teren Firniss, der im Sommer gesammelt wird und zwar von angepHanzten
Stämmen dreimal, wobei die Qualität bei jedemmale geringere Güte hat,
oder einmal von wildwachsenden. Werden indess auch diese dreimal im
Jahre ausgebeutet, so gönnt man ihnen drei Jahre Ruhe. Der Vorgang bei
der Gewinnung des flüssigen Harzes ist hier eben derselbe, wie bei uns
das Tannen- und Fichtenpech von den Bäumen gewonnen wird, während
cultivirte Stämme in besonderer Weise behandelt werden. Man schneidet
nämlich bis zum Marke convergirende Rinnen ein und bringt unten, wo
sie zusamrnenstossen, Muscheln an, so dass in diese Behälter der hervor-
dringende Saft sich sammeln kann. Erschöpften Bäumen wird der Rest
ihres Firnissgehaltes dadurch entlockt, dass man sie in Brand steckt, wo-
bei dann aller Gummisaft, den der Stamm noch besitzt, in kleine Gruben
herabfliesst, die man am Fusse gemacht hat. Am frühen Morgen beginnt
man die Muscheln einzusetzen, deren je ein Arbeiter roo anbringt; nach
drei Stunden sammelt man den darin befindlichen Firniss und beendet dies
Geschäft, denn der bei höherem Sonnenstande ausfliessende Firniss würde
zwar reichlicher kommen, durch die Wärme aber der wässerigen Feuchtig-
keit verlustig gehen, welche nicht vermisst werden kann. Die Arbeiter sam-
meln ihn in ein Gefäss von Bambusholz, das sie am Gürtel tragen; aus
demselben wird das Gesammelte in die Fässchen bei den Händlern gefüllt.
Beide, jene Sammelgefässe und diese grössern Kufen, werden sorgfältig
mit Papier zugedeckt, welches genau nach der Grösse der Oeffnung zu-
geschnitten ist, um Schmutz etc. abzuhalten; es ist aus Hanf gefertigt
und heisst Mau-theou-tchi. Beim Eröffnen dieses Verschlusses ist Vorsicht
nöthig, indem die ausströmenden Dünste die sog. Firnissgeschwüre er-
zeugen, eine überaus schmerzhafte Krankheit des Blutes, welche fast jeder
Arbeiter einmal ausstehen muss. Die Behafteten foltert dabei die uner-
träglichste Glut, namentlich sind lebhafte, cholerische Naturen dem Uebel
ausgesetzt. ln diesen Fässchen hält sich der Firniss beliebige Zeit, wenn
sie in kühle, ziemlich trockene Keller gestellt werden; er hat gleich beim
Ursprung aus dem Baume die Farbe des flüssigen Pechs, bekömmt an
der Luft einen rothen Anflug und wird endlich in Folge seines Wasser-
gehaltes schwarz ohne zu glänzen. Die Chinesen unterscheiden drei Sorten:
Nien-tsi, Si-tsi und Kouang-tsi, so genannt nach den Hauptorten der Ge-
winnung: Nien, Si und Kouang; daher auch die Namen: Nien-tcheou-fou,
Si-tcheou-fou, Kouang-tcheou-fou; tcheou-fou bedeutet eine Stadt vom
ersten Range. Die beiden erstgenannten Gattungen dienen zur Bereitung
des schwarzen Firnisses, Nient-si ist der bessere, wird aber selten rein ge-
wonnen und durch Si-tsi in der Regel ersetzt. Der Bezirk, welcher den
Nient-si liefert, ist wenig umfangreich, auch genügt die Speciß durchaus
nicht für alle Firnissarbeiten, die in China gemacht werden; sein Schwarz
ist glänzender als das des Si-tsi, das Pfund kostet in Peking roo Sous,
während vom Si-tsi dafür drei Pfunde gekauft werden. Der Kouang-tsi fällt
in's Gelbe, ist reiner und freier vom Wassergehalt als jene genannten