaubt.
Allgemeine Banzeilung, mit Abbildungen, gegründet von Prof. Ch. L. Förster, re-
digirt von A. Köstlin. Wien, 1870. Verlag von R. v. Waldheim. (B. K. 558.)
Die Bauzeitung tritt ihren fiinfunddreissigsten Jahrgang an. Sie scheint in ein
sicheres Fahrwasser gelangt zu sein, nachdem sie in Herrn A. Köstlin einen fachkundigen _
Rcdacteur gefunden und sich die Mitwirkung der Architekten Ferstel, Hausen und
Fr. Schmidt gesichert hat. Das erste Heft des Jahrganges 1870 bringt gelungene Ab-
bildungen des Ghega-Monumsntes, des neuen Mnsikvereinsgehiindas in Wien und des alten
Schlosses Hschhorn in Pinzgau vor Beginn der Restaurationsarbeiteu.
Kalllgrnphlsehs Denkmale, entnommen Handschrißen böhmischer Bibliotheken, her-
ausgegeben von Dr. F. Skrejiiowsky, gezeichnet von Jos. Scheiwl, Text von
J. Er. Wocel. Prag, 1869. kl. qu. Fol. (B. K. 2534.)
Dieses Werk stellt sich die gewiss sehr dankbare Aufgabe die Anregung zu geben
und zugleich den Anfang zu bilden zu einer mit sachlich genügenden und correcten Illu-
strationen versehenen Herausgabe der böhmischen Kunstdenkmale. Bis zum heutigen Tage
fehlt es an einem solchen auf dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaß stehenden
Werke gänzlich und dessen Zustandekommen wäre von ganz besonderer Wichtigkeit;
bildet ja doch die kunstgeschichtliche Stellung Böhmeus in ihren Beziehungen einerseits
zu Italien und anderseits zu Dlutschland namentlich im 14. Jahrhundert eine der inter-
essnntesten aber doch noch nichtsweniger als aufgehellten Partien der Eutwickelungs-
schichte der neueren Kunst. Den Beginn sollen die Denkmals der Haudschriftmalerei
bilden, und demgemäss bringt das uns vorliegende erste Heft Initialen und Randverzie-
rungen aus dem sog. Wyiehrader Evangeliarium des 12. Jahrhunderts und dem Sedlecer
Antiphonar, beide in der Prager Universitlitsbibliothck; die Abbildungen in xylographi-
sehem Farbeudruck recht sorgfältig ausgeführt. - So weit wiire Alles in der Ordnung,
wenn wir auch gerade die Wahl solcher romanischen Buchstaben zur Pnblicirung nicht
besonders billigen können, denn in Böhmen glibe es Vieles, was der Bekanntmachung drin-
gender bediirfte, als das, wovon gar viele in den letzteren Jahren erschienene Initialen-
werke vollkommen analoge Beispiele bringen; eine kindische Priitension ist es aber, wenn
der ,Text in ihnen Denlrmale einer specifisch "altböhmischen" Kalligraphie erblickt.
Diese Buchstsbenformen sind weder altböhmisch noch altdeutsch, noch altfranzösisch, es
sind eben Lettern, wie sie zu jener Zeit der Herrschaft des romanischen Styles bei allen
Schreiben beinahe des ganzen westlichen Europa in Uebung waren, und wenn sie in
einem in Prag geschriebenen Codex vorkommen, ist dies nur ein Beweis mehr ihrer all-
einen Verbreitung. Anderseits ist es aber noch keinem ernsten Forscher eingefallen,
„die Knnstleistungen des böhmischen Volkes zu negireu oder herabzusetzen", im Gegen-
theil wiirde die Kuustwissenscbaft deren sachgemisse und vom politischen Gezänke des
Tages ungetrübte Darstellung mit Freuden begrüssen. - Wir werden beim Fortschreiten
dieses Werkes auf dasselbe zurückkommen. Der Text ist in drei Sprachen, böhmisch,
deutsch und französisch geschrieben. ,
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