ihm recht den Charakter eines Propugnaculnms der Cultur mitten im
Chaos des Barbarenthums verleiht: die Befestigung der Kirchen. Sie
hatte der Colonist in der deutschen Heimat nicht gekannt, erst die trau-
rige Erfahrung des Mongoleneinfalls (1241), weicher die erste Blüthe zu
ersticken drohte, musste sie lehren und dadurch den Siebenbürger Sachsen
eine ganz eigenartige Bauweise schaden, welche in anderen Gebieten zwar
Verwandtes, doch nicht ganz Uebereinstimmendes hat; denn es sind diese
Anlagen nicht blos befestigte, mit Festungswerken gesicherte, sondern
selbst als Festungswerke gebaute Kirchen, welche im Sachsenlande häufig,
aber von den nichtdeutschen Bewohnern Siebenbürgens gleichfalls, nach-
ahmungsweise, errichtet wurden. Von dem Erhaltenen weist übrigens nur
einzelnes mit wenigen Resten auf die romanische Periode zurück. (Fr.
Müller, Mitth. der Central-Comm. 1858-11. 211 f.)
Ehe wir zu mehr kunstrnässigen Denkmälern übergehen, haben noch
die im Eingange bereits erwähnten Holzbanten auf ein näheres Beachten
Anspruch. Bis auf den heutigen Tag haben sich solche sonst seltene Con-
structionen in Siebenbürgen und den benachbarten Bezirken Ungarns
erhalten, auf welch" letztere zuerst Prof. Eitelberger aufmerksam machte.
(Jahrbuch der Central-Comm. 1856. p. 95 Anm.) Eine detaillirte Schil-
derung fanden jene in der Szathmarer Diücese, also unmittelbar Sieben-
bürgen benachbarte Kirchen dieser Art. (Mitth. 1866. 1 f. Hensslmann
in der Oesterr. Wochenschrift 1865, p. 243 E.) In diesen deutsch-unga-
rischen Gebieten erhielt sich dieselbe Bauweise romanischen Grundcha-
rakters seit ältesten Zeiten der Einwanderung so starr und ohne Ent-
wicklung, dass die in Rede stehenden Kirchen, nicht älter als dielMitte
des 18. Jahrhunderts, dennoch ganz die ursprüngliche Anlage im Lauf
eines halben Jahrtausends unverändert bewahren. Die Siebenbürgischen
Holzkirchen hingegen, welche noch bestehen, blieben neben Steinbauten
hie und da aus Armuth der Gemeinden oder anderen zufälligen Ursachen;
wir bemerken also hier Blüthe und Fortschritt über die erste Periode
der Noth hinaus, dort nach derselben Stillstand. Sehr beachtenswerth
bleibt ferner, dass diese Bauten allerdings Holzkirchen dem Materials
nach sind, dass die Verbindung der Bautheile aber Nachahmung der
Steintechnik ist, also zweifellos ein Fortwirken heimischer Reminiscenzen,
welches auch unter dem Druck der Noth und im fremden Stoffe gewohnte
Formen zur Geltung bringt. Auch Holzbauten datiren zum grossen Theil
aus späterer Zeit, erscheinen aber am wichtigsten, da sie allein auftreten,
was in den frühesten Zeiten der Fall war. Von 1287 und 1291 haben
wir Nachrichten, denen zufolge die Zimmerleute nur Einheimische waren.
Obwohl die Colonisten gewissermassen vergessen mussten, was die
Heimat im Norden bereits errungen hatte, sehen wir die herrlichen ker-
nigen Menschen in echt deutscher Weise doch nicht aufgeben, was geistig
längst ihr Eigenthum. Aus den Vätersitzen in die Wilde Sicbenbürgens