eine Vntivtafcl aus Holz zum Dank für seine Befreiung aus
Acht und Bann. Sie ist heute noch am Wandpfeiler gegenüber der
Kanzel in erneuerter Form des 17. jahrhunderts erhalten und
zeigt den Herzog mit seinem Freund Hans Wilhelm von Mülinen
unter dem Schutzmantel Mariens. Auch Kaiser Maximilian pil-
gerte oft nach Wilten und machte am 19. November 1514 eine
jagdkerzcnstiftung (vier Kerzen), „damit Wir, unser Holge-
sinde, Gems- und andere Jäger an den Gejaiden (Jagden) und
sonst vor Ungefellen (Unfällen) und Schäden verhütet werden".
Aus dieser Stiftung könnte man, nebenbei gesagt, schließen, daß
der Sage von der Rettung des Kaisers auf der Martinswand doch
eine geschichtliche Begebenheit zugrunde liegt, Auch Erzherzog
Ferdinand II. und Philippine Weiser pilgerten oft nach XWilten,
ebenso der Türkensiegei" Herzog Karl Leopold von Lothringen,
der 1670-1690 Statthalter von Tirol war. 1893 wurde das Gna-
denbild im Namen und Auftrag des Papstes Leo XIII. von Fürst-
bischof Simon Aichner von Brixen feierlich gekrönt, 1957 die
Kirche durch Pius XII. zur Basilika erhoben.
Nach dem geplanten, nicht sehr wesentlichen Umbau der Pfarr-
kirche von 1609, versuchte man von 1727-1729 wieder einen
Umbau der dunklen alten Kirche, deren baufälliger Turm längst
nicht mehr die große Glocke tragen konnte, für die ein eigener
hölzerner Turm erbaut worden war, wie ein Votivbild vom
Jahre 1646 zeigt. Durch Entfernung der vier Pfeiler wurde da-
mals ein einheitlicher Raum geschaffen, die Mauern um acht
Schuh (2,5 m) erhöht, das gotische Gewölbe eingeschlagen und
ein Scheingewölbc auf Latten mit BJFOCKOTTLIITICHICH aufge-
baut. Doch schon 1750 stürzte ein Teil des Gewölbes ein, da die
Mauern doch zu altersschwach waren. So blieb dem Abt Nor-
hert Butljäger und seinem Konvent nichts anderes übrig, als
die ganze Kirche samt dem Turm nicdcrzureißen und einen voll-
ständigen Neubau zu errichten, der heute noch trotz aller Fähr-
lichkeiten, besonders der beiden Weltkriege, in seltener Schöne
vor uns steht.
Der Neubau begann 1751, die Weihe erfolgte am 29. August
1756. Als Baumeister und erfahrener Praktiker wurde der be-
kannte, aus Navis gebürtige Tiroler Kirchenbauer, Pfarrer Franz
de Paula Penz (1707-1772), damals in Telfcs im Stubai, be-
rufen, der außer Wilten noch 13 andere schöne Barockkirehen
in Tirol geschaffen hat (Arzl bei Innsbruck, Weerberg, Schön-
bcrg, Fulpmcs, Gschnitz, Schmirn, 'l"elfcs, Obertilliach, Anras,
Gossensall, Steinach, Neustift im Stubai und die Kirche der Eng-
Pfarrkirche Wilten. Erbaut 1751-1736.
lisclten liriiulein in Brixen). Die (iehilfen von Penz in Willen
waren: als Planzeiehner, Verfertiget" eines plastischen Modells
und als Bildhauer der Pfrontncr josef Stapf (1718-1785), der
aus der Füssener Bauschulc Herkommers und Fischers kam, als
Maurcrmeisler der Innsbrucker Matthias Umhauser, als Zahl-
meister der Stiftsprior Thomas von Penner. Die ganze Bau-
last trug das Stift Wilten, zum Teil unterstützt durch Fuhren
von Bauern aus Willen und durch Arbeitsleistungen weiblicher
Kräfte, allen voran eine besonders kräftige Person, die soge-
Gruntlrifi
Pfarrltirche Wilten. Inneres nach XVesten.
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