Abb. 6: Scngni Gibon (1750-1837),P0-chang
und Ma-tsu. Mönch und Meister.
Abb. Hakuir
Bettler.
Ekaku
(mss_
4768), Dnilo Kokushi als
er in bcwußter Übertreibung seinen jüngern riet, alles totzu-
schlagen, was ihnen den Weg verstelle, sei es selbst der Patriareh
oder der Buddha. Frei sein von allem ist alles. Als Osatsu, eine
Nonne, erkannte, daß sie durch das Lesen der Sutren, der hei-
ligen Schriften, nicht zur Erlösung kommen werde, setzte sie
sich darauf, statt weiterzulesen, und land die volle Billigung
ihres Meisters Hakuin. Der Anlaß zur Erleuchtung aber kommt
von ungefähr und kann von grotesker "Frivialität sein. Kyogen
fand Erleuchtung heim Kehren seines Bambushaines durch den
Ton eines Steines, der an seinen Besen flog; l-lakuin hatte Satori,
als eine ungeduldige Frau, die er anheltelte, ihn auf seine
Mönehskappe schlug; für Hyakujo brachte sie der Schmerz, als
ihm sein unwilliger Meister Baso die Nase verdrehte. Auch im
Zen liegt das Lächerliche oft nahe beim Erhabenen.
Alles nun, was den Inhalt und das Streben des Zeh-Buddhis-
mus ausmacht, auch das Schrofie, bewußt Widerspruchsvolle;
Übertreibende, Groteske und Triviale, das zu seinem äußeren
Wesen gehört, findet sich wiedergespiegelt im Zenga, der Ma-
lerei des Zen. Das Zcnga, wie es die Ausstellung verführt, Setzt
erst am Beginn des 15. Jahrhunderts ein und seine große Zeit
ist erst die 'l"okugawa-Periode (1615 bis 1868 n.Chr.). Malerei
hingegen spielt vom Anbeginn cinc große Rolle im Zen-Bud-
dhismus. So bedeutend ist diese Rolle, daß man umgekehrt sagen
kann, der Zen-Buddhismus hat auf die gesamte ostasiatische
Tusehmalerei einen so entscheidenden Einiluß ausgeübt, daß
sie ohne ihn gar nicht denkbar wäre; wahrscheinlich verdankt
die Tuschmalerei ja sogar ihre Entstehung dem Zen. Seinem
zum Abstrakten neigenden Denken jedenfalls, das den bunten