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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1870 / 59)

Das was wir als erste rnthe Farbenetufe des Spßctrums empündan, sind 
Aetherschwingnngen, davon 490 Billionen auf die Secunde gehen. Das letzte 
Violett des Speetrnms repräsentirt 800 Billionen. 
Dringt ein Sonnenstrahl durch ein Glasprisma, so werden alle Farbenstufcn 
von ihrer früheren Richtung abgelenkt, gebrochen, wie man sich ausdrückt. 
Die rothe wird 4m wenigsten gebrochen, und liegt deshalb der Richtung 
des uripfllllßlißhen Strahles am nächsten; alle folgenden werden um so mehr 
gebrochen, aus je mehr Schwingungen sie bestehen, und sonach der violette Strahl 
am stärksten. 
Die verschiedene Stärke der Brechung also bringt die Erscheinung der 
Farhenzerlegimg hervor. 
490 Billionen Schwingungen in der Secunde, wie sie das im Spectrum 
zuerst liegende Roth bewirken, können nun unmöglich das Minimum einer Schwin- 
gungssahl, so wenig wie 800 Billionen fiir das letzte Violett das Maximum sein. 
In der That gibt es noch Strahlen, die weniger, und solche, die mehr Schwin- 
gungen machen, diese aber bringen keinen Eindruck mehr auf unser Auge 
hervor, weil sie nicht im Stande sind, die Häute und Flüssigkeiten des Auges zu durch- 
dringen. 
Nach ihrer Lage im Spectrum heisst man sie die vorrothen und die ultra- 
violetten. 
Die ersteren können noch Wärmeersehoinungen bewirken, die letzteren ver- 
mitteln besonders die chemische Thiitigkeit des Lichtes und die Zersetzung der 
Kohlensäure durch die Pilanzenbliitter. 
Sie sehen also, welch' unverliissliche Beurüieiler dieser subtilen Verhältnisse 
unsere Augen sind, für die das Gelb die intensivste Stelle des Spectrums ist und 
die die Strahlen jenseits des Blßtll gar nicht mehr wahrnehmen, wo doch noch ein 
Thermometer, und jenseits des Violette, wo doch noch einige Stiinbchen Chlor- 
silber ganz zweifellos die Anwesenheit von Schwingungen vetrathen. 
Das Licht, erfahren wir so, kann also Wärme erzeugen, so wie es anderer- 
seits chemische Verbindungen zerlegt. 
(Fortsetzung folgt.) 
Bericht der Kuustgewerbeschule am Ende des Schuljahres 1870. 
Im Schuljahre 1869HO war die Kunstgewerbesehule von 120 Schülern, 
u. z. 73 ordentlichen und 47 Hospitenten besucht, ein Verhältnies, welches 
im Vergleiche zum Vorjahre, wo die Zahl der Hospitanten 49, die der 
ordentlichen Schüler 29 wer, ein entschieden günstiges genannt werden 
muss. Die Zulassung der Hoepitanten, wie sie die Statuten verzeichnen, 
erweist sich als sehr piaktiech, indem es eo Kunethendwerkern, die 
mitten in den Geschäften stehen, möglich wird, sich künstlerisch fortzu- 
bilden. Die Zahl der eingeschriebenen Schülerinnen betrug 20, diese 
besuchten die Vorbereitnngsclasse und die Abtheilung für Blumenrnalerei. 
Die meisten der eintretenden Schüler mussten wegen ungenügender 
Vorbildung im Zeichnen in die Vorhereituugsschule gewiesen werden; 
dieselbe wurde von 77 Schülern, darunter 33 Hoepitanten, besucht.
	        
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