135.
geistigen Genuss gesellt und so von vorn herein dem pruünen Zwecke eine gehobene
Stimmung und eine Weihe verleihen soll.
Am 24. Februar und 3. Mlira endlich beschloss Herr Professor Exner von Maria-
brunn den diesmaligen Gyklus der Vorlesungen. Er sprach, im Anschluss an seine vor-
jährigen Vorträge über das Holz, über die Kunst tischlerei vom technologischen
Standpunkte. Der Besprechung dieses Thema's selbst schickte er die Mittheilung voraus,
dass durch Creirung einer Lehrkanzel für die Technologie des Holzes und die Gründung
eines technologischen Museums an der forstlichen Lehranstalt in Mariabrnnn ein bedeu-
tungsvoller Schritt zur Förderung der Bodenproduction und des Gewerbes geschehen sei.
Zu seinem eigentlichen Gegenstande iibergehend hob der Redner zunächst hervor, dass
dis Construction der Kunstmöbel eben so solid sein müsse wie die der ordinären Einrich-
tungsstiicke, dass die oft angestrebte Maskirung der Construction auf einem fehlerhaften
Principe beruhe, dass aber die Constrnction durch die Decoration wie die Decoration durch
erstere bedingt werde. Er bezeichnete sodann die Unterschiede zwischen der mittelalterli-
chen und der heutigen Constrnctionsweise. An den alten Möbeln sieht man dieselben
sicheren Verbindungen wie an den Daehstühlen, der Leim wurde nur benützt, um einge-
legte Arbeit, Pergament oder dgl. zu befestigen, man verwendete nicht geschnittenes,
sondern gespaltenes Holz und arbeitete die Ornamente aus dem Ganzen heraus. Die Um-
risse waren gerade, die Flächen eben, während in neuerer Zeit die vervollknmmneten
Werkzeuge eine wahre Abneigung gegen gerade Linien und ebene Flächen hervorge-
bracht haben.
Die Herstellung war zeitraubender und kostspieliger als heutzutage, aber auch dau-
erhaßcr und künstlerischen Anschauungen mehr entsprechend. Einduss auf den Styl nahm
die Einführung der Drehbank im 12. und der gepolsterten (anstatt der mit Polstern und
Decken belegten) Möbel im 14. und 15. Jahrhundert. Der Redner nahm dann Gelegenheit,
eine Sammlung chinesischer Werkzeuge vorzulegen und die Abweichungen in denselben
von den unserigen darzuthnn. Zur Decoration und zwar zuerst zur Holzbildhauerei über-
gehend, rügte er als einen Mangel bei der heutigen Möbelfabrication, dass sehr gewöhn-
lich der Holzbildhaner ganz unabhängig von dem Möbelschreiuer arbeitet, wessbalb so oft
Construction und Decoration zu einander im Misrverhültniss stehen. Als das geeignetste
Material für die Hclzbildhauerei bezeichnete er nicht sowohl das härteste, als vielmehr
dasjenige Holz, welches den geringsten Unterschied zwischen Herbst- und Friihlingsansatz
zeigt. Hierauf ging Redner die Eigenschaften der am hliuügsteu gebrauchten Hölzer für
Möbel und Holzschnitzerei durch: das Eichen-, Nuss-, Pdaumbaum-, Zürbeb, Linden-
Mabagonyholz u. s. w.
Das von Franzosen zu kleinen Schnitzarbeiten verwendete Holz des Vogelkirschen-
haumes kommt an Härte und Textur dem Eichen- und Nnssholze gleich, ist aber nicht
zu empfehlen, weil es das Feuer seiner rothen Farbe bald eiubüsst und dem Wurmfrasso
sehr ausgesetzt ist. Von den vielen asiatischen und amerikanischen Holzarten sind nur
wenige für die Holzbildhauerei geeignet: das Ebenholz, sehr haltbar, aber auch schwer
zu bearbeiten, und für gröbere Arbeiten das Mahagony. In China und Japan werden ins-
besondere das Kampherbaum- und das Sandelholz verarbeitet, beide aromatisch.
Nachdem der Redner dann die verschiedenen Werkzeuge für die eigentliche Holz-
bildhaucrei wie für die Relief- und Gravirarbeit besprochen und vorgewiesen hatte, gab
er einen Ueberblick über die Anwendung der Schnitzerei an Möbeln in den verschiedenen
Zeiten und die wechselnde Organisation der betreßenden Arbeiten und erklärte hiebei die-
jenigen neueren Verfahren, welche bei uns noch wenig Eingang gefunden haben, das
Arbeiten mit erhitztem Werkzeuge, das Einbrennen eines Models in aufgeweichtes Holz,
die Pressung vermittelst des Models; ferner das Pressen von Fournieren mit gravirten Me-
tallwslzen (in Wien von Podany ausgeübt), die sogenannte Holzgiesserei, d. b. das Formen
einer Pasta, welche zum Tbeil aus Holsstaub oder Sägespänen besteht, endlich die Sur-
regate: Ornamente aus Zink ctc., ferner die Steinfourniere. Den Schluss der Besprechung
bildete _ die Herstellung und Anwendung der Holzfourniere und das "Fertigmaßhen"
der Möbel. '
Erwähnen wollen wir noch, dass Professor Exner mehrmals Anlass nahm, unsere
Kunsttischler su genauer Beachtung und Beniitzuug der Fortschritte der Mechanik für
ihr specielles Gebiet zu mahnen, da sie nur dadurch mit dem Auslands Schritt
halten können.