RUPERT FEUCHTMULLER
und den frühen Werken Fischers von llrlach angeregt
ist und dann die schlanken oberitalienischen Arkaturen
Carlones in seine Konzeption einbezieht. Das Stiegen-
haus von St. Florian vertritt diese Stilstufe. Schon aber
Schloß Hohenbrunn bemüht sich um eine Eingliederung
dieser fremden Elemente. Niemals verleugnet Prandtauer
seine schlichte Wandauffasstmg und die plastische Kraft
seiner Gesimse. Auch dann nicht, als er mit Fischer von
Erlach in Hcrzogenburg zusammenarheiiete, in Dürn-
stein und Zwettl Matthias Steinl begegnete und sich mit
Lukas von Hildebrandt um den Neubau von Göttweig
bewirbt. Freilich übernimmt er die Idee der monumen-
talen Palastlassade Fischers und die anmutige Dach-
silhouette Hildebrandts. Dennoch sind seine letzten
Werke, der Kremsmünstererhoi in Linz, die Kirchen von
Ravclsbach und Wullersdorf, ein Bekenntnis zur Tra-
dition, die sich mit den frühen klassizistischen Strömun-
gen berührt.
Die geniale Leistung Prandtauers liegt gleichsam in der
Instrumentation seiner Bauten, in dem Vermögen, ge-
wisse Gegebenheiten zu neuen großartigen Wirkungen
zu führen. Dies zeigen uns die malerischen Blickpunkte,
die sich vom Stiegenhaus in St. Florian ergeben, ebenso
wie die Westfront von Melk. Betrachtet man die kleine
Skizze, die Gallner dem Kapitel von Melk vorlegte, als
1701 für den Neubau des Barockstiftes abgestimmt
wurde, dann steht man bewundernd vor dem vollendeten
Kloster. Wie hatte sich das bescheidene Konzept unter
dem Einfluß eines großen Kunstkreises gewandelt; wie
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