Seitenansicht des Baues, der in seinem Umriß be-
wußt den schwäbisch-bayrischen Landkirchen ent-
spricht. Ohne Beiwerk wurden nur die einfachsten
Baustoffe gewählt und die symmetrische Gliede-
rung beibehalten.
Blick in den Innenraum und über den Altar hin-
weg auf die Autobahn. Die Genauigkeit der Arbeit
der Baufirma Dyckerhoff und Widmann gestaltete
es, auf Fensterstöcke zu verzichten und im Beton-
lalz grelle Glasflächen einzulassen, die den Blick
auf die Natur, den Himmel und die Autobahn
nicht beeinträchtigen.
wurde daher ein verkehrssicherer Punkt auf der Autobahn zwi-
schen Augsburg und Ulm gewählt, als architektonisches Konzept
ein einfaches Bauwerk aus Beton und Glas und den ortsüblichen
Baustoffen Holz, Ziegeln und Dachplatten.
Das Äußere dieser Kapelle entspricht dem bmriß der schwä-
biseh-bayrischen Gotteshäuser. Die symmetrische Gliederung
war daher unerläßlich. Vom Westeingztng, der durch ein breites
Vordach geschützt ist, gelangt der Besucher in den Kapellen-
raum, an dessen Längswänden sich die Bänke hinziehen und
dessen verglaste Ostwand den Blick, über den Altar hinweg,
auf die Autobahn freigibt. Von rohen Betonstützen getragen,
überdeckt ein Holzdach auf Betonpfetten den offenen Dach-
raum, der sich über dem Altar durch den hinzugenommenen
Turmraum erhöht. Die Umfassungswände sind weiß gekalkt.
Auch die Westwand ist verglast, sodaß bei Tage die Stimmung
im Innenraum der Kapelle von den atmosphärischen Erschei-
nungen der Außenwelt mitverursacht wird. In der Dunkelheit
aber sind es die vorbeiflutenden Lichter der Autos, die Schein-
werfer und roten Sehlußlichter, die ihre Lichtbahnen zu Füßen
des über dem Altar erhöhten Kruzifixus dahinziehen. Auch für
den Altar und das Altargerät ist einfachstes Material verwendet;
Treuchlichter Marmor für den Tisch, Rundeisen für die Leuch-
ter, Kupfer und Stahl für den Kelch, Eichenholz für die Kanon-
tafeln.
Dieser sakrale Raum ist nicht durch dickes Mauerwerk von der
profanen Welt abgegrenzt. Bewußt ist die Welt des Heiligen von
der Welt des Alltages nicht geschieden. Alle technisch-konstruk-
tiven und ästhetischen Gestaltungsprinzipien zielen vielmehr
darauf hin, das Profane wieder mit dem Höheren in Einklang zu
bringen. Vom Nüchternen ausgehend, wurden weder bunte Fen-
ster noch andere illusionistische Mittel angewendet, um die
Hinwendung zum Göttlichen zu erleichtern. Allein die klare
Sicht der Gegebenheiten und die Notwendigkeit, im hastenden
Alltag dem einzelnen an einem Ruhepunkt und im Anblick des
göttlichen Willens Besinnung zu schenken, waren die bestim-
menden Leitgedanken für den Architekten. Als solch ein erster
Versuch kommt dem Bau eine besondere Bedeutung zu, gerade
auch für Österreich, wo ja die Entwicklung der Autobahnen
erst im Anfangsstudium steht.
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