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und Rohrkörbe zu Tausenden in den Handel. Die von Kismajteny verfertigen aus
dünnem Ginster Wagenkörbe, und zwar sowohl einfach geflochtene, als auch gemalte.
An einem Punkte der Gemarkung von Kismajteny, dicht an der nach Szatmär
führenden Eisenbahn, steht im Schatten von wilden Birnbäumen das Friedensdenkmal
von Majteny, zu Anfang der Siebziger-Jahre aus Steinen errichtet, die vom Szatmärer
Brückenbau übrig geblieben waren. Es zeigt als Inschrift nur ein Datum: „1. Mai 1711"
— das Datum des Friedensschlusses von Szatmar.
Der Mittelpunkt des westlichen Theiles des Szatmärer Comitats und zugleich
Comitatssitz ist Nagy-Käroly mit etwa 13.000 Einwohnern, darunter 3.000 Refor-
mirten, 2.000 Juden, 1.600 Rumänen, einigen Hundert nichtunirten Griechen und
200 bis 300 Lutherischen; die übrigen sind Katholiken. Es liegt an der von Debreczin nach
Märamaros-Sziget ziehenden Nordostbahn und ist zugleich Ausgangspunkt der nach der
Szilägysäg führenden Zweigbahn, die bereits bis Szilägy-Somlyö reicht. Sein Name
kommt zuerst im XIV. Jahrhundert vor, von allem Anfang in engster geschichtlicher
Verbindung mit der Familie Kärolyi, deren Stammsitz es ist. Als Belohnung für die
kriegerischen Verdienste der Kärolyis erhielt es schon zur Zeit Königs Karl Robert das
Marktrecht und bald auch die Befugniß zu freiem Handel im ganzen Lande. Die Kärolyis
erweiterten die Stadt durch neue Gassen und bauten in ihr unter König Matthias eine
Burg, die sich unter den Kriegswirren der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts zu
einer förmlichen Festung entwickelte. Sie war zwar keine Festung ersten Ranges, wie
Szatmär, bot jedoch immerhin Schutz gegen kleinere feindliche Scharen, die von der
Nylr, vom Ermellek, von Siebenbürgen und der Szilägysäg her häufige Einfälle machten.
Mit 1711 beginnt die systematische Colonisation durch Alexander Kärolyi und
damit eine neue Epoche der Stadtgeschichte. Die neuen Bewohner traten in Wettbewerb
mit den alten. Im Ackerbau thaten sich die vom Grundherrn unterstützten katholischen
Schwaben hervor, im Handel die Juden, in den nationalen Industriezweigen die
magyarischen Calvinisten, wobei jener überall wahrnehmbare Charakterzug, daß der
Gewerbsmann ungarischen Stammes neben seinem Handwerk nach Möglichkeit auch die
Landwirthschaft betreibt, unter den Gewerbsleuten von Nagy-Käroly ebenso vorhanden
war und ist, wie unter denen von Debreczin und Szatmär. Außer den Schwaben siedelte
Alexander Kärolyi auch die Juden systematisch, auf Grund von Verträgen an; 1740 gab
er ihnen 30 Sessionen zum Wohnsitz. Sie mußten einen Richter mit bestimmter Macht
sphäre und Verantwortlichkeit haben, hatten Kauflüden zu eröffnen und waren dem
grundherrlichen Gerichtsstuhl unterstellt.
Die Familie Kärolyi, deren Mitglieder übrigens schon seit dem XVII. Jahrhundert
Obergespäne des Szatmärer Comitates waren, wurde nach dem Szatmärer Frieden die