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Rudolf llxulsncr: „Ich bin F5", W-W. ("I1 und 'l'cmpcrn nul Ilolz ((15011 - N5 um).
Illstnrisrluv-l Museum IIPI Nlulll Wien
nissc, an dessen Horizont untergehende Schlachtschiffe Kriegs-
katastrophen versinnbildliehen; explodierende Weltenkörper ste-
hen für kosmische Katastrophen. Hinter dem Odysseus findet
sich die behütete Landschaft seiner Kindheit; die Wege sind
wie mit dem Lineal gezogen. Das Bild seiner Eltern und sein
eigenes jugendbildnis drückt der Irrfahrer mit inniger Gebärdc
Grün des Gewands, das Grün-Grau-Rosa der Fleischpartic --
an sich. Der Kopf des Odysseus, mit aufgerissenem Mund, kehrt
in der Arche wieder. Die Sorge um das lebende Kind, und die
Trauer um das tote, hat Hausner auf eine sehr direkte XVeise
in den Schädel des Odysseus gemalt. Eine Frau bringt ein Baby
zur Welt, das sich an einem Seil ins Leben hantelt. Aus Ei-
formen, die verschiedene Fruchtbarkeitsstadicn versinnbildli-
chen, werden Welten und Menschen geboren. Das Wliderspiel von
Vitalität und Intellektualität findet in der Darstellung der bei-
den Frauen am Fuß des rechten Bildteils eine neue Abwand-
lung. Die mehr vitale, körperhafte, die mehr iitherisch-gemüt-
hafte Neigung (der Gegensatz hat viele Facetten) treiben ihr
Spiel mit Odysseus .Er wird hier als „kopflose" Person darge-
stellt, als Bügel, an dem Kleider hängen, als Hampelmann
symbolisiert.
Die Architektur des Schiffes ist in einem dunklen, violett-brau-
nen Farbton gehalten, die jugendlandschaft des Odysseus in
einem romantischen Blau-Violett. Ein grellgelbes Lieht strahlt
von unten her, von der Dreieckspitze des Mittelfelds ins Bild
(die formal schärfste Stelle ist auch die farblich schärfste),
strahlt die Weltenkörpcr an, beleuchtet die Blasenform in der
oberen Öffnung der Ärche, verteilt sich über die Gesamtheit
der Szene, faßt die Räume zusammen. Eine subtile, malerische
Kostbarkeit stellt insbesondere auch der Körper des Odysseus
dar. Auf neapelgelbem Tiempera-(Jrund hat llausner chro-
moxydgrüne, blaue und violette Lasuren mit feinsten, gitter-
artigen Strichen übereinander gewebt. Das monstranzhafte Ge-
bilde mit einem dunklen Wcltenkörper darin - Odysseus' Lei-
denskelch - ist gewissermaßen das Wappenzeichen des Bildes,
das gleichwohl an keiner Stelle auch nur die Spur von Sen-
timentalität zeigt. Die krassesten Einzelheiten werden durch
eine großartige künstlerisch-menschliche Bewältigung harmoni-
siert und die Gefahr, rührsclig zu werden, durch den härtesten
Willen zu eben jener Bewältigung gebannt. Überlegen wurde
die Einteilung der Fläche getroffen. Die Trapezform des Spiel-
platzes kehrt in der Form der Monstranz, im Umriß von Innen-
raum und Öffnungen der Arche wieder. Die Gesamtheit der
Darstellung strahlt Ruhe aus, Wohlklang, Gefaßtheit. Das En-
zyklopädische, Epische der Kunst Hausncrs, im Inhaltlichen wie
im Formalen, tritt nirgends überzeugender vor Augen.
„Der Narrenhut" (1956) ist das Bild eines Menschen, den Men-
schen wider seinen Willen zum Narren gemacht, den sie ver-
höhnt, geschändet haben. Ein Papiertsehako wird zur Dornen-
krone. Mit welcher Eindringlichkeit er das wird, das gehört
zum Wunderbaren der Darstellung, deren Ergreifendstes aber
ein Ausdruck der Überwindung von Schmerz ist, dieses Ver-
hauchen, Aushauchen von Schmerz, diese Befreiung, die auf
die äußerste Anstrengung, auf die große Beanspruchung folgt.
„Der Narrenhut" ist das einfachste von Hausners Bildern. Zeich-
nung und Komposition sind von der größten Feinheit und Aus-
gewogenheit. Musik liegt in der Weise, die Waagrechten von
Horizont und Tschakorand durch den S-Sehwung von Nacken-
und Kopflinie miteinander zu verbinden. Seinen eigentlichen
Rang erhält das Bild aber erst durch die Vollendung der
Farbe. Das leuchtende Gelb-Rosa des 'l'scha'kos, das Hell- und
Dunkelbraun des Hintergrunds, fein differenziert, das hellere
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